Frisch verlegte „Stolpersteine“ mit weißen Rosen
ORF
ORF
Chronik

„Stolpersteine“ erinnern an Geschäfts-„Arisierung“

Am Mittwoch sind in der Getreidegasse in der Salzburger Altstadt neue „Stolpersteine“ verlegt worden. Sie erinnern an die jüdische Textilunternehmer-Familie Ornstein, die 1938 vertrieben wurde, nachdem die Nationalsozialisten ihnen ihr Kleiderhaus weggenommen und es „arisiert“ hatten.

Vor einem Torbogen des Hauses Getreidegasse 24 verlegte ein Arbeiter des Magistrats Salzburg am Mittwoch die Gedenksteine mit Messingplaketten. Auf ihnen wird an die Angehörigen der Familie Neuwirth-Ornstein erinnert. Bei der Verlegung gab es auch einen kleinen Festakt – mit Hannah Feingold von der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg.

„Hier hat es Jahrzehnte ein Geschäft gegeben – L. Ornstein, ein Kleidergeschäft“, schildert Historiker Gert Kerschbaum. „Das war an und für sich eine Erfolgsgeschichte. Und weil es ein Erfolg war, ist Ludwig Ornstein – er hat in Wirklichkeit Luser Nisson geheißen – als Jude stark angefeindet worden. Er ist dann insbesondere in den 1920er-Jahren auf eine Boykottliste gesetzt worden, damit nicht nur Ornstein, sondern alle Juden aus diesem Land vertrieben werden. Dass man ihnen das Vermögen abnimmt. ‚Das Gerschtl bleibt bei uns‘, hat es geheißen.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Haus Nummer 24 in der Getreidegasse in der Salzburger Altstadt
ORF
Die Steine wurden am Mittwoch vor dem Haus Getreidegasse 24 verlegt
„Stolpersteine“ vor der Verlegung
ORF
Die Steine erinnern unter anderem an die Familie Ornstein, deren Kleiderhaus an dieser Adresse ihnen 1938 von den Nationalsozialisten weggenommen und „arisiert“ wurde
„Stolpersteine“ werden von Arbeiter verlegt
ORF
Ein Arbeiter des Magistrats Salzburg verlegte die Steine
„Stolpersteine“ werden von Arbeiter verlegt
ORF
Besucher bei „Stolperstein“-Verlegung mit Hannah Feingold, die weiße Rosen hält
ORF
Hannah Feingold von der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg (mit weißen Rosen) mit anderen Besucherinnen und Besuchern bei der Verlegung der „Stolpersteine“
Frisch verlegte „Stolpersteine“ mit weißen Rosen
ORF
Frisch verlegte „Stolpersteine“ mit weißen Rosen

Im „September, Oktober 1938 ‚arisiert‘“

Die Erfolgsgeschichte des Kleiderhauses L. Ornstein endete 1938 abrupt, ergänzt der Historiker: „Die Tochter und die Brüder werden vertrieben, müssen sich aber noch im September, Oktober 1938 mitansehen, wie das Haus hier ‚arisiert‘ wird. Sie wohnen noch oben im zweiten Stock. Das Geschäft selbst läuft als sogenannter ‚arischer Betrieb‘ weiter – unter einem gewissen Kurt Thalhammer.“

Thalhammer „war die Konkurrenz, war ebenfalls ein Kleidergeschäft“, so Kerschbaum. Das Textilhaus der Familie Thalhammer bestand auch nach dem Ende des Nationalsozialismus in dem Gebäude weiter – bis zum Konkurs im Jahr 1999.

„Stolperstein“-Verlegung zum Andenken an „arisiertes“ Geschäftshaus

Insgesamt gibt es nun 506 Stolpersteine, die an die Opfer der NS-Diktatur in der Stadt Salzburg erinnern.