Seit 2007 hat das Personenkomitee allein in der Stadt Salzburg 509 Erinnerungssteine zum Gedenken an von den Nationalsozialisten ermordete Menschen verlegen lassen. Künftig liegt ein weiterer und immer stärkerer Fokus auf den Tätern von damals.
Verantwortliche für 1.500 Tote
„Wir wollten wissen, wer während der NS-Zeit für den Tod von mindestens 1.500 in Stadt und Land Salzburg lebenden Personen verantwortlich war“, sagt der Historiker Gert Kerschbaumer, der die Liste „Täterspuren“ recherchiert hat. Dabei habe man sich zunächst auf Vertreter von Polizei und Justiz beschränkt: „Das sind Männer und Frauen, ohne die der Terror nicht hätte ausgeführt werden können, auch wenn er von anderen angeordnet worden ist.“
Die Liste enthält Namen von Salzburger NS-Tätern und kurze biografische Eckdaten samt den wichtigsten Karrierestationen in der braunen Justiz und im damit verbundenen Unterdrückungsapparat.
Ihre Opfer kamen in Folterzentren der Gestapo, Gefängnissen, Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis in vielen Teilen Europas ums Leben – manche auch im KZ Mauthausen im unteren Mühlviertel nordöstlich von Linz, der Lieblingsstadt des „Führers“ und gebürtigen Oberösterreichers Adolf Hitler:
Keine Namen von Juristen auf Todesurteilen
„Täter hinterlassen spärliche oder gar verborgene Spuren“, betont Kerschbaumer. Auf den Meldungen der Kriegsgerichte in Salzburg über vollstreckte Todesurteile nach Berlin fehlen etwa die Namen der Täter. Zugleich hätten viele Juristen gegen Kriegsende ihre Akten vernichtet, um sich ihrer Verantwortung zu entledigen.
„Von den 24 Juristen, die in den Kriegsjahren im Justizgebäude Salzburg als Kriegsrichter fungierten, lassen sich bis jetzt bloß vier Österreicher namhaft machen, die Todesurteile gefällt haben“, sagt der Historiker.
Nach dem Krieg machten viele weiter Karriere
Auf Kerschbaumers Liste finden sich auch Täter, die in der Zweiten Republik unabhängig von ihrer Verstrickung in dokumentierte NS-Verbrechen wieder Karriere machen konnten. Ein Salzburger Magistratsdirektor, ein Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele, Richter, Anwälte und Polizeibeamte sind dabei, die nach 1945 ihr Leben und den Lebensabend unbehelligt in Salzburg verbrachten, betont der Wissenschafter. Sie seien nie für ihre Taten im Nationalsozialismus zur Verantwortung gezogen worden.
Die nun erstmals publizierte Namensliste finden Sie hier: