Marius Gersbeck vor Gericht in Salzburg
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Gericht

Hertha-Tormann: 40.000 Euro Geldbuße statt Verurteilung

Eine Geldbuße von 40.000 Euro statt einer Verurteilung – so hat am Donnerstag am Landesgericht Salzburg der Prozess gegen den deutschen Profifußballer Marius Gersbeck geendet. Der 28-jährige Tormann von Hertha BSC Berlin verprügelte beim Trainingslager in Zell am See (Pinzgau) einen Eishockeytormann und verletzte ihn schwer.

Reumütig gabe sich Gersbeck am Donnerstag vor Gericht. Es tue ihm sehr leid, sagte er zur Richterin. Er wolle sich bei dem Opfer der Prügelattacke entschuldigen, was er auch gleich im Gerichtssaal tat.

Die beiden Torleute – einer beim Hertha BSC in der zweiten deutschen Fußball-Bundesliga, der andere beim EK Zell am See in der zweithöchsten österreichischen Eishockeyspielklasse – gaben sich in sportlicher Manier die Hand. Danach zahlte der gebürtige Berliner noch während des Verfahrens 40.000 Euro bei Gericht ein.

Noch nicht rechtskräftig

Gersbeck bleibt dadurch unbescholten, es erfolgt keine Eintragung in das Strafregister. Nach der noch an Ort und Stelle beglichenen Rechnung wurde das Verfahren endgültig eingestellt. Die Diversion ist zwar noch nicht rechtskräftig, ein Einspruch der Staatsanwaltschaft gilt aber als nicht sehr wahrscheinlich.

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Marius Gersbeck im Landesgericht Salzburg
APA/BARBARA GINDL
Marius Gersbeck bei dem Prozess in Salzburg
Marius Gersbeck im Landesgericht Salzburg
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Der 28-Jährige bekannte sich schuldig und zahlte 40.000 Euro Strafe an das Gericht
Marius Gersbeck im Landesgericht Salzburg
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Zuvor habe er dem Opfer eine großzügige Schadenwiedergutmachung gezahlt, hieß es bei dem Prozess

Richterin: Verantwortung für Tat übernommen

Damit kaufe sich Gersbeck aber nicht frei, sagte die Richterin. Der Angeklagte habe die Verantwortung für seine Tat übernommen, es läge keine schwere Schuld vor. Dazu komm eine gewisse Provokation durch das Opfer. Der Angeklagte sei unbescholten und habe bereits im Vorfeld eine großzügige Schadenswiedergutmachung in nicht bekannter Höhe geleistet. Zudem sei Gersbeck nach dem Vorfall auch von Hertha BSC suspendiert, also ebenfalls bestraft worden.

Dass die Sache so friedlich endet, war freilich nicht abzusehen: Denn die Attacke im Sommer am Rande eines Hertha-BSC-Trainingslagers in Zell am See war heftig. Gersbeck soll sich am Abend aus dem Hotel geschlichen haben, um mit Ultras des Berliner Fußballclubs auszugehen. In einem Lokal soll der 28-Jährige dann mit einem Einheimischen aneinandergeraten sein.

Mehrere Brüche im Gesicht

Der Streit eskalierte laut Anklage im Freien. Der Fußballer schlug dem 22-jährigen Pinzgauer mit der Faust mehrmals ins Gesicht. Der Mann prallte gegen einen Postkasten und blieb bewusstlos liegen. Laut Freundin des Opfers soll der Fußballer dann noch das wehrlose Opfer mit den Füßen getreten haben. Der Pinzgauer wurde ins Tauernklinikum Zell am See eingeliefert. Er erlitt mehrere Brüche im Gesicht. Die Entschuldigung seines Angreifers nahm er am Donnerstag trotzdem an.

Fall schlug hohe Wellen

Der Fall schlug nicht nur in dem Fußballverein hohe Wellen. Europaweit berichteten TV-Sportsender wie Sky und Sport 1 und große Zeitungen wie die „Frankfurter Allgemeine“, die „Bild“-Zeitung und Fachmagazine wie „kicker“ über den Fall: Vom „Prügel-Skandal“, „Prügel-Eklat“ bis hin zum „Prügel-Profi“ war die Rede. Bei dem Prozess wegen schwerer Körperverletzung lag die Strafdrohung immerhin zwischen sechs Monaten und fünf Jahren Haft.

Club: „Zweite Chance“ für Tormann nicht ausgeschlossen

Der gerichtlich bisher unbescholtene Torhüter Gersbeck, Vater dreier kleiner Kinder, ist seit dem Vorfall vom Mannschaftstraining seines Clubs suspendiert. Nicht nur wegen der polizeilichen Ermittlungen, sondern auch weil er sich unerlaubt vom Teamhotel entfernt hatte, wie der Verein damals in einer Clubmitteilung informierte.

Doch nach dem Ende des Prozesses sagte Hertha BSC zu einem möglichen Comeback des Tormanns: „Bei dieser Sachlage schließen wir unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten nicht aus, dass Marius Gersbeck eine zweite Chance erhält. Wir werden dies intern besprechen und zeitnah entscheiden“, sagte Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich kurz nach dem Prozess gegen Gersbeck am Donnerstag.

Der 28-Jährige war erst für die Saison 2023/24 vom Karlsruher SC zu seinem Jugendverein nach Berlin zurückgekehrt und sollte die junge Mannschaft auf dem erhofften Weg zurück in die Bundesliga anführen. Zurzeit liegt Hertha BSC ja im Mittelfeld der zweiten deutschen Liga.