Prozess Landesgericht
Vera Reiter/APA
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Gericht

Verbrechen ohne Leiche: Einer der Ungarn gesteht

Ein Geständnis gibt es nun im Prozess gegen zwei Ungarn zu dem verschwundenen Autoverkäufer. Der jüngere Bruder im Alter von 20 Jahren gab Dienstagnachmittag eine Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu – bei einer Rauferei mit dem Iraker, der seinen BMW an die Ungarn verkaufen wollte.

Der andere Angeklagte im Alter von 26 Jahren streitet hingegen weiterhin alles ab. Beide Halbbrüder raubten laut Anklage sehr wohl das Auto des Irakers in der Stadt Salzburg. Sie hätten ihn auch getötet, so die Staatsanwaltschaft.

Im Kofferraum des BMW wurden Blutspuren des Opfers gefunden, ebenso auf einem Handtuch in der Wohnung des Hauptangeklagten. Donnerstag und in der übernächsten Woche soll der Prozess dann weitergehen.

Die beiden Ungarn stehen seit Dienstagvormittag wegen schweren Raubes mit Todesfolge vor einem Geschworenengericht in Salzburg. Die Halbbrüder sollen den 31-jährigen Iraker am 2. Jänner 2023 in der Stadt Salzburg bei einem vereinbarten Autokauf beraubt und getötet haben. Die Leiche wurde bisher nicht gefunden. Der ältere und bisher unbescholtene Angeklagte bekannte sich nicht schuldig.

Höchststrafe wäre lebenslänglich

Eine Dolmetscherin sorgte dafür, dass die beiden Ungarn, die zwar gut Deutsch sprechen, tatsächlich auch jedes einzelne Wort verstehen, denn es droht bis zu lebenslange Haft. Auch wenn der Iraker, der den Geländewagen verkaufen wollte seit 330 Tagen vermisst wird, ist für die Staatsanwaltschaft klar, der 31-Jährige ist nicht mehr am Leben. Im Kofferraum seines Autos haben Kriminalisten massive Blutspuren des Opfers gesichert, ebenso auf einem Handtuch in der Wohnung des Hauptangeklagten.

31-Jähriger Iraker spurlos verschwunden

Der Iraker hat bis zu dem vermeintlichen Autoverkauf täglich mit seinen Eltern telefoniert, für seine Verlobte noch Lebensmittel gekauft. Sein Handy war zuletzt in der Kinogarage beim Bahnhof, dem mutmaßlichen Tatort eingebucht. Seitdem fehlt von dem 31-Jährigen jede Spur, Bargeld und Kleidung fanden die Ermittler in seiner Wohnung, der Verlobten habe er gesagt, er übergebe jetzt das Auto dem Käufer.

BMW im Internet zum Kauf angeboten

Der 26-jährige Erstangeklagte und sein in Ungarn vorbestrafter Halbbruder wohnten zur Tatzeit in einer Wohnung im Salzburger Stadtteil Elisabeth-Vorstadt. Den Ermittlungen zufolge hatte der Iraker seinen BMW-SUV seit Oktober 2022 um 17.000 Euro im Internet zum Kauf angeboten. Die Halbbrüder bekundeten zum Jahreswechsel ein Kaufinteresse. Vor dem 2. Jänner trafen sie sich noch in der Wohnung des Opfers in Bad Reichenhall im angrenzenden Bayern.

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Die Salzburger Polizei sucht dringend einen abgängigen Mann. Der Fall stehe in Zusammenhang mit schwerem Raub mit Todesfolge, sagen die Ermittler. Eine tatverdächtige Person sitze in U-Haft. Das Auto des Vermissten wurde gefunden. Wer kann dazu Hinweise geben?
Polizei
Die Salzburger Polizei sucht dringend einen abgängigen Mann. Der Fall stehe in Zusammenhang mit schwerem Raub mit Todesfolge, sagen die Ermittler. Eine tatverdächtige Person sitze in U-Haft. Das Auto des Vermissten wurde gefunden. Wer kann dazu Hinweise geben?
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Die Salzburger Polizei sucht dringend einen abgängigen Mann. Der Fall stehe in Zusammenhang mit schwerem Raub mit Todesfolge, sagen die Ermittler. Eine tatverdächtige Person sitze in U-Haft. Das Auto des Vermissten wurde gefunden. Wer kann dazu Hinweise geben?
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Die Salzburger Polizei sucht dringend einen abgängigen Mann. Der Fall stehe in Zusammenhang mit schwerem Raub mit Todesfolge, sagen die Ermittler. Eine tatverdächtige Person sitze in U-Haft. Das Auto des Vermissten wurde gefunden. Wer kann dazu Hinweise geben?
Polizei

Laut Staatsanwältin Elena Haslinger wurden der Kauf und die Übergabe des Wagen in einer Tiefgarage beim Salzburger Hauptbahnhof (Elisabeth-Vorstadt) abgewickelt. Die beiden Ungarn sollen bereits zuvor den Entschluss gefasst haben, den Wagen zu rauben. Es sei davon auszugehen, dass der Iraker im Zuge der Übergabe des Fahrzeuges an die Angeklagten zu Tode gekommen ist. Dabei sei ihm auch die Armbanduhr geraubt worden. „Seit 330 Tagen gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm“, gab Haslinger zu bedenken. „Die Leiche wurde an einen unbekannten Ort gebracht.“

Handy-Standortdaten in der Elisabeth-Vorstadt

Die Freundin des Irakers meldete den 31-Jährigen am 3. Jänner bei der Polizei als vermisst. Er war am 2. Jänner mit den gewünschten Einkäufen – Milch, Toilettenpapier und Blumenkisten – nicht mehr nach Hause gekommen. Am selben Abend wollte das verlobte Paar noch in einem Restaurant zu Abend essen. Laut Staatsanwältin gab es keine Anzeichen dafür, dass der Mann sein Leben habe beenden wollen. Die letzten Standortdaten des Handys des Irakers wurden am Nachmittag des 2. Jänner in der Elisabeth-Vorstadt ermittelt. Weitere Erhebungen ergaben, dass die beiden Ungarn von Nußdorf am Haunsberg bis Großgmain im Flachgau herumgefahren sein dürften. Eine Suche nach der Leiche durch Polizisten, Spürhunde, Drohnen und Hubschrauber brachten keinen Erfolg.

DNA-Spuren im Auto

Der BMW wurde am 17. Jänner sicherstellt. Im Kofferraum wurden Blutspuren des Irakers entdeckt. Im Innenraum des Wagens lag die Armbanduhr des Vermissten, darauf haften DNA-Spuren des Erstangeklagten, so die Staatsanwältin. Weitere Blutspuren des Opfers wurden auf einem Handtuch in der Wohnung in der Stadt Salzburg bei einer Hausdurchsuchung am 19. Jänner sichergestellt, in der die beiden Ungarn gewohnt hatten.

Der Erstangeklagte, der zuletzt als Zahlkellner gearbeitet und laut seinem Verteidiger auch genug Geld verdient hatte, wurde am 21. Jänner festgenommen, sein Halbbruder im Februar. Er stellte sich damals der Polizei. Seinen Angaben zufolge hat er immer wieder seinem Vater in Ungarn in der Landwirtschaft geholfen.

Widersprüchliche Aussagen

Die Untersuchungshaft verbrachten die Halbbrüder in verschiedenen Justizanstalten. Ihre Angaben waren bisher widersprüchlich, wie die Staatsanwältin feststellte. Der Verfahrenshelfer des Erstangeklagten sagte heute, der 26-Jährige habe mit dem Verschwinden des Opfers nichts zu tun. Der Autokauf habe tatsächlich in der Wohnung des Ungarn in Anwesenheit seines Halbbruders und des Irakers stattgefunden. „Er wusste aber nichts von der Absicht seines Bruders, ihn zu berauben“, sagte der Anwalt. Der Erstangeklagte selbst meinte, viele der Vorwürfe würden nicht stimmen. Er habe das Auto nicht geraubt, und er habe auch mit dem Tod des Irakers nichts zu tun. „Ich wollte meinen Bruder schützen“, sagte er zur vorsitzenden Richterin Bettina Maxones-Kurkowski.

Der Prozess ist für drei Tage anberaumt. Nach dem Auftakt am Dienstag soll am Donnerstag weiterverhandelt werden. Beim nunmehr angeklagten Raub mit Todesfolge ist der Strafrahmen gleich wie bei Mord: Bis zu 20 Jahre Haft oder lebenslang. Die Urteile gegen die zwei Ungarn sollen spätestens nächste Woche fallen, heißt es im Landesgericht.