Markus Schwarz – Geschäftsführer von Senecura – Hungernde, verwahrloste, wundgelegene Senioren: Zum ersten Mal seit Bekanntwerden des Pflegeskandals im Heim von Salzburg-Lehen äußert sich die Geschäftsführung des privaten Betreibers. Sie entschuldigt sich bei Bewohnern und Angehörigen und verweist auf Schwierigkeiten wegen der CoV-Krise.
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Pflegeskandal: Senecura entschuldigt sich

Hungernde, verwahrloste, wunde Senioren: Zum ersten Mal seit Bekanntwerden der Missstände im Pflegeheim von Salzburg-Lehen äußert sich die Geschäftsführung des privaten Betreibers. Manager Markus Schwarz entschuldigt sich bei Bewohnern und Angehörigen. Er verweist auf Personalmangel in der CoV-Krise.

Markus Schwarz leitet die Senecura-Gruppe, die in mehreren Teilen Österreichs ihre Heime betreibt. Durch zu viele CoV-Infektionen habe es in Salzburg massive Personalprobleme gegeben, sagt der Manager zur laufenden Debatte.

Frage des ORF: die Volksanwaltschaft war zwei Mal in diesem Salzburger Heim – zuerst im November und dann im April. Jedes Mal wurden Missstände dokumentiert. War Ihnen das egal?

Senecura-Manager Schwarz: Es ist uns nicht egal, und es macht uns sehr betroffen, wenn wir von Missständen in unseren Einrichtungen hören. Ich möchte mich hiermit noch einmal offiziell bei allen entschuldigen, die dadurch Leid ertragen mussten. Wir sind in enger Kooperation mit den Behörden in jeder Form. Und ich versichere Ihnen, dass wir nach den jüngsten Vorkommnissen noch eine Qualitätssicherung gemacht haben.“

Frage: Nach der Kontrolle im April war im Bericht der Volksanwaltschaft auch von einer nur noch 42 Kilo schweren Frau zu lesen, die bis auf die Knochen wundgelegen war und dann später auch im Krankenhaus verstorben ist. Von der Stadt Salzburg heißt es, Senecura habe bis April daneben noch freie Heimplätze an die Stadt gemeldet. Warum haben Sie da noch Bewohner aufgenommen?

Schwarz: Wir haben die Anzahl der Betten reduziert, als wir erste Berichte von Schwierigkeiten im Haus bekommen haben. Wir sind von 90 auf 75 zurückgegangen und haben einzelne Betten, die wiederbelegt werden konnten, in der damaligen Situation wieder gemeldet. Grundsätzlich erfüllen wir alle Personalschlüssel im Haus. Aber damals war wegen der CoV-Welle die Personaldecke sehr dünn. Das hat leider manchmal zu solchen Versäumnissen geführt.

Frage: Warum haben Sie dann nicht schon viel früher um Hilfe gerufen oder die Reißleine gezogen?

Schwarz: Wir haben um Hilfe gerufen, viele interne Ressourcen im Haus zur Verfügung gestellt. Wir haben Mitarbeiter aus anderen Regionen in das Haus gebracht und im Frühsommer bereits dem Vertragspartner Land angeboten, zehn Bewohner in unsere Einrichtungen in der Steiermark zu verlegen. Das wurde aber damals von der Stadt nicht goutiert und in einer anderen Form abgewickelt.“

Frage: Wie wollen Sie sicherstellen, dass es künftig keine Probleme mehr gibt. Es war ja kein Einzelfall, auch in Radstadt und in anderen Bundesländern hat es Probleme gegeben – wie in Niederösterreich und Vorarlberg.

Schwarz: Wir haben als Betreiber von Pflegeheimen eine Fülle von Systemen installiert, die die Qualität genau beobachten. Die machen auch eine Fülle von Reaktionen möglich. Das hat in Salzburg-Lehen leider nicht gegriffen, weil eine CoV-Welle eingeschlagen hat, die wir in dem Ausmaß nicht vorhergesehen haben. Dadurch haben viele Systeme nicht angeschlagen.

Interview: ORF-Redakteurin Katharina Schaber