2008 beschloss die Stadt Salzburg, ihre eigene Vergangenheit im Nationalsozialismus zu erforschen. So begann damals das Stadtarchiv, die dunklen Kapitel systematisch aufzuarbeiten. Nun ist das Projekt abgeschlossen. Herausgekommen ist eine Buchreihe mit acht Bänden.
Penible NS-Bürokratie begünstigt Forschung
Die Nazis hatten auch Salzburg fest im Griff – und damit auch die Festspiele und den Mozartkult. Auf dem Residenzplatz gab es eine große Bücherverbrennung. Frauen und Männer von Universitäten und Archiven sowie Zeitzeugen haben an der Entstehung der Salzburger NS-Dokumentation mitgewirkt.
Die Suche nach Zeitzeugen wurde dabei immer schwieriger, sagt die Historikerin Sabine Veits-Falk, Leiterin des Salzburger Stadtarchivs: „Natürlich war uns bewusst, dass uns allmählich diese Menschen wegsterben. Es wurden noch Interviews für das Projekt geführt. Manchmal sind wir auch zu spät gekommen.“
Schriftverkehr mit Hinterbliebenen der Mordopfer
Von grausamer Nützlichkeit für die Forschung war auch die von den Nationalsozialisten penibel betriebene Bürokratie.
Selbst die mörderischen Verbrechen der Euthanasie seien in allen Einzelheiten festgehalten worden, betont der Historiker Peter Kramml: „Die Akten dieser Schicksale sind erhalten, wirklich akribisch bis zur Abrechnung der Urne, die man den Hinterbliebenen hinterlassen hat. Da war dann eine kleine Karte des Stiefvaters eines getöteten Mädchen. Da ist dann auch die Mutter verschwunden. Und er schreibt dann dem Magistrat der Stadt: Habt ihr sie jetzt auch umgebracht?“
Umstrittene Straßen-Namen weiter virulent
Mit den nun vorgelegten acht Bänden über die Salzburger NS-Geschichte soll die Aufarbeitung nicht enden. Zentrales Thema bleibe die anhaltende Ehrung von bekannten Nazi-Größen durch Straßennamen. Diese sorgen fast acht Jahrzehnte nach Kriegsende immer noch für Diskussionen.
Dem Nationalsozialismus – von 1945 bis in die Gegenwart – widmet sich sogar ein eigener Band der nun vorgelegten Sammlung. Insgesamt umfasst die Buchreihe zum Nationalsozialismus in der Stadt Salzburg knapp 3.400 Seiten.