Das Land Salzburg bietet nun für Häuslbauer, Bauherren, Raumplaner, Architekten und sonstige Sachverständige ein satellitengestütztes System über die Festigkeit von Grund und Boden in Siedlungsräumen sowie von Hängen im Bergland an.
salzburg.gv.at/sagis
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Wissenschaft

Hangrutschungen: Extrem genaue Analyse mit Satelliten

Das Land Salzburg bietet nun für Geologen, Bauherren, Raumplaner, Architekten und sonstige Sachverständige ein äußerst genaues, satellitengestütztes System zur Erkundung der Festigkeit von Grund und Boden in Siedlungsräumen sowie von Hängen im Bergland an – kostenlos.

Als „Adleraugen“ dienen dabei im Weltraum die europäischen Sentinel-Satelliten. Bei jedem Überflug in den Umlaufbahnen werden aus 700 Kilometer Höhe elektromagnetische Radarwellen zur Erde gesendet. Von den reflektierten Signalen misst jeder Satellit dann die Laufzeiten und Phasenverschiebungen. Daraus lassen sich die Entfernungen zu Punkten auf der Erdoberfläche genauestens berechnen. So zeigt sich auch genau, ob ein Punkt auf einem Hang abrutscht, oder ein anderer sich in flachem Gelände hebt oder senkt.

Jeder Punkt weltweit wird dabei alle sechs Tage von einem der Satelliten überflogen und neu vermessen – inklusive Übermittlung der frischen Daten zu Bodenstationen, die über diverse Rechenprogramme wiederum Websites wie die des Landes Salzburg speisen.

Herausfiltern aus Datenmeer, alle sechs Tage neu

Die große Kunst bei dem Projekt ist laut Fachleuten, für bestimmte geografische Regionen die dazugehörigen Daten genau auszuwerten und so überhaupt erst nutzbar zu machen. Für das Land Salzburg und einige angrenzende Gebiete geschieht das in Zusammenarbeit mit einer Firma in Mailand und der Salzburger Forschungsgesellschaft Georesearch.

Ein speziell entwickeltes Computer-Programm filtert die jeweils regional relevanten Informationen aus dem globalen Datenmeer. International gibt es bisher nur wenige Regionen, die in ähnlicher Form „ihre“ Daten für ähnliche Zwecke herausfischen können, sagt der Salzburger Landesgeologe Gerald Valentin.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Das Land Salzburg bietet nun für Häuslbauer, Bauherren, Raumplaner, Architekten und sonstige Sachverständige ein satellitengestütztes System über die Festigkeit von Grund und Boden in Siedlungsräumen sowie von Hängen im Bergland an.
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Rote Punkte rechts oben (Salesenkopf, Radhausberg) und unten beim Knappenbäudlsee am Südrand des Ödenkars – beides beim Kreuzkogel im Skigebiet Sportgastein (Gasteiner Nassfeld)
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Bewegungen talwärts bei der Lifttrasse des Graukogelliftes oberhalb von Bad Gastein und unter dem Graukogelgipfel
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Links: Skigebiet Sportgastein mit roten Punkten. Rechts unten: Gamskarlspitz im Hauptkamm der Hohen Tauern unweit des Korntauern-Passes
Das Land Salzburg bietet nun für Häuslbauer, Bauherren, Raumplaner, Architekten und sonstige Sachverständige ein satellitengestütztes System über die Festigkeit von Grund und Boden in Siedlungsräumen sowie von Hängen im Bergland an.
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Beispiel Bad Gastein: Im Ortszentrum sind östlich des Wasserfalls nahe der Pfarrkirche ein paar wenige rote bzw. orange Punkte …
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Bewegungsprofil des Bodens bei einem dieser Punkte in Bad Gastein. Links auf der Skala (Achse nach oben bzw. Ordinate im Diagramm) ist die Abrutschung in Millimeter aufgetragen, auf der unteren Achse (Abszisse) der Zeitverlauf der Bewegung
Landesgeologe Gerald Valentin und Markus Dörfler (Georesearch) haben die Satellitendaten zur freien Nutzung im Internet aufbereitet.
Land Salzburg/Stefan Mayer
Landesgeologe Gerald Valentin und Markus Dörfler (Georesearch) haben die Satellitendaten zur freien Nutzung im Internet aufbereitet
Das Land Salzburg bietet nun für Häuslbauer, Bauherren, Raumplaner, Architekten und sonstige Sachverständige ein satellitengestütztes System über die Festigkeit von Grund und Boden in Siedlungsräumen sowie von Hängen im Bergland an.
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Über der Großglockner-Hochalpenstraße auf Kärntner Seite sehr starke Rutschbewegungen beim Wasserradkopf. Rote Punkte hier massenweise vorhanden – eine große Ausnahme im bisher ausgewerteten Gebiet
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Übersichtskarte für das Land Salzburg auf der Website, in deren Karte man hineinzoomen kann. Es gibt auch eine Suchfunktion für alle Orte – gestaffelt nach Adressen in Stadt und Land

Millionen bunte Punkte geben Auskunft

„Wir garantieren eine Genauigkeit von wenigen Millimetern“, sagt der Salzburger Markus Dörfler von Georesearch. Beim Interreg-Forschungsprojekt „SedInOut“ wertet sein Unternehmen mit der Partnerfirma Tre Altamira (Mailand) die vielen Radaraufnahmen aus. Das Ergebnis sind digitale Karten mit Millionen bunten Punkten.

Rot, Orange und Gelb stehen für Senkungen und ihre Geschwindigkeiten. Blau gefärbte Punkte weisen auf Hebungen im Boden hin. Der extrem überwiegende Großteil der Punkte ist grün. Sie bedeuten stabilen Untergrund. Mit Klick auf einen Punkt werden dann dessen Bewegungen in einem Zeit-Diagramm dargestellt. Generell sind rote und blaue Punkte selten auf den Karten zu finden.

Die Daten sind für die Allgemeinheit kostenlos zugänglich und im Web hier zu finden …

Konkretes Beispiel Bad Gastein

Im Zentrum des Pongauer Kurortes steht ein Hotel neben dem anderen. Massiver Stahlbeton, für die Ewigkeit gebaut? Doch der Schein trügt, der Hang ist in Bewegung. „Die Messungen zeigen eine Geschwindigkeit von mehr als einem Zentimeter pro Jahr“, sagt der Experte Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst: „Auch auf der anderen Talseite konnten wir eine große Rutschung feststellen.“ Ein Blick auf den Laptop offenbart, dass auch Skilifte, Stromleitungen und die Eisenbahn in Bewegung sind.

„Kein Grund zur Sorge“, beruhigt Valentin: „Es bewegt sich hier wahrscheinlich schon seit hunderten, ja tausenden Jahren. Nur in Einzelfällen gibt es dabei Gefahren für Bauwerke. Vor der Entwicklung dieses Systems war es nicht möglich, großflächige Bewegungen mit dieser Genauigkeit zu erfassen, wie sie jetzt zur Verfügung steht.“

Erste Analysen vom Schreibtisch aus

Für Experten bringen die Daten viel Erkenntnis, sagt Valentin: „Damit kann ich mir schon im Büro ein erstes Bild machen, ob sich ein Hang bewegt oder ein Gebäude absinkt.“

Doch nicht jede vom Radar erfasste Abweichung ist auf Bewegungen des Bodens oder Berges zurückzuführen, schränkt Markus Dörfler ein: „Ein neu gedecktes Dach kann zum Beispiel eine Hebung vortäuschen. Für eine genaue Interpretation der Daten braucht es zudem Erfahrung aus der Praxis.“