Vor einem Torbogen des Hauses Getreidegasse 24 verlegte ein Arbeiter des Magistrats Salzburg am Mittwoch die Gedenksteine mit Messingplaketten. Auf ihnen wird an die Angehörigen der Familie Neuwirth-Ornstein erinnert. Bei der Verlegung gab es auch einen kleinen Festakt – mit Hannah Feingold von der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg.
„Hier hat es Jahrzehnte ein Geschäft gegeben – L. Ornstein, ein Kleidergeschäft“, schildert Historiker Gert Kerschbaum. „Das war an und für sich eine Erfolgsgeschichte. Und weil es ein Erfolg war, ist Ludwig Ornstein – er hat in Wirklichkeit Luser Nisson geheißen – als Jude stark angefeindet worden. Er ist dann insbesondere in den 1920er-Jahren auf eine Boykottliste gesetzt worden, damit nicht nur Ornstein, sondern alle Juden aus diesem Land vertrieben werden. Dass man ihnen das Vermögen abnimmt. ‚Das Gerschtl bleibt bei uns‘, hat es geheißen.“
Im „September, Oktober 1938 ‚arisiert‘“
Die Erfolgsgeschichte des Kleiderhauses L. Ornstein endete 1938 abrupt, ergänzt der Historiker: „Die Tochter und die Brüder werden vertrieben, müssen sich aber noch im September, Oktober 1938 mitansehen, wie das Haus hier ‚arisiert‘ wird. Sie wohnen noch oben im zweiten Stock. Das Geschäft selbst läuft als sogenannter ‚arischer Betrieb‘ weiter – unter einem gewissen Kurt Thalhammer.“
Thalhammer „war die Konkurrenz, war ebenfalls ein Kleidergeschäft“, so Kerschbaum. Das Textilhaus der Familie Thalhammer bestand auch nach dem Ende des Nationalsozialismus in dem Gebäude weiter – bis zum Konkurs im Jahr 1999.
„Stolperstein“-Verlegung zum Andenken an „arisiertes“ Geschäftshaus
Insgesamt gibt es nun 506 Stolpersteine, die an die Opfer der NS-Diktatur in der Stadt Salzburg erinnern.