Demonstration der Pflichtschullehrer in Salzburg Nonntal für bessere Arbeitsbedingungen
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Bildung

Lehrerdemo für bessere Arbeitsbedingungen

Rund 150 Lehrkräfte und Elternvertreter haben am Donnerstagnachmittag in der Stadt Salzburg für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Die Gewerkschaft der Pflichtschullehrer rief dreieinhalb Wochen nach Schulbeginn zum Protest auf.

„Die Arbeitsbedingungen müssen sich radikal ändern und verbessern. Und es braucht echte Autonomie statt Bürokratie“, sagte Anton Polivka, der Vorsitzende der Salzburger Pflichtschullehrergewerkschaft, im Vorfeld der Demo. Er gehört der SALVE-PFG (Salzburger Lehrer/innenverein und parteifreie Gewerkschafter/innen) als größter Fraktion in der GÖD-Landesleitung an.

Gegen „Klassenlehrer-System aus der Zwischenkriegszeit“

„Wir haben zum Beispiel ein Klassenlehrer-System aus der Zwischenkriegszeit“, so Polivka. Es brauche schon in der Volksschule mehr Unterstützung für Kinder – und zwar mit modernem Unterricht und zwei Lehrkräften pro Klasse. „Das ist in Zeiten des Lehrermangels schwierig, aber wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit in Zukunft Doppelbesetzungen möglich werden.“ Zentral sei dies etwa für Klassen mit vielen Kinder aus Kulturen mit kaum Deutschkenntnissen.

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Die Demo startete bei der Pädagogischen Hochschule in Salzburg-Nonntal
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Rund 150 Pädagoginnen und Pädagogen sowie Elternverterinnen und -vertreter waren dem Aufruf gefolgt
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Die SALVE – die größte Fraktion in der Salzburger Pflichtschullehrergewerkschaft – hatte zu dem Marsch aufgerufen
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Die ÖVP-nahe Fraktion Christlicher Gewerkschafter unterstützte die Demo dagegen nicht

Zugleich trete seine Fraktion für eine Ausbildungsverkürzung für die Pflichtschulen ein – „wir wollen hin zu einem dreijährigen System.“ Dazu brauche es mehr Praxisbezug, die derzeit zu kurz komme. „Die Ausbildung ist sehr universitär, sehr wissenschaftlich geworden. Dabei geht das Handwerk, die Pädagogik verloren.“

20 oder 82 offene Lehrerstellen?

Polivka kritisierte auch, dass aktuell 82 offene Lehrerstellen ausgeschrieben seien, Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) kürzlich aber von 20 offenen Stellen gesprochen habe: „Wenn jetzt am 1. Oktober wieder so ein Bedarf da ist – ich glaube, da wurde ein bisschen geschummelt. Man hat ein System, wo im Grund niemand hineinschauen kann – auch wir nicht als Personalvertreter und Gewerkschafter. Da kann ich natürlich jede Zahl behaupten.“

Von Bildungslandesrätin Gutschi hieß es dazu, es handle sich um 20 Vollzeitstellen. Die Gewerkschaft hingegen rechne bei ihren 82 ausgeschriebenen Stellen auch Teilzeitkräfte hinein.

Bildungsdirektion soll Lehrer mehr unterstützen

Für viele Verbesserungen sei der Bund gefragt, weil es eine Gesetzesänderung bräuchte. Aber Handlungsbedarf ortet Polivka auch im Land Salzburg. Die Bildungsdirektion werde etwa von vielen Lehrenden weniger als unterstützende Behörde erlebt denn als Kontrollinstanz, die Schulqualitätsmanager in die Schulen schicke. „Wir bräuchten aber vielmehr gute Unterstützung beim Dienstrecht und beim Schulrecht.“ Kritik übte der Gewerkschafter auch am „ständigen Testen und Abfragen“ von Bildungsniveaus mit Schülern.

Lehrerdemo für bessere Arbeitsbedingungen

ÖVP-nahe Gewerkschafter nicht für Demo

Die ÖVP-nahe Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) in der Gewerkschaft unterstützte den Demoaufruf am Donnerstag übrigens nicht. Vernünftige Lösungen könnten nur am Verhandlungstisch gefunden werden, teilte ÖAAB-Landesobmann Karl Zallinger und Parteikollege von Bildungslandesrätin Gutschi mit – und verwies auf laufende Verhandlungen „auf Bundes- und Landesebene.“

Beim Abmarsch um 16.00 Uhr von der Pädagogischen Hochschule im Stadtteil Nonntal nahmen laut Polizei rund 150 Demonstranten teil. Es sei aber möglich, dass zur Schlusskundgebung auf dem Mozartplatz ab 17.00 Uhr noch Lehrende dazustoßen, hieß es.