Leonhard Kocher
Land Salzburg
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Politik

Neue Bürgermeister schwer zu finden

Schon vor den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im Jahr 2024 hat es in jeder sechster Salzburger Gemeinde schon einen Wechsel beim Bürgermeister gegeben. Oder es ist schon jetzt klar, dass bisherige Männer und Frauen nicht mehr antreten. Gleichzeitig wird es landesweit immer schwieriger, überhaupt Kandidaten zu finden.

Die Nachwuchsprobleme liegen an der zunehmenden Fülle von Aufgaben, bürokratischen und juristischen Verschärfungen und ander steigenden Komplexität des Zusammenlebens generell – auch auf dem Land.

„Man muss auch Patriot sein“

Die Brennpunktthemen in vielen Gemeinden sind Kinderbetreuung und Pflege. Zu wenig Betreuungsplätze und Personalmangel beschäftigen die Bürgermeister immer stärker. Gibt es Probleme in
Einrichtungen der Gemeinden, dann seien Amtsträger auch persönlich dafür haftbar, sagt Bernhard Auernigg, Vizebürgermeister von Piesendorf (ÖVP): „Man muss ein bisschen Patriot auch sein und im Blick haben, den Ort weiterzubringen. Jeder weiß, dass man sich auf keinen einfachen Job einlässt."

Katharina Promegger ist neue Bürgermeisterin von Radstadt (ÖVP): „Ich möchte als Bürgermeisterin für alle da sein. Es ist mir Recht, ob es da große Herausforderungen gibt."

Katharina Prommegger
Stadtgemeinde Radstadt
Neue Bürgermeisterin Promegger in der Metropole des Ennspongaues

Zahlreiche Großprojekte abzuarbeiten

Gerade in kleineren Gemeinden gibt es wenig Personal und dennoch vielfältige Aufgaben. Dort ist man auch auf Untersützung durch den Gemeindeverband angewiesen. Auch ohne gute Vernetzung mit der Landespolitik wäre vieles nur schwer umsetzbar, sagt Leonhard Kocher, Bürgermeister von Ramingstein (ÖVP): „Wir haben einige große Projekt in der Gemeinde laufen. Das sind natürlich sehr interessante Aufgaben. Man braucht ein gutes Amt und einen guten Amtsleiter. Dann ist das auf alle Fälle machbar."

Salzburgs Gemeinden stehen wegen der hohen Wirtschaftskraft und geringer Schulden im bundesweiten Vergleich wirtschaftlich sehr gut da. Die Bürgermeister haben in Salzburg im Ländervergleich die meisten Kompetenzen. Damit ist aber auch sehr große Verantwortung verbunden. Und der Job sei nicht leichter geworden.

Immer mehr Rechtsanwälte mit im Spiel

Deshalb werde die Suche nach Nachfolgern immer schwieriger, sagt Christian Struber, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau: „In den 16 Jahren, in denen ich selbst Bürgermeister war, hatte ich keine Bauverhandlung mit einem Rechtsanwalt. Heute sind bei Bauverhandlungen von Gemeinden drei Rechtsanwälte dabei – vom Einschreiter, von der Gemeinde und von einem Nachbarn. Es hat sich gravierend verändert. Das schreckt viele ab, dieses Amt zu übernehmen."

Affäre des Gemeindebundpräsidenten in NÖ

Dazu kommt noch die jüngste Affäre rund um den Gemeindebundpräsidenten und Bürgermeister Alfred Riedl in Niederösterreich, der sein Amt wegen fragwürdiger Grundstückgeschäfte zuletzt ruhend stellte.