Teils würden Touren von Profisportlern oder exzellenten Alpinisten medial gut präsentiert, sagt Balthasar Laireiter, Landesleiter der Salzburger Bergrettung: „Solche Touren können allerdings für Männer, Frauen und Jugendliche zu anspruchsvoll sein, wenn sie hobbymäßig unterwegs sind. Das kann sehr schwerwiegende Folgen haben.“
Die Gesamtzahl von fast 800 Einsätzen sei wieder ein starker Zuwachs, so der Bergrettungschef am Samstag bei der landesweiten Jahreshauptversammlung der Einsatzkräfte in Mauterndorf (Lungau).
Mehr als 12.000 Einsatzstunden
Im Vergleich dazu gab es 2022 landesweit 730 Einsätze. Das alpine und hochalpine Unfallgeschehen war noch weit intensiver, weil auch die Teams der privaten Betreiber von Rettungshubschraubern auch 2023 wieder sehr oft unterwegs sein mussten.
Bei der rein bodengebundenen Rettungsarbeit zu allen Tages- und Nachzeiten sowie teils extrem schwierigen Wetterlagen verzeichneten die Salzburger im Vorjahr insgesamt 12.151 Einsatzstunden, 2022 waren es 10.675. Geborgen wurden 726 Personen, 338 davon waren verletzt. 2023 gab es im Bundesland dazu noch 35 Tote in den Bergen, im Jahr zuvor waren es 26.
Frauenanteil mit sieben Prozent weiter gering
Die Bergrettung Salzburg hatte im März 2024 insgesamt 2.104 voll ausgebildete Einsatzkräfte – 1.962 Männer und 142 Frauen. Deren Anteil beträgt damit knapp sieben Prozent. Bei den Teams wünscht man sich, dass sich künftig noch mehr Frauen für dieses Ehrenamt begeistern und engagieren.
Abgelaufener Winter ohne Lawinentote
Sehr erfreulich sei, so Landesleiter Laireiter, dass es in der Wintersaison 2023/24 keine tödlichen Lawinenunfälle gab. Die Zahl der Lawineneinsätze zwischen Dezember bis Ende März stieg mit 16 dennoch. Positiver Trend: Immer mehr Lawinenabgänge werden der Bergrettung gemeldet, auch wenn es keine Verschütteten gab. Dadurch müssen die Bergretter weniger zu Fehleinsätzen ausrücken. Insgesamt gab es in der vergangenen Wintersaison 230 Einsätze bei vielerlei Arten von Unfällen, davon 93 im Pongau (zwei Tote), 69 Einsätze im Pinzgau (vier Tote), 25 Einsätze im Flachgau (zwei Tote), 22 im Tennengau (kein Todesopfer) und 21 im Lungau (zwei Tote).
Übers Jahr betrachtet stehen Wanderunfälle an erster Stelle, danach folgen Wanderer und Bergsteiger, die sich verirrten. Die meisten Verunfallten stammen aus Österreich (164), auf Platz zwei folgt Deutschland mit 133.
Pongau mit den meisten Einsätzen
Die Einsatzstatistik führt der Pongau mit 313 an, gefolgt vom Pinzgau mit 238 und dem Flachgau mit 106. An vierter Stelle liegt der Lungau mit 51, an fünfter Stelle der Tennengau mit 50. Die Bergrettungshundestaffel rückten zu 27 Einsätzen aus, die Salzburger Canyoning-Einsatzgruppe zwei Mal.
Viele Touren schlecht vorbereitet
Eine der Hauptursachen für das Unfallgeschehen sei weiterhin die mangelnde Tourenplanung der Bergsportler, heißt es. „Generell werden viele Einsätze wegen erschwerter Bedingungen durch Nachzeiten, Wind und Wetter technisch und taktisch immer anspruchsvoller“, sagt Landesleiter Laireiter. Eine „Vollkaskomentalität“ spiele dabei oft eine Rolle: „Weil man davon ausgeht, dass man ohnehin versichert ist – und jederzeit innerhalb von 15 Minuten ein Hubschrauber zur Stelle sei. Eine Versicherung schützt zwar vor hohen Kosten, aber nicht vor schlechtem Wetter – wenn Hubschrauber nicht fliegen können.“