Flammen auf dem Dach der Handelsakademie in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
ORF/Arnold Klement
Gericht

HAK-Millionenschaden: Dachdecker freigesprochen

Montagnachmittag sind zwei Dachdecker beim Bezirksgericht Salzburg freigesprochen worden. Sie mussten sich wegen des Großbrandes der Handelsakademie in Salzburg-Lehen im vorigen Sommer verantworten. Die Männer seien unschuldig, weil es für sie nicht einsehbar war, dass der morsche Dachstuhl in Brand geriet – auch bei Kontrollen nicht.

Die nun Dachdecker sind 42 und 49 Jahre alt und stammen aus Deutschland. Ihre Freisprüche sind nicht rechtskräftig, weil der Bezirksanwalt als Vertreter der Anklage keine Erklärung abgab.

„Bei Flämmarbeiten bleibt immer ein Restrisiko“, stellte einer der beiden vom Gericht konstultierten Sachverständigen fest. Bei der Verhandlung wurde am Montag auch von Fachleuten im Detail geschildert, dass man das Ende der 1970er-Jahre gebaute Dach nicht vom Gebäudeinneren begehen und kontrollieren konnte.

Ankläger gab keine Erklärung ab

Die beiden Männer mit langjähriger Berufserfahrung, die damals Bitumenplatten am Dach mit Propangasbrennern verschweißt haben, sollen laut Anklage nach der Arbeit nicht vorschriftsgemäß kontrolliert haben, ob sich durch die Hitzebildung Baustoffe entzündet haben.

Sie beteuerten dagegen im Ermittlungsverfahren stets ihre Unschuld.

Prozess drehte sich um Kontrollen beim Flämmen

Einem Gutachten zufolge haben die Beschuldigten 30 Minuten nach den Flämmarbeiten das letzte Mal kontrolliert, ob sich etwa Glimmstellen gebildet haben oder ein Brandgeruch wahrzunehmen war. Sie hätten jedoch den gesamten Arbeitsbereich mehrmals und länger beobachten müssen, und zwar auch zwei Stunden nach getaner Arbeit, hieß es. Da stand das Dach allerdings schon in Flammen.

Die zwei Dachdecker schilderten dem Richter, dass sie um 10.45 Uhr die Flämmarbeiten beendet hatten und bis 11.30 noch auf der Baustelle waren. In diesem Zeitraum hätten sie den Arbeitsbereich mehrmals kontrolliert und dabei weder einen Brandgeruch noch sonst etwas Verdächtiges wahrgenommen. Als sie nach circa einer Stunde von der Mittagspause in einem Wirtshaus zur Schule zurückgekehrt sind, sei bereits die Feuerwehr an Ort und Stelle gewesen.

