Landeskrankenhaus Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Coronavirus

Landeskliniken bereiten sich auf Triage vor

Nachdem sich die Salzburger Landeskliniken aufgrund der aktuellen Notsituation bereits auf eine mögliche Triage vorbereiten, versucht das Land als Spitalserhalter jetzt gegenzusteuern. Unter anderem sollen Auffrischungsimpfungen vorgezogen und CoV-Patienten verlegt werden.

Im Falle einer Triage würde entschieden, welche Patienten intensivmedizinisch betreut werden. Von den Landeskliniken wurde dafür bereits ein sechsköpfiges Triagierungsteam nominiert, das aus fünf Medizinern verschiedener Fachbereiche – darunter ein Internist, ein Intensivmediziner und ein Palliativarzt und einer Juristin besteht.

Zu wenig Personal für nächste Stufe

In der bereits erreichten Eskalationsstufe zwölf würden derzeit 272 Betten im Non-Covid-Bereich fehlen, ab der nächsten Stufe „steht bisher kein ausreichendes ärztliches Personal zur Verfügung“. Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen rechnete zuletzt auch das Land Salzburg mit einem weiteren Anstieg der Covid-19-Patienten. „Wir appellieren daher dringend an die politischen Verantwortlichen, die erforderlichen Maßnahmen zur deutlichen Reduktion des Infektionsgeschehens zu setzen“, so SALK-Geschäftsführer Paul Sungler in seiner Überlastungsanzeige.

„Wir stehen de facto mit dem Rücken zur Wand“

De facto stehe man mit dem Rücken zur Wand, so Sungler. Man brauche die Meldung auch, um die Mitarbeiter zu schützen. Derzeit habe es aber noch keine Triagierungen gegeben. „Wobei wir nicht unterscheiden werden zwischen Covid und Non-Covid und geimpft oder ungeimpft – das wäre ethisch nicht vertretbar. Die Situation ist sicherlich so, dass ab einer gewissen Schwere der Erkrankung und Aussichtslosigkeit eine Triagierung stattfindet.“

Spitäler in Salzburg vor Überlastung

Die Geschäftsführung der Salzburger Landeskliniken hat sich mit einem Hilferuf an das Land Salzburg als Spitalserhalter gewandt. Es drohe eine Notstandssituation einzutreten, in der intensivmedizinische Triagierungen vorgenommen werden müssen.

Spitäler sollen entlastet werden

Mit fünf Maßnahmen will das Land jetzt gegensteuern. Zum einen soll es eine Transferstation im Bereich der Salzburger Landeskliniken für stationäre Covid19-Patienten geben, die zwar noch positiv getestet sind, aber aus verschiedenen Gründen noch nicht nach Hause können und betreut werden müssen. Außerdem soll eine Reha-Anstalt Patienten aufnehmen, die keine stationäre Betreuung in den Spitälern brauchen und nicht zu Hause versorgt werden können. In enger Abstimmung mit der Ärztekammer werde es zudem eine Dezentralisierung der Behandlung von Covid19-Patienten geben. Stellungnahme der Landesregierung zu dem Themen:

Auffrischungsimpfungen werden vorgezogen

Die Auffrischungsimpfung wird in Salzburg bereits vier Monate nach der zweiten Dosis für alle ermöglicht. Da die Wirkung des Impfstoffes nach vier bis sechs Monaten stark nachlässt, wird die Auffrischungsimpfung schwere Verläufe verhindern und auch so die Spitäler entlasten, heißt es seitens des Landes in einer Aussendung. Die Impfkapazitäten von Montag bis Sonntag und in jedem Bezirk werden mit und ohne Anmeldung noch einmal aufgestockt. Dadurch werde sichergestellt, dass jeder Salzburger und Salzburgerin eine Impfung erhalte.

671 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden

671 Neuinfektionen wurden innerhalb der letzten 24 Stunden gemeldet. Aktuell sind somit 12.747 Personen aktiv mit dem Coronavirus infiziert. „Das bedeutet einen neuerlichen Höchststand, und das wird aus derzeitiger Sicht in den nächsten Tagen weiter ansteigen“, prognostizierte Gernot Filipp, Leiter der Landesstatistik. Die Zahl der stationären Fälle stieg auf 200 Covid-19-Patienten. Auf der Intensivstation müssen davon 31 gepflegt werden, hieß es seitens des Landes.

Ein vierjähriges Mädchen ist aktuell die jüngste Patientin, die in Salzburg im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung auf der Intensivstation liegt – mehr dazu in Vierjährige jüngste CoV-Intensivpatientin.

Intensivmediziner fordert Lockdown in OÖ und Salzburg

Als „sehr, sehr angespannt“ und „besonders schlimm“ bezeichnete Walter Hasibeder, Präsident der Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), die Lage auf den Intensivstationen in einzelnen Bundesländern.

Er forderte für die Hochinzidenz-Bundesländer Oberösterreich und Salzburg kurzzeitig einen „generellen Lockdown“. Besonders Salzburg befinde sich bereits „am Rande der Dekompensation“. Ohne einen „Voll-Lockdown für eine gewisse Zeit“ würde es nicht gehen, sagte Hasibeder gegenüber der APA.