Die Lage ist derzeit nicht so extrem wie im Jänner 2019. Die erst am Dienstag zu Ende gegangenen Stürme und wechselnden Tiefs haben jedoch oberhalb von 1.500 Meter Seehöhe wieder viel Neuschnee ins Land gebracht.
Die schon vor drei Jahren im Rekordwinter auffallenden Triebschnee-Kronen, arktisch kalten Kunstwerke der Natur, weiße Hauben und Zwergenhüte auf Felstürmchen in den Riesenwänden sind nun wieder schön zu sehen – bevorzugt in den nach Osten und Südosten gerichteten Flanken. Hier kamen sie im Windschatten des Nordweststurms der vergangenen Tage zu liegen, wurden von der Luv-Seite des Gebirges über Gipfel, Kämme und Grate verfrachtet.
Zum Vergleich, Nachlesen und Rückblick auf den Rekord-Jänner 2019 unser damaliges Foto-Feature in ORF.at
Watzmann: Rekordwand der Ostalpen
Sie ist eigentlich die Ostwand der Watzmann-Südspitze, auch Bartholomäwand genannt – eine der bekanntesten Felswände weltweit und mit ca. 1.800 Meter Wandhöhe die höchste der Ostalpen. Im nördlichen Teil des Massivs sind die Ostwände des Watzmann bei Mitterspitz und Hocheck viel niedriger, weil sich darunter das nun ebenfalls tief verschneite Watzmannkar befindet – umrahmt von den bizarr angezuckerten Watzmann-Kindern, riesigen Felstürmen.
Wer zu früh dran ist, könnte erschlagen werden
Im Winter oder Frühjahr, wenn in der Ostwand unter der Südspitze die Felsen von Eis oder Schnee überzogen sind und Lawinengefahr herrscht, ist die Watzmann-Ostwand (wie auch die Watzmann-Überschreitung) nur Profis und Gebietskennern vorbehalten. Besonders zur Zeit der Schneeschmelze in den Monaten Mai und Juni gibt es immer wieder Todesopfer, weil tonnenschwere Altschnee- und Eismassen von den abwärts geschichteten Bändern abrutschen und Bergsteiger erschlagen. Erst wenn diese Massen abgerutscht oder abgeschmolzen sind, beginnen die staatlich geprüften Berchtesgadener und Salzburger Bergführer mit regelmäßigen Führungen durch die Wand.
Birnhorn-Südostwand einst für Biertrinker wichtig
Mit fast 1.500 Meter Wandhöhe ist sie die zweithöchste Felswand der Ostalpen, nach der auf dem nahen Watzmann. Sie besteht aus Dolomit-Kalkgestein und wurde am 1. Oktober 1900 erstmals durchstiegen – von Josef Oberlader und Karl Mayrhofer, die beide aus dem Mitterpinzgau stammten.
Das Birnhorn ist mit 2.634 Metern der höchste Punkt der Leoganger Steinberge. Das riesige Massiv gehört zu den Gemeindegebieten von Leogang und Weißbach bei Lofer (beide Pinzgau). Die Südostwand fällt ab in Richtung Leogang und Saalfelden. An ihrem Fuß befindet sich die Karstquelle des „Birnbachloches“ in rund 1.270 Meter Seehöhe – im Sommer ein beliebtes Wanderziel.
Biertrinker in München und anderen Teilen von Bayern und Franken verdankten vor mehr als 120 Jahren ihre Gaumenfreuden auch diesem Salzburger Berg. Von hier wurde der von der Natur zu Eis umgewandelte Lawinenschnee tonnenweise mit der Eisenbahn nach Deutschland verfrachtet – zu den großen Brauereien für die Kellerkühlung im Sommer. Mehr in unserer Reportage von Frühling 2021