Die jungen Argentinier Pedro und Tomas Odell bekamen bei dieser großen Veranstaltung auf Messners Schloss Sigmundskron den Förderpreis der Preuß-Gesellschaft. Die beiden Brüder sind eine „Entdeckung“ der Brüder Thomas und Alexander Huber aus Oberbayern. Die in Fachkreisen legendären Berchtesgadener lernten die Nachwuchsmänner beim Bergsteigen in Patagonien kennen, im äußersten, sehr stürmischen und sub-antarktischen Süden Argentiniens.
Solidaritätspreis für Trio aus der Ukraine
Dazu gibt es heuer einen speziellen Solidaritätspreis für drei Höhenbergsteiger aus der Ukraine: Mikhail Fomin, Nikita Balabanov und Viatcheslav Polezhailo. Das Trio vollendete 2021 den äußerst schwierigen Südostgrat auf der Annapurna III (7.555 Meter) im Westen Nepals. Dazu kam die Erstbesteigung des Nord-Nordwest-Pfeilers auf dem 7.348 Meter hohen Talung im Gebiet des Kangchendzönga, dem östlichsten Achttausender der Himalaya-Kette.
„Wilde Zeiten auf der Traunsteiner Hütte“
Der Kletterer Jan Mersch erinnerte in seiner Laudatio für den Hauptpreisträger Thomas Huber nicht nur an die gemeinsamen „wilden Zeiten“ bei der Sektion Traunstein und in der Alten Traunsteiner Hütte auf der Reiteralm. Er gab auch „Einblick in das Wasserglas seiner Seele“ und würdigte die bergsteigerische Entwicklung der Brüder Huber, die den zehnten Schwierigkeitsgrad von den Klettergärten ins Gebirge und in die höchsten Berge der Welt gebracht hätten.
Eigene Laudatio für die Ukrainer
Reinhold Messner sagte in seiner Laudatio für den Ukrainer Fomin und seine Kameraden, der Expeditionsleiter habe in den letzten zehn Jahren das Bergsteigen im östlichen Europa geprägt. Es gebe keinen stärkeren Zugang zur Natur: „Wir Bergsteiger gehen dorthin, wo man umkommen könnte, um nicht umzukommen“. Der Alpinismus habe sich „radikal verändert“. Er sei ein großartiger Sport geworden, den die alpinen Vereine auch zu unterstützen hätten. Paul Preuß sei von Anfang an ein Richtungsgeber gewesen, wo Messner.
Messner holte Preuß wieder ans Licht
Der Preuß-Preis wird seit zehn Jahren vergeben. Erster Träger war Messner selbst. Ihm ist es durch forscherische und schriftstellerische Arbeit zu verdanken, dass das Leben des jüdischen Wiener Extremkletterers Preuß nach vielen Jahrzehnten des Vergessens und Verschweigens heute wieder einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist. Der Namenspatron zählte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den weltweit besten Alpinisten.
Es zog ihn magisch in den Gosaukamm
Preuß liebte neben dem Gesäuse in Niederösterreich und Steiermark besonders den Gosaukamm zwischen Oberösterreich, Salzburg und Steiermark. Im Hochwinter erinnern hier manche Bilder an die Reize Patagoniens. Die klettertechnischen und meteorologischen Schwierigkeiten sind allerdings nicht vergleichbar. Fotos aus den letzten zwei Jahren …
Hass auf Juden im Alpenverein, Tod von Preuss
Preuß lehnte künstliche Hilfsmittel konsequent ab und war in Auf- und Abstieg meistens allein und damit völlig ohne Sicherung unterwegs. Er verunglückte am 3. Oktober 1913 auf dem Mandlkogel im Gosaukamm mit 27 Jahren tödlich. Während schon damals der Hass gegen Juden im Deutsch-Österreichischen Alpenverein weit verbreitet war, und Preuß auch an der Universität Wien vielen Anfeindungen ausgesetzt war, gerieten auch sein Pioniergeist und sportliches Lebenswerk in den folgenden Jahrzehnten immer mehr in Vergessenheit.
Die Nationalsozialisten und mit ihnen ideologisch eng verbundene Bergsteiger und Kletterer taten dann ein Übriges, um dieses kulturelle und alpinistische Erbe nicht einmal mehr zu ignorieren. Erst Reinhold Messner holte den Wiener in den 1990er-Jahren mit einem gut recherchierten Buch wieder ans Licht.
Liste prominenter Namen
Der nach Paul Preuß benannte Preis wurde in den letzten Jahren vergeben an: Hanspeter Eisendle, Albert Precht, Hansjörg Auer, Alexander Huber, Beat Kammerlander, Bernd Arnold, Heinz Mariacher und Catherine Destivelle.