Christof Loy, Cecilia Bartoli und Gianluca Capuano (v.l.n.r.) auf der Terrasse des Salzburger Festspielhauses
Salzburger Festspiele/Jan Friese
Salzburger Festspiele/Jan Friese
Kultur

Selten gespielte „Orfeo“-Fassung bei Pfingstfestspielen

Die Salzburger Pfingstfestspiele stehen heuer ganz im Zeichen des mythologischen Sängers Orpheus. Im Zentrum steht dabei die Neuinszenierung von Christoph Willibald Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ in der selten gespielten Fassung von Parma aus dem Jahr 1769.

Knapp drei Wochen vor der Premiere am 26. Mai gaben Regisseur Christof Loy und Gianluca Capuano als musikalischer Leiter Einblick in die bisherige Probenarbeit. In der Rolle des Orfeo wird Cecilia Bartoli, die künstlerische Leiterin der Pfingstfestspiele, zu hören sein. Es sei das erste Mal, dass sie den Orfeo singe, freute sich Bartoli auf dieses Debüt. Diese Rolle sei eine große Herausforderung, auch weil sie emotional so berührend sei. In der Parma-Fassung sei die Partie des Orfeo ein Sopran und damit wie maßgeschneidert für die Stimme von Bartoli, meinte Capuano.

Bartoli als Orfeo: „Es geht um eine sehr einsame Figur“

„Es ist ein Stück um eine sehr einsame Figur“, beschrieb Loy die Inszenierung. In mehreren Szenen ist Orfeo allein mit den zwölf Tänzern auf der Bühne, ihre Körper drückten aus, was Orfeo noch nicht in Worte fassen könne. Für Loy ist der Mythos des Orpheus nicht nur das Künstlerdrama schlechthin. Es geht um die Frage, ob Orpheus sein künstlerisches Talent hilft, die Trauer um Eurydike zu verarbeitet. „Es ist aber eigentlich auch das Drama jedes einzelnen: Wir müssen jeden Tag entscheiden, was wir mit unserem Leben machen“, sagte Loy: Die Frage, wo die Grenze zwischen Tod und Leben ist, bewege alle.

Christof Loy, Cecilia Bartoli und Gianluca Capuano (v.l.n.r.) auf der Terrasse des Salzburger Festspielhauses
Salzburger Festspiele/Jan Friese
Christof Loy, Cecilia Bartoli und Gianluca Capuano (v.l.n.r.) gaben Einblick in die „Orfeo“-Inszenierung

Die Parma-Fassung von Glucks Oper – ein Akt mit sieben Szenen – ergänzten Loy und Capuano um Elemente aus der Wiener und der Pariser Fassung. „Wir haben den Furientanz eingefügt“, berichtete Capuano. Auf andere Elemente verzichtet diese Inszenierung. So wird nicht mit der fröhlichen Ouvertüre begonnen, sondern gleich in die Totenklage eingestiegen. „Das hat schon Herbert von Karajan so gemacht“, sagte Loy: „In der Werkgeschichte waren Ouvertüre und Schluss immer die Angriffspunkte. Wir wollen Gluck nicht weiter attackiert wissen und haben diese Teile weggelassen.“

Mehrere andere Werke zum Orpheus-Stoff

Die Neuinszenierung von Glucks Oper ist nur ein Werk, das bei dem unter dem Motto „Les Passions de l’ame“ stehenden Festival dem Mythos von Orpheus nachspürt, der mit seinem Gang in die Unterwelt seine verstorbene Frau Eurydike retten will.

Maxim Mironov (Orphée) und das Hamburg Ballett John Neumeier auf der Bühne bei dem Salzburger Pfingstfestspielen 2023
Salzburger Festspiele/Kiran West
Für „Orphee et Eurydice“ wurde der Choreograph John Neumeier engagiert

Bartoli lud als künstlerische Leiterin den Choreografen John Neumeier mit der Pariser Fassung von Glucks „Orphee et Eurydice“ ebenso ein wie das Marionettenensemble Carlo Colla & Figli, die Monteverdis „L’Orfeo“ zeigen. Mit einer Schubertiade und einer Benefizgala widmet Bartoli außerdem ihrem Mentor Daniel Barenboim anlässlich dessen 80. Geburtstags einen ganzen Festivaltag, bei dem neben Bartoli Künstler wie Martha Argerich, Zubin Metha, Lang Lang, Placido Domingo, Sonya Yoncheva oder Rolando Villazón auftreten werden.