Chronik

Bauern drohen mit Wallersee-Radweg-Sperre

Die Gemeinde Köstendorf (Flachgau) ringt weiter um Verbesserungen bei der Großbaustelle der ÖBB beim Tunnel für die neue Hochgeschwindigkeitstrasse. Zwei Landwirte wehren sich gegen eine Deponie für Aushubmaterial. Sie wollen nun den beliebten Wallersee-Radweg durch das Wenger Moor sperren.

Die Aushubdeponie für den Tunnelbau soll auf insgesamt auf 40 Hektar entstehen. Während der Bauzeit müssen mehrere Millionen Kubikmeter Material gelagert werden. Laut Gemeinde soll die Deponie mindestens so hoch sein wie der angrenzende Wald. Zwei Bauern müssen für das Bauvorhaben ihren Grund hergeben und eine Deponie quasi direkt vor der Haustüre akzeptieren. Dagegen setzen sie sich jetzt zur Wehr. Sie wollen den Pachtvertrag für den Radweg durch das Wenger Moor ab 2026 nicht mehr verlängern. „Mir geht es nicht darum Radfahrer und Fußgänger zu verärgern. Wir wollen aber Druck auf die Salzburger Landesregierung auszuüben, damit uns Anrainern endlich ernsthaft geholfen wird“, sagt Landwirt Johann Goiginger.

Bau Deponie für ÖBB Tunnel Köstendorf
Gemeinde Köstendorf
Die Gemeinde Köstendorf rechnet damit, dass über drei Milliarden Kubikmeter Material während der Bauzeit hier gelagert werden

Bürgermeister ist um Beruhigung bemüht

Der Bürgermeister von Köstendorf, Wolfgang Wagner (ÖVP), versteht den Protest der beiden Landwirte: „Bauern und Bürgerinitiativen versuchen schon seit längerer Zeit Verbesserungen herbeizuführen. Den beiden Bauern geht es darum das Projekt flächensparender umzusetzen.“ Für die Deponie werden 14 Hektar Grünland der Köstendorfer Landwirte beansprucht. Gemeinde und Anrainer fordern, dass das Material auf Schienen abtransportiert wird.

„Es ist schon kurios, dass die ÖBB das Material lieber mit LKWs abtransportieren und nicht ihr eigenes Produkt nutzen will.“ Sonst würde auch ständig gefordert den Güterverkehr auf Schiene zu verlagern. Goiginger befürchtet außerdem das geplante Bauprojekt würde zu einem vermehrten Verkehrsaufkommen in der Region führen: „Die Bewohner sollen erfahren, dass über die Jahre bis zu 1.000 zusätzliche LKWs durch Seekirchen und Eugendorf fahren werden. Und das nur um eine Deponie zu errichten.“

Neuer Tunnel ÖBB Köstendorf Wallersee
Gemeinde Köstendorf
So soll der Tunnel aussehen

ÖBB: Abtransport mit Zügen würde auch zu vermehrtem Verkehrsaufkommen führen

Die ÖBB verteidigen ihr Bauvorhaben. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Belassung des Ausbruchmaterials im Nahbereich des Tunnelportals besser abschneidet als das Material auf die Bahn zu verladen, anschließend an einen anderen Ort zu bringen und dort dann wieder die gleichen Belastungen zu haben. Die Weststrecke ist ohnehin schon stark ausgelastet“, sagt ÖBB-Pressesprecher, Robert Mosser.

Zwei Landwirte und eine Bürgerinitiative protestieren gegen das Bauvorhaben

Derzeit sensible Phase im Umweltverträglichkeitsverfahren

In der Umweltverträglichkeitsprüfung läuft derzeit das Grundsatzverfahren: „Die Fachexperten des Landes zum Thema Verkehr, Naturschutz, Umwelt, Wasser oder Geologie, sind jetzt schon eingebunden. Wenn sie nicht genau hinschauen und ihre Stellungnahmen entsprechend abgeben, dann wird es im Teilgenehmigungsverfahren keinen Rückweg mehr geben“, betont der Bürgermeister.

Schwarzer Grubenlaufkäfer durch Bauvorhaben gefährdet?

Die ÖBB haben auch angekündigt, Verbreitung und Vorkommen des geschützen schwarzen Grubenlaufkäfers im Bereich Köstendorf von einem Sachverständigen beurteilen zu lassen – das könne dann von der Behörde im Umweltverträglichkeits-Verfahren beurteilt werden. Trotzdem würden die Planung fortgesetzt. Mehr dazu in Vor Tunnelbau: ÖBB untersuchen Käferbestand (salzburg.ORF.at; 09.03.2021)

Der Baubeginn für den 16 Kilometer langen Eisenbahntunnel ist für 2026 geplant. Die Kosten belaufen sich auf 2,3 Milliarden Euro. Die Bauzeit beträgt 14 Jahre.