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Chronik

Initiative gegen „Nazi“-Tourismus in Berchtesgaden

Die aktuelle Lage im Nahen Osten und der Vormarsch des Rechtspopulismus bereiten den Nachbarn in Berchtesgaden (Bayern) große Sorgen. Man befürchtet eine Zunahme rechtsextremer Besucher beim einstigen Hitler-Domizil auf dem Obersalzberg. Eine Bürgerinitiative will das verhindern.

Ende August wurde ein Mann in einer Bar in Berchtesgaden von einer Gruppe aus der rechten Szene angegriffen und verletzt. Zwei Tage später bildete sich die Gruppe „Berchtesgaden gegen Rechts“. Michael Gruber ist einer der Gründer der Initiative.

„Es ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs hier bei uns. Wir erleben zurzeit einen massiven Rechtsruck in Deutschland und in Europa. Wir haben dann beschlossen, wir wollen etwas dagegen tun“, so Gruber. Einmal im Monat kommen die Aktivisten zu einem Stammtisch zusammen. Es werden Kundgebungen und Gedenkfeiern geplant.

Dokumentationszentrum auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden aus der Luft
Dokumentation Obersalzberg
Jährlich kommen tausende Besucher in das Dokumentationszentrum am Obersalzberg

„Sehen es an Kleidung und Tätowierungen“

Dabei arbeitet die Initiative auch eng mit dem Dokumentationszentrum am Obersalzberg zusammen. Vor allem dort zeige sich das Problem des „Nazi“-Tourismus, sagt Mathias Irlinger vom Institut für Zeitgeschichte.

„Wir sehen es an der Kleidung, an Tätowierungen oder diversen Hinterlassenschaften der Besucher. Insgesamt sind es im Vergleich natürlich wenige zu den vielen anderen Touristen, die wir hier haben. Aber sie sind auf jeden Fall da – das ist nicht zu übersehen“, sagt Irlinger. In Zukunft könnte sich der Trend noch verstärken. Mit der neuen Ausstellung am Obersalzberg soll zum Beispiel entgegengewirkt werden.