Illustration zum Thema Femizid / Gewalt gegen Frauen / Hilfe für Frauen: Das Klingelschild der „Frauenhilfe“ in Salzburg (10.5.2021)
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
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Politik

Gewaltschutz: Immer mehr suchen Beratung

Nach dem Frauenmord in Lamprechtshausen (Flachgau) fordern Gewaltschutzeinrichtungen mehr Beratung und Aufklärung beim Thema Gewalt in der Familie. Die Zahl der Beratungen ist gestiegen. Im Gewaltschutzzentrum wurden heuer bisher 1.080 Menschen, davon Großteils Frauen, beraten – um zehn Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2022.

Wie die Obduktion im Fall von Lamprechtshausen jetzt ergab, wurde die 35-jährige Salzburgerin erschlagen – vermutet wird von ihrem Ehemann. Hinweise auf die näheren Umstände bei der Tat in Lamprechtshausen gibt es bisher nicht. Die Obduktion ergab außerdem, dass der Ehemann Selbstmord beging.

Die Polizei wertet derzeit noch weitere Spuren aus und führt Gespräche mit möglichen Zeugen. Die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden.

Auch mehr Anfragen bei Männerberatung

Nicht nur im Gewaltschutzzentrum, sondern auch bei der Beratungsstelle für Gewaltprävention und bei der Männerberatung Salzburg verzeichnet man mehr Gespräche, sagt der Leiter der Beratungsstelle für Gewaltprävention, Martin Rachlinger.

„Bei den verpflichtenden Beratungen sind wir schon etwas höher als im letzten Jahr. Aber auch bei den freiwilligen Beratungen verzeichnen wir einen Anstieg“, sagt Rachlinger.

Hilfe für Frauen

Von beiden Stellen kommt wiederholt die Forderung nach mehr Gewaltprävention in den Kindergärten und Schulen. Dabei verweisen die Stellen auch auf die Verantwortung in der Politik. Außerdem bitten die Opferschutzvertreter Angehörige und Freunde, möglichen Opfern und potenziellen Tätern zu helfen, bevor etwas passiert.

„Vielen ist Gefahr nicht bewusst“

Aus der Politik kommt nach dem mutmaßlich 18. Frauenmord in diesem Jahr die Forderung nach mehr Geld für Gewaltschutz. Es müsse mehr Vollzeitstellen für Schutz-Einrichtungen in Österreich geben, fordert Karin Dollinger, Sprecherin der Salzburger SPÖ-Frauen.

Geld allein sei aber in Salzburg nicht das Thema, sagt dazu Christina Riezler, Geschäftsführerin beim Gewaltschutzzentrum Salzburg. Grundsätzlich sei man gut aufgestellt: „Trotz steigender Beratungszahlen und Betretungsverbote gibt es noch viele, die noch nicht wissen, dass es Schutzeinrichtungen gibt. Viel wichtiger wäre, dass man Betroffenen signalisiert, wo Gewalt überhaupt anfängt. Auch Beschimpfungen und Kontrollverhalten haben in einer Beziehung nichts verloren.“

Und das würden Opfer von Gewalt oft nicht wahrhaben wollen. Sie würden die eigene Situation verharmlosen, so Riezler: „Man hofft, dass man Trennungen einvernehmlich oder gütlich lösen kann. Das Problem ist, dass das mit einem übergriffigen Partner nicht geht.“

Gewalt gegen Frauen: Mehr Präventionsarbeit gefordert

18 Frauen sind heuer in ganz Österreich getötet worden, der aktuelle Mord an einer 35-jährigen Frau in Lamprechtshausen ist der erste in Salzburg. Laut Opferschutzeinrichtungen passieren solche Gewalttaten meistens nicht überraschend. Es gebe viel Angebot, aber es brauche noch mehr Präventionsarbeit.