Renaturierter Teil der Weitwörther Au
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Umwelt & Klima

Weitwörther Au: Mehr Arten, auch bei Mikroben

Fast zehn Jahre lang ist die Weitwörther Au im Flachgau renaturiert worden, die Bauarbeiten wurden 2022 beendet. Jetzt finden sich dort Tier- und Pflanzenarten nach und nach wieder ein. Wiesenblüten, Kräuter und Vogelscharen und auch neue Bakterienarten bevölkern die Au.

Die Zone B der Weitwörther Au erblüht gerade jetzt im Frühjahr: Die Schwalben nutzen die Tümpel und jagen die vielen Insekten, die wieder ihren Lebensraum in Weitwörth gefunden haben. Vor zwei Jahren sah es hier noch ganz anders aus: Die Wiesen mussten umgegraben, neue Tümpel mussten angelegt werden.

Die Samen für Kräuter und seltene Wiesenblumen wurden im ganzen Flachgau geerntet, um sie hier wieder anzusiedeln, schilderte Bernhard Riehl, Projektleiter vom Land Salzburg: „Jetzt wachsen hier in Zukunft die Blumen und Gräser, die dort genau hinpassen in die Region, weil die genetisch einfach perfekt passen und an das Klima angepasst sind. Viele Zielarten, Blumen, Gräser wachsen schon in der Au: Margerite, Flockenblume, Glatthafer, Klappertopf und so weiter. Und es werden noch mehr dazukommen, also hat es funktioniert.“

Fotostrecke mit 4 Bildern

Renaturierter Teil der Weitwörther Au
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Die Arbeiten in der Weitwörther Au wurden 2022 abgeschlossen
Renaturierter Teil der Weitwörther Au
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Seitdem wächst das Ökosystem nach
Renaturierter Teil der Weitwörther Au
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Auch seltene Bodenbrüter sollen sich hier wieder ansiedeln
Frauen schauen in Mikroskope
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In den Gewässern wurden Zigtausende Bakterienarten entdeckt

Spezialmähgerät, damit Gelände nicht zum Wald wird

Auch wenn sich die Natur hier frei ausbreiten soll, braucht es ein wenig Pflege für die 20 Hektar Wiesenlandschaft, damit sie nicht zuwachsen und zu Wald werden: „Wir haben auch ein spezielles Mähgerät angeschafft“, ergänzte Riehl. „Das ist ein Doppelmessermähwerk wie eine Schere, und das mäht sehr schonend, sodass auch viele Insekten und kleine Wesen den Mahdvorgang überleben, sodass das auch nachhaltig in der Nutzung und in der Pflege ist.“

Hecken, Ackerböden und freie Wiesenflächen wechseln sich in dem renaturierten Teil ab, damit sich dort auch seltene Bodenbrüter wieder ansiedeln, so der Projektleiter: „Zum Beispiel für den Neuntöter, für die Dorngrasmücke oder für das Rebhuhn – Arten, die so diesen Wechsel aus offen und gehölzt, also diese Übergangslandschaften wollen. Und da müssen wir jetzt noch ein bisschen uns gedulden, bis sich alles entwickelt, und schauen und hoffen, dass sich diese Arten dann noch einstellen und ansiedeln.“

Renaturierung der Weitwörther Au

Bakterienvielfalt wird untersucht

Ganz genau untersucht wird nun auch die Wasserwelt in der Au. Bakterien sind ein wichtiger Bestandteil im Ökosystem. Auch hier haben sich Zigtausende Arten angesiedelt, sagte Alexandra Pitt von der Universität Innsbruck, die für ein Forschungsteam die Artenvielfalt der Bakterien untersucht: „Wir vermuten, dass sehr viel auch über das Regenwasser, dass einfach ja durch die Atmosphäre oder auch durch die Feuchtigkeit in der Luft Bakterien von einem Gewässer ins andere transportiert werden, vielleicht auch mit Wasservögeln, die dann eben von einem Gewässer ins andere fliegen.“

„Man kann fast ein bisschen Evolution sehen“

Zusammen mit Schülerinnen und Schüler in der Auenwerkstatt – der Wissensvermittlung in dem Naturschutzgebiet – sei eine völlig neue Bakterienart gefunden worden, ergänzte Pitt: „Was sehr interessant ist, die ist phylogenetisch, also ist relativ weit entfernt von dem Bakterienstamm hier in dem Ausee, gehört aber zur selben Art. Da sieht man vielleicht tatsächlich, wie sich eine neue Art entwickelt. Also man kann da fast so ein bisschen Evolution sehen.“

Für die Forschung ist mit der Auenwerkstatt in der Weitwörther Au seit drei Jahren ein Treffpunkt entstanden. Die Maßnahmen haben gewirkt. Doch um das zu belegen, müssen fleißig Daten gesammelt werden, sagte Hannah Wenng von der Auenwerkstatt: „Die können wir halt bekommen, indem wir die anderen Leute mit ins Boot holen, also Kinder oder auch Erwachsene, die für uns dann Daten erheben.“ Die Renaturierung der Weitwörther Au hat die Erwartungen erfüllt – damit ist sie im letzten Jahrzehnt zur Modellregion geworden, von der nun andere Projekte profitieren sollen.