Firmenzentrale des Kranbauers Palfinger in Bergheim von außen
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Gesundheit

Mehr Tempo: Firmen wollen Impfstoff selbst besorgen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Dienstag die Impfgeschwindigkeit in Salzburg kritisiert. Vor allem die Wirtschaft entrüstet sich über den schleppenden Verlauf der Schutzimpfung. Der Salzburger Kranhersteller Palfinger will sich nun Impfstoff auf eigene Faust besorgen.

Zurzeit liege in Salzburg fast ein Viertel des gelieferten Impfstoffes auf Lager, im Vergleich dazu in Kärnten sind es neun Prozent. Im gesamten Bundesland mit fast 560.000 Einwohnern meldeten sich bislang 127.471 Salzburgerinnen und Salzburger zur Coronavirus-Impfung an. Seit Impfbeginn vor zwei Monaten wurden 46.650 Impfdosen nach Salzburg geliefert. 24.065 Menschen erhielten bisher die erste Teilimpfung und erst 13.556 wurden zweimal geimpft.

Manche Unternehmen wollen nicht mehr tatenlos zusehen und werden hinsichtlich der Beschaffung von Impfstoff selbst aktiv. Palfinger mit Hauptsitz in Bergheim (Flachgau) beispielsweise ist eines dieser Unternehmen, die sich nicht mehr auf die Beschaffungspolitik in der EU verlassen und nun Impfdosen in besser versorgten Ländern besorgen wollen.

Palfinger will Schlüsselkräfte schnell impfen lassen

Österreichs Industrie ist vor allem exportorientiert, so auch der Kranhersteller Palfinger. Auch wenn Kanzler Kurz nun die Impfsituation durch Allianzen mit Israel und Dänemark verbessern will, schreitet der Impfung in Salzburg vielen Unternehmen deutlich zu langsam voran. Vor allem beim Blick auf die eigenen Wirtschaftszahlen mit pandemiebedingten Dellen in den vergangenen Monaten will Palfinger jetzt durch die Impfung seiner Schlüsselkräfte gegensteuern.

Impfdosen vom Balkan und aus Israel

Das nahezu weltweit agierende Unternehmen mit seinen 11.000 Mitarbeitern will vor allem mit Hilfe seiner Niederlassungen auf dem Balkan und in Israel dortige Impfstoff-Restbestände kaufen. „Es geht darum, dass wir unsere weltweit 200 bis 250 Mitarbeiter im Servicebereich schützen können, dass sie reisen können und spätestens Ende April/Anfang Mai wieder in den Märkten sein können. Woher der Impfstoff kommen wird, ist nachrangig, er muss zertifiziert und zugelassen sein und darf kein Gesundheitsrisiko für unsere Mitarbeiter darstellen“, sagt Palfinger-Geschäftsführer Andreas Klauser.

„Preis spielt keine Rolle“

Der Preis der Impfstoffbeschaffung spiele für Palfinger keine Rolle, das Unternehmen will „ein Premium-Produkt bezahlen“. Der Zeitdruck durch die Impfverzögerungen sei groß, die Mitarbeiter der Palfinger-Konkurrenten auf dem Weltmarkt stünden trotz der Krise bereits in den Startlöchern. „Von unserem großen skandinavischen Mitbewerber wissen wir, dass die Mitarbeiter ab Ende März in den jeweiligen Märkten sein können und alle geimpft sind. Da frage ich mich schon, warum es in Schweden funktioniert und bei uns nicht?“, kritisiert Klauser.

Hersteller warnen vor Fake-Impfstoffen

Der Verband der österreichischen Impfhersteller warnt generell vor Alleingängen beim Kauf von Impfstoffen. Es würden zurzeit sehr viele gefälschte Produkte angeboten. Die Industriellenvereinigung (IV) wollte sich zu Fällen, wie jenem von Palfinger nicht offiziell äußern.

Mehr Tempo: Unternehmen wollen Impfstoff selbst besorgen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Dienstag die Impfgeschwindigkeit in Salzburg kritisiert. Vor allem die Wirtschaft entrüstet sich über den schleppenden Verlauf der Schutzimpfung. Der Salzburger Kranhersteller Palfinger will sich nun Impfstoff auf eigene Faust besorgen.

Jüngere früher impfen: LH blitzt in Wien ab

Noch am Montag schlug Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) vor, die unter-35-Jährigen im Impfplan vorzureihen, weil diese Altersgruppe seit Wochen die höchsten Zuwächse bei den Neuinfektionen hat. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVO) aber erteilte dieser Idee noch am Montag eine Absage, wie die Kronenzeitung berichtet. In Interview mit der Tageszeitung sagte Kanzler Kurz, dass in den nächsten Wochen vor allem die älteren Menschen und vulnerablen Gruppen rasch geimpft werden müssen, weil das Virus bei ihnen einen schweren Verlauf nehmen könne.

Landeshauptmann Haslauer forcierte mit seinem Vorstoß keine Umreihung der Prioritäten im Impfplan, er wollte erreichen, dass sobald die ältere Bevölkerung und Schlüsselarbeitskräfte ausreichend immunisiert sind, die jüngeren Menschen im Impfplan vorgereiht werden.