Die fast fabrikneue Maschine kam von ihrem neuen Stützpunkt Aigen im Ennstal (Obersteiermark). Nach der ersten Um- und Einschulung im Herkunftsland Italien führen erfahrene Heeresflieger – Männer und Frauen – nun Übungen in ganz Österreich durch.
Militärischer Kampf, Bergrettung, Waldbrände
Auch im Bergland Salzburg werde der neue Hubschraubertyp immer wieder im Einsatz sein, sagt Captain Wolfgang Luttenberger, der diesen Teil der Luftstreitkräfte kommandiert: „Die Aufgabengebiete sind sehr vielfältig. Das Spektrum ist noch größer als bei bisherigen Hubschraubern.“
Die Agusta Westland (AW) 169 ersetzen die seit 50 Jahren im Einsatz stehenden Alouette III aus Frankreich – die legendären „fliegenden Wintergärten“. Von analogen Cockpits für reinen Sichtflug steigen die Crews damit auf äußerst moderne Digital-Instrumente um. Luttenberger sagt, der Wandel sei vergleichbar mit einem Einser-Golf und dem modernsten Tesla: „Man kann mit dem Autopiloten der neuesten Generation nun sehr vieles zusätzlich abdecken.“
Ein AW 169 kann bis zu elf Passagiere mitnehmen und beispielsweise auch nach Instrumentenflugregeln (IFR) geflogen werden – bei Nacht, Sturm, in Wolken und dichtem Nebel.
Viel mehr Turbinenleistung als Alouette
Insgesamt kauft das Bundesheer bei der Herstellerfirma Leonardo in Italien 36 Stück. Die Gesamtkosten betragen 870 Millionen Euro – mit Simulationszentren für kostengünstiges Training und entsprechender Infrastruktur – wie Captain Gerfried Promberger erzählt, Kommandant der Luftstreitkräfte in Österreich: „Es gibt eine viel bessere Unterstützung für die Landstreitkräfte. Mit den Mehrblattrotoren und stärkeren Turbinen sind daneben auch vielfältigere Assistenzeinsätze für andere Einsatzkräfte möglich.“
AW 169 als Nachfahre der größeren 139er
Der Prototyp der Agusta Westland 169 hatte seinen Erstflug im Jahr 2012. In die Entwicklung floss viel praktisches und taktisches Knowhow der Vorgängerversion AW 139 ein, die allerdings etwas größer ist. Sie steht schon seit Anfang der 2000er-Jahre zum Beispiel auch bei der Berg- und Flugrettung im Trentino im harten Einsatz – zur vollen Zufriedenheit, wie man von Crews aus Norditalien hört:
Abschied des Heeres von legendärer Alouette III
Neun österreichische Heerespiloten haben die Zusatzausbildung für den neuen AW 169 schon abgeschlossen. Weitere folgen n8un schrittweise. Ab 2024 sollen dann auch alle Einsätze damit geflogen werden, die bisher mit den letzten Alouette III abgewickelt wurden – auch Rettungsmissionen vom Stützpunkt Aigen im Ennstal.
Noch im vergangenen Sommer 2022 kam es beim internationalen Rettungsflieger-Kongress AirMed in Salzburg zu einer historisch denkwürdigen Begegnung – kurz vor Ausmusterung der französischen Maschinen:
Die Pionierin und Expertin Sandra Kinkade-Hutton aus den USA traf beim Hangar 7 der Flying Bulls in Salzburg – unerwartet – auf diese Alouette III des Bundesheeres – den legendären Rettungshubschrauber der 1960er-Jahre.
Die Amerikanerin konnte es kaum glauben, dass dieser noch immer regulär im Einsatz war – mehr dazu in salzburg.ORF.at (1.7.2022)