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Politik

Wolfsabschuss-Zonen: Tierschutz kritisiert Land

Scharfe Kritik an der Vorgangsweise des Landes Salzburg bei Wölfen kommt jetzt von Tierschutz Austria. Das Vorhaben des Landes, Zonen auszuweisen, in denen der geschützte Wolf abgeschossen werden kann, sei rechtswidrig. Dabei würden gelindere Mittel ignoriert – wie der „vollständig von der EU subventionierte“ Herdenschutz.

Auslöser für die Kritik von Tierschutz Austria war ein Bericht diese Woche, wonach das Land Salzburg derzeit daran arbeite, Zonen zu definieren, wo kein Herdenschutz möglich ist. Dort solle der Wolf direkt bejagt werden – mehr dazu in Land erwartet stärkere Wolfsaktivität (salzburg.ORF.at; 21.2.2024).

Widerspruch gegen EU-Richtlinie und Landesrecht

Das widerspreche aber sowohl der Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie der EU als auch der Regelung im Salzburger Naturschutzgesetz, betont Michaela Lehner von Tierschutz Austria gegenüber salzburg.ORF.at. Voraussetzung für die Tötung eines Wolfs, wenn nachweislich keine anderen Mittel wirksam sind, sei demnach zum einen ein „guter Erhaltungszustand“ der Tierart in Österreich. Der sei aber beim Wolf noch lange nicht erreicht. Zweite Vorausstzung sei ein volkswirtschaftlicher Schaden. Ein Schaden für einen einzelnen Bauern reiche hier nicht aus, so Lehner. Zudem brauche es eine Einzelfallprüfung für jeden Wolf, der Tiere gerissen haben soll.

Herdenschutz mit Zaun auf einer Alm
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Das EU-Geld für Herdenschutz werden in Salzburg nur unzureichend genützt, kritisiert die Tierschutz-Austria-Vertreterin

Lehner: EU-Gelder für Herdenschutz nicht abgeholt

Statt Abschüssen seien deshalb Herdenschutzmaßnahmen – etwa durch Zäune, Hunde oder Behirtung – anzuwenden, betont die Tierschutz-Juristin. Für alle diese Vorsorgemaßnahmen stünden EU-Gelder zur Verfügung. Doch dieses Angebot werde in Salzburg nicht genutzt – anders als etwa in Tirol, wo es Herdenschutzprojekte auf Gemeinschafts-Schafalmen gibt.

Der Widerstand gegen den Herdenschutz sei „hierzulande groß und politischer Natur“, ergänzt Lehner in der Stellungnahme. „Besonders landwirtschaftliche Standesvertretungen befeuern leider oft aktiv die Ablehnung von Herdenschutzmaßnahmen bei Landwirtinnen und Landwirten.“

Dabei würden die Wölfe durch einen Herdenschutz lernen, Nutztiere zu meiden – und würden das auch an ihre Nachkommen weitergeben, so die Vertreterin von Tierschutz Austria. Deshalb ist für Lehner klar: „Wer das Risiko von Rissen minimieren will, sollte sich umgehend mit Herdenschutz befassen.“

Raubtier hätte wichtige Aufgabe für Wälder

Für die Tierschützerin könnte der Wolf als Raubtier auch eine wichtige Aufgabe für Österreichs Wälder übernehmen. Denn der Wald leide unter einer Überbevölkerung durch Schalenwild (also zum Beispiel Hirsche, Rehe). Der Schaden durch Wildverbiss betrage in Österreich rund 136 Millionen Euro pro Jahr – das habe die Republik Österreich in einem Beschwerdeverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sogar selbst eingeräumt, betont Lehner: „Menschliche Jäger können ein natürliches Gleichgewicht seit Jahrzehnten nicht erreichen.“ Die Wiederansiedlung des Wolfes könne hier helfen.