In Stellungnahmen bzw. Aussendungen von Bürgerliste, NEOS und KPÖ in den letzten Tagen und Wochen war davon die Rede, zum Beispiel die Franz-Stelzhamer-Straße für Feingold umzubenennen, weil der oberösterreichische Heimatdichter und Schriftsteller Stelzhamer ein Antisemit gewesen sei. Und weil die Stelzhamer-Straße in der Nähe der Salzburger Synagoge sei, wo Feingold als Präsident der Kultusgemeinde tätig war. Daneben wurde auch die Valkenauer-Straße in Salzburg-Aigen als Möglichkeit für eine Umbenennung genannt.
Der Salzburger Marko Feingold war mit 106 Jahren der älteste Überlebende des Holocaust in Österreich und Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in der Landeshauptstadt. Der Modehändler und Sozialdemokrat hatte die vier NS-Todeslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald überlebt. Er half nach dem Krieg Tausenden jüdischen Emigranten und trat bis zuletzt als Aufklärer, Mahner und Versöhner in Erscheinung.
Markus Grüner-Musil von der Bürgerliste versteht nicht, weshalb der Antrag auf Straßenbenennung für Feingold nun vom Salzburger Gemeinderat nicht angenommen wurde. In dem Antrag wurde kein schon bestehender Straßenname genannt: „Was Marko Feingold betrifft, werden wir sicher nicht aufhören, eine gute Straße zu suchen. Auch im Sinne der Familie."
Auinger versteht Kritik nicht: „Feingold-Straße kommt“
Diese Vorgangsweise stößt wiederum beim zuständigen Ressortchef und sozialdemokratischen Vizebürgermeister Bernhard Auinger auf Unverständnis. Der Vizebürgermeister betonte, es werde sicher eine Feingold-Straße geben. Dass man die Verdienste Feingolds würdigt, stehe völlig außer Frage. Bis Jahresende sei die Prüfung von rund 40 nationalsozialistisch belasteten Straßennamen in Salzburg abgeschlossen. Dann werde einer davon in Marko-Feingold-Straße oder -Platz umbenannt – und zwar in Abstimmung mit Witwe Hanna Feingold, sagte der Vizebürgermeister.
Außerdem gibt es laut Auinger ab kommendem Jahr eine von Land und Stadt finanzierte Feingold-Stiftung, die seine Arbeit als Mahner vor dem Nationalsozialismus vor allem an Schulen weiterführen werde.
Blick in unser Archiv
Die letzte größere Debatte Feingolds mit Salzburger Politikern fand im Herbst 2018 zu diesem Thema statt – via salzburg.ORF.at und ORF Radio Salzburg.
Existenz der jüdischen Gemeinde bedroht
Die Israelitische Kultusgemeinde Salzburg wird immer kleiner und ist in ihrer Existenz bedroht. Die meisten Mitglieder sind schon älter oder hochbetagt. Salzburgs Juden hoffen auf Hilfe der Politik, um ein künftiges Ende ihrer Gemeinschaft abzuwenden – mehr dazu in salzburg.ORF.at (29.10.2018).
Gemischte Reaktionen: Israelische Experten für Salzburg?
Salzburgs SPÖ auf Landesebene, Grüne, NEOS, Teile der ÖVP und die Uni machen nun Vorschläge, um die gealterte Israelitische Kultusgemeinde zu retten. Einige Politiker befürworten den Zuzug junger Wissenschaftler und Techniker aus Israel – mehr dazu in salzburg.ORF.at (12.2.2019).
Seine Stimme nachhören
Feingold als Gast im Radio Cafe von ORF Salzburg zu seinem 105. Geburtstag – gesendet am 26.5.2018. Story mit Link zu MP3-Stream der längeren Sendung.
Gedenken an jüdische Flucht über die Alpen
Einer unglaublichen Flucht über das Hochgebirge beim Krimmler Tauernpass wird alljährlich in Salzburg gedacht. Im Sommer 1947 waren rund 5.000 Juden vom Pinzgau über die Alpen marschiert. Fluchthelfer war damals Feingold, Überlebender von vier NS-Konzentrationslagern – mehr über eine dieser Gedenkveranstaltungen in salzburg.ORF.at (23.6.2017).