Fotostrecke mit 29 Bildern

Nachteinsatz bei Dachbrand auf der Handelsakademie in der Stadt Salzburg
Berufsfeuerwehr Salzburg
Die Löscharbeiten dauern die ganze Nacht
Nachteinsatz bei Dachbrand auf der Handelsakademie in der Stadt Salzburg
Berufsfeuerwehr Salzburg
Auf dem Dach sind vier Schichten Bitumen und eine Dämmungsschicht angebracht
Nachteinsatz bei Dachbrand auf der Handelsakademie in der Stadt Salzburg
Berufsfeuerwehr Salzburg
Das bringe eine „enorme Brandlast“, so die Feuerwehr
Brennendes Dach der Handelsakademie Salzburg Lehen Montagabend
ORF/Gros
Auch Montagabend (gegen 19.15 Uhr) war die Rauchsäule noch deutlich zu sehen
Schaulustige am anderen Salzachufer betrachten brennendes Dach der Handelsakademie Salzburg Lehen Montagabend
ORF/Gros
Das Feuer zog auch am gegenüberliegenden Salzachufer Schaulustige an
Brennendes Dach der Handelsakademie Salzburg Lehen Montagabend
ORF/Gros
Ein „Brand aus“ sei nicht vor Mitternacht zu erwarten, hieß es von der Feuerwehr
Feuerwehrleute auf Hebebühne im Brandeinsatz bei der Handelsakademie in der Stadt Salzburg
ORF
Die Löscharbeiten sind kompliziert – vor allem wegen der Sandwichkonstruktion des Daches
Feuerwehrleute im Brandeinsatz bei der Handelsakademie in der Stadt Salzburg
ORF
Löschwasser wird auch aus der Salzach entnommen
Feuerwehrleute im Brandeinsatz bei der Handelsakademie in der Stadt Salzburg
ORF
Der Wasserschaden an der HAK werde deshalb „erheblich“ sein, erwartet die Feuerwehr
Brennende Handelsakademie in der Stadt Salzburg von oben
ORF
Der Rauch beeinträchtigt seit Stunden den gesamten Stadtteil
Brennende Handelsakademie in der Stadt Salzburg von oben
ORF
Auf dem Dach der Schule brennen Bitumenbahnen
Rot Kreuz Helfer bei Brandeinsatz bei der Handelsakademie in der Stadt Salzburg
ORF
Ein Großaufgebot an Einsatzkräften ist an Ort und Stelle – verletzt wurde bislang niemand
Rauchschwaden und Feuer auf dem Dach der Handelsakademie in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Rauchschwaden und Feuer auf dem Dach der Handelsakademie in Salzburg Lehen
Flammen auf dem Dach der Handelsakademie in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Wegen zu großer Gefahr wurden die Feuerwehrleute vom Dach abgezogen
Flammen auf dem Dach der Handelsakademie in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Flammen auf dem Dach der Handelsakademie in Salzburg Lehen
Flammen und Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Neuwirth-Hemmers
Der Rauch ist weitum zu sehen. Anrainer sollen deshalb die Fenster geschlossen halten, empfiehlt die Feuerwehr.
Flammen und Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Gaisecker
Flammen und Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg-Lehen
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg-Lehen
Drehleiter der Feuerwehr und Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Die Feuerwehr war mit dem Drehleiterfahrzeug im Einsatz
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg-Lehen
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg-Lehen
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg-Lehen
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg-Lehen
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Feuerwehrleute beim Bekämpfen des Brandes
Feuerwehrleute auf dem Parkplatz der rauchenden HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Feuerwehr auf dem Parkplatz der HAK
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Feuerwehrleute beim Bekämpfen des Brandes
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Feuerwehr beim Bekämpfen des Brandes
Rauch auf dem Dach der HAK in Salzburg Lehen
ORF/Arnold Klement
Feuerwehrleute beim Bekämpfen des Brandes
Brand Schule
Simon Rieser
Der Rauch war weitum zu sehen

Dachdecker sah morsches Holz

Ein Beschuldigter erzählte noch, dass er während seiner Arbeiten bei einem Gully am Dach morsches Holz festgestellt hat. Und er habe im Dach ein Kabel entdeckt, „das nicht zulässig war“. Laut Verteidiger Christoph Rother haben die Beschuldigten alle Vorschriften eingehalten. „Sie waren auch mit den erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen wie Wasserkübel und Feuerlöscher ausgestattet.“

Der Richter wollte von den beiden anwesenden Sachverständigen wissen, ob die Dachdecker alles richtig gemacht haben oder ob es etwas geändert hätte, wenn sie den Arbeitsbereich noch länger kontrolliert hätten. Ein Experte antwortete, dass der Dachraum nicht einsehbar gewesen sei und deshalb eine Nachkontrolle aufgrund der speziellen Dachkonstruktion sehr schwierig gewesen wäre.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement
Der Großeinsatz dauerte für die Feuerwehren von mehr als 12 Stunden.
Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement
Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement
Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement
Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement
Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement
Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement
Brand Lehen Schule
ORF/Arnold Klement

„Auch Schwelbrand wäre unentdeckt geblieben“

Mit „sehr großer Wahrscheinlichkeit“ wäre der entstehende Schwelbrand auch bei einer längeren Beobachtung zunächst unentdeckt geblieben. Und falls man Rauch gesehen hätte, hätte man das Feuer nicht mehr mit einem Wasserkübel oder Feuerlöscher löschen können.

Schließlich kam der Richter aufgrund der Erläuterungen der Sachverständigen zu dem Ergebnis, dass es auch nichts geändert hätte, wenn die beiden Dachdecker länger auf der Baustelle geblieben wären.

Die Bundesimmobiliengesellschaft, die Eigentümerin des Gebäudes ist, wurde mit ihren Ansprüchen in Höhe von 10.000 Euro vom Gericht auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

Was damals geschah

Das Feuer brach zu Mittag auf dem Dach auf einer 1.100 Quadratmeter großen Bitumenfläche aus. Die Flammen breiteten sich auf das obere Stockwerk der Schule aus. Mehr als 100 Feuerwehrleute standen im Löscheinsatz. Verletzt wurde niemand. Der Schaden ging allerdings in die Millionenhöhe.

Die rund 500 Schüler werden nun bis zur geplanten Fertigstellung der Sanierung des Gebäudes im Jahr 2025 in Containern am Sportplatz von den rund 50 Lehrkräften unterrichtet.

Im Februar hatte die Staatsanwaltschaft Salzburg einen Strafantrag gegen die zwei unbescholtenen Bauarbeiter eingebracht.