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Soziales

Zu wenig Personal in Jugendwohngemeinschaften

In Salzburg gebe es zunehmend Probleme, Kinder aus zerrütteten Familien in betreuten Wohneinrichtungen unterzubringen. Das kritisieren Betreiber von Einrichtungen, die sich mit sozialer Arbeit und der Betreuung Betroffener beschäftigen.

Jedes hundertste Kind in Österreich wächst in einem betreuten Wohnheim der Kinder- und Jugendhilfe auf, oder lebt in einer Pflegefamilie. In Salzburg sind es knapp 690 Kinder, die davon betroffen sind. Die Gründe warum sie nicht in der eigenen Familie aufwachsen können, sind etwa Gewalt oder psychische Erkrankungen der Eltern, aber auch übermäßiger Alkohol- und Drogenkonsum in der Familie, sagt die Erziehungswissenschafterin Melanie Holztrattner von der Universität Salzburg: „Man muss im Blick behalten, dass es Kinder und Jugendliche sind, die in sehr prekären Lebenslagen fremd untergebracht werden. Das sind 13.000 Kinder in Österreich. Das sind viele“.

Der Bedarf steigt stetig, im Vergleich zum Jahr 2020 leben um 1,5 Prozent mehr Kinder außerhalb ihrer Familie: „Es braucht viel zeit für die Arbeit. Durch die CoV-Pandemie hat sich die Lage verschärft. Wenn man immer auf Anschlag arbeiten muss, ist das schwierig“.

Zu wenig Personal in Kinder-und Jugendwohngemeinschaften

In Salzburg gebe es zunehmend Probleme, Kinder aus zerrütteten Familien in betreuten Wohneinrichtungen unterzubringen.

“Fachlichkeit muss besser bezahlt werden“

Neben mehr Ausbildungsplätzen auf den Universitäten und Fachhochschulen könnten etwa auch berufsbildende höhere Schulen Abhilfe schaffen. Für lange Ausbildungen müsste deshalb auch das Gehalt deutlich steigen, bekräftigt auch die Erziehungswissenschafterin Birgit Bütow: „Diese Arbeit braucht eine sehr aufwendige Ausbildung. Ich würde das mit vergleichen Psychologen, Therapeuten- die werden aber anders bezahlt. Diese Fachlichkeit muss besser anerkannt werden“. Die Sozialpädagoginnen und Pädagogen müssen in ihrem Alltag gut aufeinander abgestimmt sein, Erziehungsfragen absprechen und die Kinder in ihrer Entwicklung begleiten.

KoKo: 30 Immobilien in Salzburg

Zu einem der größten Träger in der Kinder- und Jugendhilfe ist die KoKo GmbH in den vergangenen 40 Jahren gewachsen. In drei Krisenstellen und 30 Immobilien werden Kinder und Jugendliche betreut. In den Kinder- und Jugend WGs sind die Betreuer rund um die Uhr im Einsatz. Aus ihrer Sicht braucht es einen Imagewandel des Berufs – denn in den letzten Jahrzehnten habe sich im Berufsfeld einiges getan. Koko-Geschäftsführerin Eva Götz beschreibt es als sehr sinnstiftende Arbeit: „Kinder auf dem Weg ins Leben zu begleiten, kann wunderschön sein“.

Damit die Zahl der Kinder in Fremdbetreuung aber auch in den nächsten Jahren nicht weiter steigt brauche es vermehrt präventive Maßnahmen. Aktuell werden über 41.700 Kinder österreichweit in ihren Familien von Sozialarbeitern unterstützt.