Produkte, in denen chemisches Nikotin steckt, boomen gerade bei Jugendlichen, sagt Karoline Gsell von der Salzburger Ärztekammer, die Sprecherin des schulärztlichen Dienstes: „Die Werbung sagt, sie seien so viel gesünder als Zigaretten. Es sind Lösungsmittel dabei, und auch Nikotin allein hat schädliche Wirkung. Die Geschmacksrichtungen sind gleichzeitig für Jugendliche extrem ansprechend.“
Expertin sieht „schwere Entzugserscheinungen“
Weil sich kein Tabak in den Beuteln befindet, sondern „nur“ Nikotin, dürfen die Substanzen weiterhin auch beworben werden. Wie schädlich die Inhaltsstoffe wirklich sein können, zeige sich am Suchtverhalten von Jugendlichen, so die Expertin Gsell: „Es geht um so hohe Dosen von Nikotin, dass ich bei Jugendlichen schwere körperliche Symptome sehe, wenn sie auf Entzug von Nikotin sind. Manche schaffen keine Schulstunde ohne solche Beutelchen.“
Langfristige Studien gebe es noch zu wenig, kritisieren auch Vertreter der Elternvereine. Gesetzlich verboten ist der Erwerb und Konsum von Tabak-Produkten für alle unter 18 Jahren. Weil in den Nikotinbeuteln nur noch künstliches Nikotin enthalten ist, fallen diese Produkte nicht unter das bisher geltende Gesetz.
Svazek: „Bund beim Jugendschutz sehr behäbig“
Das Land Salzburg habe gegen Nikotinbeutel schon ein neues Jugendschutzgesetz im Landtag beschlossen, betont die zuständige Vize-Regierungschefin Marlene Svazek (FPÖ): „Es gibt neun verschiedene Jugendschutzgesetze in Österreichs Ländern. Es wäre eine bundesweite Lösung wichtig. Der Bund ist da aber sehr behäbig. Deshalb haben wir in Salzburg die Initiative ergriffen. Wir hoffen, dass die Bundesregierung jetzt bald zustimmt, damit das Gesetz in Kraft treten kann.“
Hoffnung auf rasches O.K. aus Wien
Frühestens ab 1. Juni könnte nun dieses Nikotinbeutel-Verbot in Salzburg gelten. Bis dahin soll die Schuljugend noch besser über die Gesundheitsgefahren aufgeklärt werden.