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Aktion für Frauen: Weniger Risiko in Nachtbars

Der Frauennotruf Salzburg will mit zwei Kampagnen verstärkt gegen sexuelle Gewalt in der Öffentlichkeit vorgehen. Immer wieder komme es im Nachtleben zu Übergriffen auf Frauen, heißt es. Dabei würden auch K.O.-Tropfen eingesetzt. Das Gastronomiepersonal soll stärker „sensibilisiert“ werden.

„Feiern ohne Umfallen“ ist der Titel einer Kampagne – mit Bierdeckeln und Flyern wird über K.O.-Tropfen aufgeklärt. Man informiert über Regeln zur Vorbeugung und über Hilfe im Ernstfall. Rund 200 Betrieben der Nachtgastronomie und rund 50 Jugendzentren im Bundesland Salzburg wurden diese Materialien zugeschickt.

14 Fälle gemeldet – Dunkelziffer hoch

2021 wurden beim Frauennotruf Salzburg 14 Fälle mit solchen Tropfen gemeldet – die Dunkelziffer kann höher jedoch viel höher sein: „Viele Übergriffe kommen aber nicht bis zur Polizei, leider. Frauen sagen, ihnen oder ihrer Freundin sei das auch schon passiert“, sagt die Leiterin des Frauennotrufs Salzburg Agnes Menapace.

Substanzen können nur kurz im Blut nachgewiesen werden

Die Zeitspanne, um Substanzen im Blut nachzuweisen, ist relativ kurz: „Je nach Substanz sind das zwischen acht und zwölf Stunden“, sagt Menapace. Die Experten raten, im Verdachtsfall besser einmal zu viel ins Krankenhaus zu fahren als einmal zu wenig.

Bierdeckel richten sich auch an potenzielle Täter

Die Vorderseite der Feiern-ohne- Umfallen-Bierdeckel richtet sich an potenzielle Täter. Oft würde die Schuld bei den jungen Frauen gesucht werden, sagt Landesrätin Andrea Klambauer (NEOS), die für die Frauen-Agenden zuständig ist: „Das beginnt bei Tipps, wie man sich anziehen darf oder nicht anziehen darf und geht bis hin zur Verantwortung, dass man keine K.O.-Tropfen verabreichen darf. Wir haben ganz klar gesagt, dass die Verantwortung dort liegt, dass keine K.O.-Tropfen geben werden.“

Kampagne gegen Übergriffe auf Frauen, Feiern ohne Umfallen
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Jugendreport: „Sexuelle Belästigung ist keine Seltenheit“

In weiteren Regeln wird gewarnt, Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Auch Notrufnummern werden vermerkt. Ein Jugendreport des Landes Salzburg zeigt, dass sexuelle Gewalt vielschichtig ist – die Studie wurde mit 1.500 Jugendlichen durchgeführt. Sexuelle Belästigung in Nachtlokalen sei demnach keine Seltenheit: „Etwa die Hälfte der jungen Frauen sagt, dass sie sexuelle Belästigung schon erlebt haben – und das meistens beim Fortgehen“, sagt Klambauer.

„Ist Luisa hier?“: Altbekannte Kampagne läuft weiter

Die zweite Kampagne lautet – wie mehrfach berichtet – „Luisa ist hier“. Sie läuft schon seit längerer Zeit. Mit der Frage „Ist Luisa hier“ können sich Mädchen und Frauen in Lokalen schnell und diskret Hilfe beim geschulten Barpersonal holen. Der Frauennotruf Salzburg will auch Mitarbeiter von Nachtlokalen speziell schulen. Diese Kurse seien kostenlos, heißt es.

Kampagne Ist Luisa hier
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Aktion für Frauen: Weniger Risiko in Nachtbars