Diese Entwicklung sei sehr bedauerlich, betont der Salzburger Politiker. Es gebe auch aus der Sicht der Flugsicherheit sehr große Zweifel an der geplanten Digitalisierung mit IT-Kameras und sonstigen Sensoren, deren Daten künftig nach Wien laufen sollen. Auf Flughäfen wie in Salzburg und Innsbruck – wo es im Gebirge immer wieder besonders schwierige Bedingungen gebe – sei die praktische Erfahrung lokal und regional verwurzelter Fachleute besonders wichtig, so Schnöll.
„Lokale Fachleute unentbehrlich“
Eine Automatisierung und Zentralisierung gehe hier zu Lasten der Flugsicherheit. Der Landeshauptmannstellvertreter verweist dabei auch auf ein internes Gutachten des regionalen Salzburger Betriebsleiters von Austro Control. Dieses liegt dem ORF vor. Laut dieser Studie wären eklatante Qualitäts- und Sicherheitsmängel mit der geplanten und teils schon laufenden Umstellung verbunden.
Fachliche Kritik in internen Gutachten
Der Salzburger Vize-Regierungschef verweist auf ein weiteres und ebenfalls internes Gutachten bei Austro Control, das von einem ihrer früher leitenden Experten in Wien erstellt wurde. Darin wird heftige Kritik an den Plänen geübt. Bestenfalls eigne sich das neue Zentralsystem als Prototyp. Zudem wird seine Zulässigkeit gemäß der Vorgaben der EU-Luftfahrtbehörde in Frage gestellt. Ähnliche höre man von Experten aus dem benachbarten Deutschland.
Es könnten irreführende oder gar falsche Wetterdaten bei schwierigen Flugbedingungen in alpinen und hochalpinen Regionen zu einem „nicht tragbaren Sicherheitsrisiko“ führen, so Schnöll.
Umgeleitete Flüge: „Umwelt- und Nervenbelastung“
Weiteres Resultat dieser Umstellung seien wirtschaftliche Nachteile für das Land Salzburg als Tourismusregion: „Bei ausschließlicher Anwendung der neuen Sensorik und den daraus hervorgehenden Fehlinformationen, müsste eine Vielzahl an Flügen von Salzburg nach München oder Linz umgeleitet werden. Das bringe hohe Zusatzkosten für alle Beteiligten und erhöhe des Kerosinverbrauch im Flugbetrieb. Es gebe mehr zeitliche und nervliche Belastung der Passagiere sowie erhebliche Mehrbelastung der Umwelt.
Zudem gingen der Region Salzburg mit der Absiedelung des Flugwetterdienstes sehr hochwertige Arbeitsplätze in Richtung Wien verloren, was auch aus der Sicht des Föderalismus nicht tragbar sei, betont Stefan Schnöll.
Stellungnahme des Verkehrsministeriums
In Salzburg würden schon seit mehr als zwei Jahren regelmäßig solche so genannten „remote Flugmeteorologie-Services“ erbracht, heißt es dazu aus dem Kabinett der ressortzuständigen Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) in Wien – auf Anfrage des ORF Salzburg. Die Politikerin ist Koalitionspartnerin von Schnölls ÖVP-Parteifreunden in der Bundesregierung:
„Die Austro Control steht auch mit dem Flughafen Salzburg in ständigem und gutem Kontakt und Austausch, um den Remote-Betrieb zu evaluieren und weiter zu entwickeln. Es gab keinen Fall in den vergangenen Jahren, seit der Remote-Betrieb in Salzburg gestartet wurde, in dem ein Flugzeug deswegen zu einem anderen Flughafen ausweichen musste.“
Insgesamt werde dieser Flugwetter-Remote-Betrieb an österreichischen Flughäfen bereits seit neun Jahren durchgeführt, so die Darstellung aus dem Kabinett von Ministerin Gewessler: „Auch von anderen Flughäfen ist uns kein Zwischenfall bekannt. Die meteorologischen Systeme entsprechen dabei den höchsten technologischen Anforderungen und internationalen Standards. Sie stellen die bestmöglichen Wetterinformationen zur Verfügung.“