Existenz der jüdischen Gemeinde bedroht

Die Israelitische Kultusgemeinde Salzburg wird immer kleiner und ist in ihrer Existenz bedroht. Die meisten Mitglieder sind schon älter oder hochbetagt. Salzburgs Juden hoffen auf Hilfe der Politik, um ein künftiges Ende ihrer Gemeinschaft abzuwenden.

Präsident der Kultusgemeinde in Salzburg ist der hochbetagte Marko Feingold, ein Überlebender von vier Todes- und Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Seine Aufgabe als Sprecher der jüdischen Minderheit macht ihm mit 105 Lebensjahren zwar noch immer Freude. Aber selbst wenn er aufhören wollte, er könne und dürfe seine insgesamt nur noch ein paar Dutzend Mitglieder umfassende Glaubensgemeinschaft nicht im Stich lassen, sagt der Salzburger: „Wir sind fast nur ältere Semester. Ich habe keine Nachfolger. Ich kann auch gar nicht abgewählt werden. Es gibt nämlich niemanden, der mich abwählen könnte."

Marko Feingold

Gerald Lehner

Feingold ist kein Rabbiner, sondern weltlicher Ehrenamtler als Chef der Salzburger Gemeinde

„Experten aus Israel gegen Fachkräftemangel“

Feingold weiß von eigenen Reisen nach Israel und aus der internationalen Presse, dass auch israelische Wissenschafter und Ingenieure weltweit führend sind - in Computertechnik, Internet, Naturwissenschaften und Medizin: „Beispielsweise stammen viele moderne und weltweit beliebte Anwendungen für Smartphones, Tablets und andere Computer von dort. Auch in der Medizin tut sich viel Neues in Jerusalem, Tel Aviv und anderen Universitätsstädten.“

Feingold träumt davon, dass Politik, Wirtschaft, Forschungs- und Wissenschaftsbetrieb in Österreich und Salzburg einige junge Experten und ein paar Familien aus Israel durch gute Bedingungen abwerben könnten - auch als Mittel gegen den heimischen Fachkräftemangel in Gegenwart und Zukunft. Dem ORF sagte Feingold vor kurzem, noch immer hoffe er auf die Unterstützung durch Landes- und Bundespolitik für die ohnehin sehr kleine Kultusgemeinde:

Hanna und Marko Feingold

Gerald Lehner

Der Präsident mit Ehefrau Hanna Feingold, die ihn organisatorisch unterstützt

„Sie wissen, wie viele Fachleute hier in der österreichischen Wirtschaft mittlerweile notwendig wären. Da brauche ich nicht viel mehr dazu zu sagen, es wäre eine große Chance auch für Salzburg. Der frühere Landeshauptmann Hans Katschthaler hatte uns schon einmal die Hilfe für ein solches Modell zugesagt. Ich hoffe, dass nun die amtierende Regierung in dieser Richtung aktiv werden könnte."

Keine jungen Leute mehr

Jüdische Jugendliche oder Kinder gibt es in Salzburg mittlerweile überhaupt keine mehr, seit eine aus Übersee nach Salzburg zugezogene Familie nach Wien übersiedelt ist. Nur noch 31 - meist ältere Menschen - nehmen an Gottesdiensten in der Salzburger Synagoge teil.

Synagoge in der Lasserstraße Stadt Salzburg

ORF

Die Synagoge in der Lasserstraße ist religiöser Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde

Kaum noch Gottesdienste

Zur Bezahlung eines eigenen Rabbiners - wie noch vor 15 Jahren - fehlt den insgesamt nur noch 51 Mitgliedern in Salzburg schon lange das Geld. Es reicht ab und zu noch für die Anreise eines jüdischen Vorbeters aus Wien, der dann in Salzburg ehrenamtlich arbeitet.

Feingold ist zuletzt durch einen Unfall gesundheitlich stark zurückgeworfen worden, befindet sich aber auf einem guten Weg der Besserung, wie er betont.

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

Links: