Schauspielerin Deleila Piasko und Schauspieler Philipp Hochmair
APA/Tobias Steinmaurer
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Kultur

Deleila Piasko ist die neue Buhlschaft

Die 32-jährige gebürtige Schweizerin Deleila Piasko wird die neue Buhlschaft in der „Jedermann“-Neuinszenierung bei den Salzburger Festspielen 2024. Sie wurde am Freitag vorgestellt. Auch Philipp Hochmair als Jedermann und Regisseur Robert Carsen wurden offiziell bestätigt.

Die 1991 in der Schweiz geborene Piasko studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und hatte erste Engagements an der Volksbühne, in Bern und in Dresden. Sie war von 2019 bis 2022 Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater.

Die Schauspielerin ist auch in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen – unter anderem in der Sky-Serie „Die Ibiza Affäre“, dem ZDFneo-Thriller-Serie „Der Schatten“ und der Netflix-Serie „Transatlantic“. Dort sei er auf sie aufmerksam geworden, sagte Regisseur Carsen am Freitag. Er habe auch weitere ihrer Auftritte, die er im Streaming gesehen habe, bewundert.

Zu der Festspielrolle, die traditionell mit großer Aufmerksamkeit verbunden ist, sagte Piasko: „Ich versuche, möglichst frei und unvoreingenommen reinzugehen.“ Sie fühle sich sehr geehrt, die Buhlschaft spielen zu dürfen und Teil dieser großen Theatertradition zu werden.

Deleila Piasko, Robert Carsen und Philipp Hochmair bei der Präsentation ,,Jedermann 2024"
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Deleila Piasko, Robert Carsen und Philipp Hochmair (v. l. n. r.)

Hochmair sprang schon 2018 für Moretti ein

Dass Hochmair den „Jedermann“ spielen wird, war schon Ende Oktober inoffiziell bekannt geworden. Der heute 50-Jährige war schon bei den Festspielen 2018 in fünf Vorstellungen sehr kurzfristig für den erkrankten Tobias Moretti eingesprungen und für eine fulminante Leistung gefeiert worden. Mit dem „Jedermann“-Stoff ist er spätestens seit 2013 vertraut. Seine Rockversion „Jedermann Reloaded“ entstand damals für das Young Directors Project in Salzburg. Mit der Band Die Elektrohand Gottes trat er in dieser Version, in der er fast alle Rollen selbst verkörpert, bereits an vielen Orten auf – sogar im Wiener Stephansdom.

„Ein Traum geht in Erfüllung“, sagte Hochmair am Freitag über sein erneutes Engagement in Salzburg.

Erfahrener Opernregisseur übernimmt Inszenierung

Für die Regie des „Jedermanns“ wurde der 69-jährige Kanadier Robert Carsen am Freitag offiziell vorgestellt. Er hat viel Erfahrung vorzuweisen – so inszenierte er im Jahr 2004 bei den Salzburger Festspielen Richard Strauss’ „Der Rosenkavalier“, hinterließ aber auch mit einigen Inszenierungen im Theater an der Wien seine Handschrift – etwa mit einer triumphalen „Platee“ von Jean-Philippe Rameau 2014 und drei Jahre später mit Alban Bergs „Wozzeck“. 2005 inszenierte er „Manon Lescaut“ an der Wiener Staatsoper und die Verdi-Oper „Troubadour“ auf der Seebühne in Bregenz. Bei den Pfingstfestspielen 2024 wird er in Salzburg Mozarts „La clemenza di Tito“ auf die Bühne bringen.

„Ich mache nicht wirklich einen Unterschied zwischen Theater und Oper“, sagte der international gefragte Opernregisseur bei der Pressekonferenz am Freitag.

Die Schauspielchefin der Salzburger Festspiele Marina Davydova, Intendant Markus Hinterhäuser, Regisseur Robert Carsen, Philipp Hochmair Deleila Piasko bei Pressekonferenz (v.l.n.r.)
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Festspiel-Schauspielchefin Marina Davydova und Intendant Markus Hinterhäuser bei der Präsentation am Freitag

Gemeinsam mit Carsen wird Luis F. Carvalho die Bühne verantworten und die Kostüme designen. Rebecca Howell übernimmt die Choreografie. Jedermanns Mutter wird von Andrea Jonasson gespielt, Christoph Luser übernimmt in einer Doppelbesetzung den Guten Gesell und den Teufel, Kathleen Morgeneyer die Werke und den armen Nachbar. Dominik Dos-Reis spielt den Tod, Kristof van Boven den Mammon, Christoph Krutzler den Dicken Vetter, Julia Windischbauer ist der Glaube. Joseph Lorenz verkörpert den Schuldknecht, Nicole Beutler des Schuldknechts Weib. Die Besetzungen seien in enger Abstimmung gemeinsam erfolgt, sagte Intendant Hinterhäuser. Man habe Carsen jeweils Vorschläge vorgelegt, aus denen er ausgewählt habe.

Aufregung, weil Produktion von 2023 abgesetzt wurde

Um den „Jedermann“ hatte es zuletzt einige Aufregung gegeben. Die ursprünglich vorgesehene Wiederaufnahme der von Regisseur Michael Sturminger inszenierten Produktion von 2023 mit Michael Maertens in der Titelrolle wurde kurzfristig zugunsten einer Neuproduktion abgesagt. Grund dafür waren die teils negativen Reaktionen bei Publikum und Medien. Mehr dazu in Knalleffekt: „Jedermann“-Team abgesetzt (salzburg.ORF.at; 22.10.2023)

„Jedermann“: Neue Buhlschaft vorgestellt

Bei einer Pressekonferenz hat sich der kanadische Regisseur Robert Carsen, der die „Jedermann“-Neuinszenierung bei den Salzburger Festspielen 2024 übernimmt, den Fragen der Medienvertreterinnen und -vertreter gestellt. Zudem wurde auch bekanntgegeben, dass die in der Schweiz geborene Schauspielerin Deleila Piasko die neue Buhlschaft sein wird.

„Individuelle Lösungen“ für Vorjahresensemble

Die Absetzung hat auch zu Aufregung bei den betroffenen Ensemblemitgliedern geführt. Die Tischgesellschaft von 2023 habe ein neuerliches Angebot für 2024 bekommen, sagte der kaufmännische Leiter der Festspiele, Lukas Crepaz. Überhaupt sei man mit dem Vorjahresensemble in Gesprächen und sei „zuversichtlich, dass wir auch individuelle Lösungen finden werden, je nachdem, wie weit die Verhandlungen bei welcher Rolle gekommen waren“. Man habe auch schon einige Einigungen erzielen können. Im Gespräch mit der APA betonte Crepaz, dass die Produktion 2024 inklusive der Auszahlung aus dem Vorjahr bestehenden Ansprüche im Rahmen eines normalen „Jedermann“-Neuproduktionsbudgets bleiben werde.

„Wir wollen uns nicht freimachen von Verpflichtungen, die wir tatsächlich eingegangen sind. Wir sind kein Hire-und-Fire-Unternehmen, das sind wir definitiv nicht“, sagte Intendant Hinterhäuser. „Alle, die Anspruch haben, werden so behandelt, wie es sich gehört.“ Man entlasse sich auch nicht selbst aus der Verantwortung, habe aber die Situation sehr genau analysiert, ehe man sich zu den gesetzten Schritten entschlossen habe.