Mit Aufnahmen von Radarsatelliten wollen Experten des Landes künftig besser erkennen, wo Felsstürze drohen und Hänge im Bergland gefährlich in Bewegung sind. Dafür tut man sich mit der Forschungsgesellschaft Georesearch in Puch (Tennengau) zusammen. Das Projekt bietet völlig neue Möglichkeiten und extreme Genauigkeit.
22.08.2022 14.00
22. August 2022, 14.00 Uhr
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Die Basis ist das Copernikus-Erdbeobachtungsprogramm der EU. Dabei tasten Satelliten mit Radarstrahlen die Erdoberfläche ab. Die Reflexionen lieferten sehr genaue und dreidimensionale Bilder der Strukturen auf dem Erdboden, sagt Markus Keuschnig von Georesearch: „Wir erreichen derzeit Genauigkeiten von einem bis zwei Millimeter. Das ist schon sehr, sehr genau.“
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Felssturz bei Niedernsill in den Hohen Tauern, November 2020Abbruchbereich beim Grat nördlich des GipfelsRoter Punkt: Bis hierher stürzten in der Steilrinne die Gesteinsmassen 2020. Das Mühlbachtal und seine Almen blieben komplett verschont. Es gab neben dumpfem Grollen auch eine starke Staubentwicklung. Zahlreiche Oberpinzgauer bei Niedernsill sahen die Wolke – im sieben Kilometer entfernten Salzachtal.
Veränderungen von einem Millimeter sichtbar
Funktionsprinzip: Jeder beobachtete Punkt hat eine Geschichte seiner Messdaten. Die aktuelle Lage wird dann digital mit bisher aufgezeichneten Satellitendaten verglichen. So bekommen die Fachleute heraus, ob zum Beispiel eine Stelle im Felsen stabil ist, oder ob sie sich bewegt – auch mit welchem Tempo.
Erstmals solide Prognosen möglich
Das Ziel dieses von der Arge Alp geförderten Projektes sei ehrgeizig, sagt Gerald Valentin vom landesgeologischen Dienst: „Das Problem bei alpinen Felsstürzen und Massenbewegungen ist, dass wir immer erst im Nachhinein erfahren, dass etwas passiert ist. Mit dieser Technik können wir nun auf großen Flächen sehen, wo sich etwas bewegt. Das erlaubt uns Prognosen, ob sich dort dann in Zukunft etwas Gefährliches abspielen wird.“
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Felssturz in der Dachstein-Südwand, Herbst 2020Neue Höhleneingänge Linkes Bild: Bergstation der Südwandbahn oben rechts. Rechtes Bild unten: Murenartige Masse verschüttet Weg.Der erste Abbruch erfolgte im Bereich der unteren Bildhälfte, ehe die Felstürme weiter oben beim Strommast nachstürztenBergstation der Südwandbahn oben rechts Dachstein-Hauptgipfel (links), Dirndln, Abbruch, Südwandbahn Erste Stufe des Abbruchs, Foto vom 25. Oktober 2020, als der Hauptteil noch nicht ins Tal gestürzt war. Die Gipfelwand unter dem Strommast ist noch intakt, und auch die murenartigen Massen auf dem Neuschnee sind noch nicht vorhandenMitterspitz, Gosaugletscher, Dachstein-Hauptgipfel, Dirndln, Abbruch
Spezialisten aus Norditalien im Boot
Die anfallenden Datenmengen sind riesig. Für die Auswertung braucht es eine Reihe von Spezialisten, die eine Firma in Milano (Mailand) einbringt. Die Methodik steckt noch in der Anfangsphase, könnte aber schon in wenigen Jahren der wissenschaftliche Standard im Katastrophenschutz bzw. der Vorbeugung sein.
Felssturzgefahr per Satellit überwachen
Das Land betritt bei der Abschätzung von geologischen Gefahren wie Hangrutschungen und Felsstürzen technologisches Neuland. Mit Unterstützung von Radarsatelliten werden die Gebirge millimetergenau in regelmäßigen Abständen gescannt.
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