Das entsprechende Material liegt dem ORF und der Wiener Stadtzeitung Falter vor. Der Chirurg Egbert Ritter ist einer der Spezialisten, die wegen der Querelen mit Primar Suda das Unfallkrankenhaus verlassen haben.
„Auch Geschäftsführer war voll informiert“
Auch der Geschäftsführer des UKH sei schon vor drei Jahren über die zwischenmenschlichen und fachlichen Probleme informiert gewesen, betont Ritter: „Alle Mitarbeiter, die damals in Pension gegangen sind – und wir hatten damals einen ziemlich Pensionsschub, die sind zum Ärztlichen Chef oder zum Wirtschaftsdirektor gegangen. Sie haben ihm erzählt, was Sache ist. Sie haben wirklich Klartext gesprochen. Also, es war bekannt.“
„Er drohte mit Klage … wir waren verlassen.“
Ritter suchte nach eigenen Angaben selbst auch das Gespräch: „Ich war beim Direktor und habe ein lange Gespräch mit ihm geführt, über alle Dinge, die schief laufen. Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht und ihn gebeten, das im Vertrauen zu behandeln. Kurz darauf bekam ich ein Mail, da wurde mir mit Klage gedroht und mit Konsequenzen. Und er ist auch zum Primar Suda gegangen und hat ihm alles erzählt.“
Das habe dann auch eine Hilflosigkeit des Teams hinterlassen, so Ritter: „Wir hatten niemanden mehr, dem wir vertrauen können. Wir waren komplett auf uns allein gestellt – wie verlassen.“
Stellungnahme der AUVA
In der Stellungnahme im Namen des angesprochenen Geschäftsführers heißt es zu der Klagsdrohung:
„Dem vorausgegangen war ein Gespräch, in dem sich der Mitarbeiter zunächst vertraulich, später in weiterer Folge auch gegenüber der Kollegenschaft mehrmals abfällig über den Abteilungsleiter für Traumatologie und Orthopädie geäußert hat. Seitens des Landesstellendirektors wurde der Mitarbeiter darauf aufmerksam gemacht, dass Vorwürfe geprüft und belegt werden müssten, er andernfalls rechtliche Schritte nicht ausschließen könne. Die Vorwürfe wurden damals umfassend geprüft. Der Prüfbericht konnte keine Verfehlungen feststellen. In einem darauffolgenden anonymisierten Kontroll-Panel, an dem auch der betroffene Mitarbeiter teilgenommen hatte, wurden die Vorwürfe nicht erneut erhoben.“
Chirurgen kritisieren Untätigkeit des Managements
Als dann später zwei Dutzend Ärzte in einer Unterschriftsliste wieder Alarm schlugen, sei wieder nichts geschehen. Das sagen jene Chirurgen, die vergangene Woche im ORF an die Öffentlichkeit gingen. Wie berichtet werfen sie Primar Suda vor, zum Beispiel Privatpatienten bevorzugt zu haben.
Als Reaktion auf deren Vorwürfe hat die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) als Krankenhausträger angekündigt, sich von dem Primar trennen zu wollen. Dieser war bis Montag auf Urlaub und für den ORF persönlich nicht erreichbar.
Ab heute ist – wie berichtet – die interne Revision im Unfallkrankenhaus tätig, um wörtlich „eine genaue, unabhängige Prüfung sämtlicher bestehender Vorwürfe und damit in Zusammenhang stehenden in der Vergangenheit gesetzten Maßnahmen einzuleiten.“ Wie lange diese Untersuchung dauern wird, das werde sich zeigen, heißt es.
Weitere Ärzte des UKH meldeten sich
Inzwischen hat sich ein halbes Dutzend UKH-Ärzte beim ORF gemeldet. Man wolle die Vorwürfe der sieben anderen Chirurgen untermauern, so die Stellungnahmen dieser Mediziner.