Adolf Hitler mietete den Berghof auf dem Obersalzberg zunächst als Ferienquartier. Ab 1933 wurde der Hof aber nach und nach zum zweiten Regierungssitz des Naziregimes. Seit 25 Jahren betreibt deshalb der Freistaat Bayern ein Dokumentationzentrum auf dem Berg. Das wurde aber derart von Besuchern überlaufen, dass es sechs Jahre lang neu gebaut wurde. Am 27. September war die Eröffnung – mehr dazu in Obersalzberg: Neue Ausstellung über Hitlers Zentrale (salzburg.ORF.at; 27.9.2023).
Die neue, moderne Dokumentationsstätte auf dem Obersalzberg hat als Dauerausstellung „Idyll und Verbrechen“. Gleich zu Beginn sind Hitlers Verbrechen gemeinsam mit Bildern seines Berghofs zu sehen: „Der Obersalzberg wird oft verstanden als der Urlaubsort von Adolf Hitler. Auch bis in die Nachkriegszeit, bis in die heutige Zeit hält sich dieses Gerücht, kann man schon sagen“, sagt die Historikerin Nadine Tauchner von der Dokumentation Obersalzberg.
Viele Verbrechen hier beschlossen – so der Überfall auf Polen
Von den vielen Massenverbrechen des Nazi-Terrors gebe es kaum eines, das nicht mit dem Obersalzberg verknüpft sei, schildert die Historikerin: „Wir haben 125 Erlässe, Gesetze, die hier auch geplant und durchgesetzt wurden. Beispielhaft kann man nennen, zu Beginn der Diktatur schon, die Zerschlagung der Gewerkschaften. Dann aber auch hier wird der Zweite Weltkrieg de facto beschlossen, der Befehl, der Angriff auf Polen. Dann wird hier auch der Angriff auf die Sowjetunion geplant. Einschlägige Gesetze, Erlässe, die auch den Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung schon mit reinplanen. Aber auch Dinge wie zum Beispiel die sogenannte ‚NS-Euthanasie‘, ein Mordprogramm gegen Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung."

August 1939: Jubel für Hitler beim Salzburger Landestheater
Mehrere Stationen der Ausstellung führen auch nach Salzburg. So besuchte Hitler im August 1939 die Salzburger Festspiele, „lässt sich dort fotografieren, lässt sich auch bejubeln am Balkon von den Salzburgern und Salzburgerinnen“, so die Historikerin. „Ein paar Tage später ist das Treffen mit den Wehrmachtsoffizieren, also der Führung der Wehrmacht, in der eben Adolf Hitler verkündet, jetzt diesen Angriffskrieg auf Polen zu starten.“
Der Berghof selbst steht nicht mehr. Er wurde bei einem US-Bombenangriff zerstört und dann von den fliehenden SS-Truppen noch abgefackelt. 1952 mussten die Ruinen gesprengt werden. Heute sind nur noch dahinterliegende Stützmauern zu sehen.
Großes Interesse an neuer Dokumentation Obersalzberg
Täglich mehr als 2.000 Besucherinnen und Besucher
Seit der Eröffnung vor zehn Tagen besuchen täglich mehr als 2.000 Interessierte die Dauerausstellung auf dem Obersalzberg. Das ist für Historikerin Tauchner ein Auftrag: „Also einer der Gründe dafür, dass solche Propagandabilder heute in unserer Ausstellung nur noch im Zusammenhang mit den Verbrechensbildern gezeigt werden, ist, um zu verhindern, dass unter anderem auch Ewiggestrige sich davor hinstellen können und sozusagen mit einem Propagandabild posieren. Die Verbrechen scheinen immer durch, die Propaganda steht nicht ohne die Verbrechen.“
Die erhaltene Bunkeranlage ist der größte Teil der neuen Dokumentation. Und genau dort haben die letzten Überlebenden des Nazi-Terrors das letzte Wort: „Zu wissen, was geschehen ist, und dafür Sorge zu tragen, dass es sich niemals, niemals wiederholt.“