Symbolbild psychische Erkrankungen, Burnout, Depression, Schizophrenie, Trauer, Einsamkeit
APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Gesundheit

Hilfe bei psychischen Erkrankungen weiter mangelhaft

Seelische Leiden und psychische Erkrankungen haben in den letzten zehn Jahren stark zugenommen. Depressionen, chronische Erschöpfung und Angststörungen werden immer häufiger. Wer Hilfe braucht steht aber oft vor vielen Problemen, denn eine adäquate Behandlung zu bekommen, ist meist schwierig.

In Österreich leben aktuell rund 730.000 Menschen mit einer Depression – Tendenz steigend. Auch andere teils sehr schwere psychische Erkrankungen werden mehr und werden auch häufiger diagnostiziert als früher.

Am heutigen 10. Oktober ist Welttag für psychische Gesundheit, ein Aktionstag, der von der World Federation for Mental Health (WFMH) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals 1992 ausgerufen wurde. Er soll auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam machen, Informationen über psychische Krankheiten zugänglich machen und die Solidarität mit psychisch Kranken und ihren Angehörigen ausdrücken.

Bettenkapazität in Spitälern eingeschränkt

Bei der Behandlung und Therapie psychischer Erkrankungen stößt man aber in Salzburg nach wie vor an seine Grenzen – vor allem auf dem Land: zu wenige Fachärzte, lange Wartezeiten und gesperrte Betten in den Spitälern, bestätigt Maria Trigler, Leiterin des psychologischen Dienstes am Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach (Pongau). „Wir sind in unserer Abteilung auch mit Einschränkungen konfrontiert – vor allem in den Bettenkapazitäten. Das ist in erster Linie auf den anhaltenden Fachkräftemangel zurückzuführen“, sagt Trigler.

Nach wie vor Probleme bei Behandlung psychischer Erkrankungen

Allgemein waren in Salzburgs Spitälern zuletzt 235 Vollzeitstellen von 3.740 Pflegekräften unbesetzt. Es fehlen auch 40 Ärzte. 170 Betten können nicht belegt werden, bei Operationen gibt es Einschränkungen – mehr dazu in Personalmangel trifft Landeskliniken schwer.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über Suizid und (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Unterstützung.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.

Tabu: Kein Therapeuten-Schild an Hauswand

Für Betroffene komme außerdem erschwerend hinzu, dass psychische Erkrankungen immer noch ein großes Tabuthema seien – insbesondere innergebirg – sagt Michaela Lerchner. Sie ist Leiterin des Peer-Center Salzburg, ein Verein, der psychisch kranke Menschen unterstützt.

„Im Lungau haben die Therapeuten zum Beispiel kein Schild an ihrem Haus, weil viele sagen: ich möchte nicht, dass die anderen wissen, dass ich dort zu einem Therapeuten gehe“, so Lerchner.

Stigmatisierung und Unterversorgung bleiben nicht ohne Folgen: noch nie hat es in Österreich so viele Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen gegeben wie zurzeit.

Auch immer mehr Junge stark betroffen

Aber auch immer mehr Kinder und Jugendliche sind von Depressionen und Angststörungen betroffen. Expertinnen und Experten der österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP) schlagen außerdem angesichts neuer Zahlen zur Suizidalität bei jungen Menschen Alarm. Daten aus dem klinischen Bereich belegen seit 2018 eine Steigerung bei suizidalen Gedanken und Handlungen bei unter 18-Jährigen um das Dreifache.

Die krisenhafte Zeit, in der Kinder und Jugendliche heutzutage aufwachsen, würde zunehmend zur Belastung, warnt auch Rihab Toumi, sie ist Vorsitzende der österreichischen Bundesjugendvertretung (BJV).

Klimakrise, Pandemie, Kriege und Teuerung – „all das hinterlässt Spuren bei der psychischen Gesundheit junger Menschen.“ Zur Unterstützung von Jugendlichen brauche es der BJV zufolge den österreichweiten Ausbau von Kassenversorgung für Psychotherapie, Psychiatrie und psychologischer Unterstützung an Schulen.