Kunden mit Mundschutz im Einkaufszentrum Europark in Salzburg Taxham
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GESUNDHEIT

Wirtschaft bangt um Kunden aus Bayern

Die wegen steigender CoV-Zahlen am Dienstag in Kraft getretene Lockdown im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land könne sehr negative Folgen für Salzburgs Wirtschaft haben. Das betonen Geschäftsleute und Handelskonzerne in Österreich. Noch schlimmer wäre eine volle Grenzschließung, heißt es.

Zwar bleiben die Grenzübergänge offen, Appelle aus Deutschland, sich im beidseitigen Einkaufsverkehr von und nach Österreich zurückzuhalten, bereiten dem Handel in Salzburg aber wenig Freude. Und es herrscht Sorge, dass die Maßnahmen noch weiter verlängert werden könnten.

„Grenzschließung wäre der Supergau“

„Zumindest ist der Wirtschafts- und Reiseverkehr nicht wirklich eingeschränkt“, sagt Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg: „Und auch die Pendler können weiter über die Grenze fahren.“ Er gehe jedoch davon aus, das sich die meisten Leute an die Aufforderung halten und nicht mehr nach Salzburg kommen bzw. nach Bayern zum Einkaufen fahren. Solange der Lockdown zeitlich begrenzt sei – er gilt für mindestens zwei Wochen – könne man damit leben. „Schlimm wäre es, wenn es zu Grenzschließungen kommt. Das wäre der Supergau“.

Zahlen leicht gesunken
Im bayerischen Kreis Berchtesgadener Land ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche am Dienstag leicht auf 236,01 gesunken, meldet die APA. Am Montag hatte der Wert laut Landratsamt noch bei 272,8 gelegen – und damit deutschlandweit an der Spitze. Seit Montag wurden demnach 40 weitere CoV-Fälle bestätigt, am Vortag waren es noch 57 gewesen.

Viel Kaufkraft aus Bayern in Salzburg

Grundsätzlich kämen mehr Bayern zum Einkaufen nach Salzburg, als umgekehrt. „Die Maßnahmen im Berchtesgadener Land werden darum Auswirkungen auf den Handel haben. Aber ein wenig wird es sich vielleicht ausgleichen, wenn kaum mehr Österreicher über die Grenze fahren“, so Buchmüller. Wichtig sei, dass das Weihnachtsgeschäft nicht betroffen ist. „Anfang November beginnt ja schon das Geschäft mit den Early Shoppern, die schon früh Geschenke kaufen.“

Viele setzen auf Kunden aus Bayern

Auch der Salzburger Altstadtverband betonte am Dienstag, dass die Bayern eine wichtige Zielgruppe für die Salzburger Altstadt sind. Die Maßnahmen sollten für die Altstadt-Unternehmer aber verkraftbar sein und würden hoffentlich nicht verlängert oder gar verschärft, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

„Ich habe Angst, dass aus den 14 Tagen mehrere Wochen werden“, sagte Brigitte Hirschegger. Sie ist Geschäftsführerin des Modegeschäfts Via Venty in der Linzer Gasse. „Wir sind eigentlich schon mitten im Weihnachtsgeschäft, das beginnt in der Mode relativ bald.“ Sie zeigte aber Verständnis für den Lockdown auf der anderen Seite der Grenze: „Wenn es so sein soll, dann müssen wir da durch.“

Bayern-Lockdown: Folgen für Salzburg

Die wegen steigender CoV-Zahlen am Dienstag in Kraft getretene Lockdown im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land könne sehr negative Folgen für Salzburgs Wirtschaft haben. Das betonen Geschäftsleute und Handelskonzerne in Österreich. Noch schlimmer wäre eine volle Grenzschließung, heißt es.

Dauer des Lockdown: Knackpunkt für die Wirtschaft

Auch für das Einkaufszentrum Europark wird die Dauer der Einschränkungen zur zentralen Frage. 20 Prozent der Kunden kommen aus Bayern, sagte Marcus Wild, Geschäftsführer der Muttergesellschaft SES, am Dienstag zur APA. „Dabei handelt es sich vielfach um Qualitätskunden, die zum Beispiel auf hochwertige Lebensmittel hohen Wert legen.“ Er fürchtet, dass sich Kundengewohnheiten nachhaltig verschieben könnten, sollten die Beschränkungen länger anhalten. „Nach zwei, drei Wochen pendelt sich das wieder ein. Aber wenn so etwas sechs Wochen anhaltet, muss man aufpassen, dass sich die Stammkunden nicht woanders hinorientieren.“

Handel hofft auf mehr Konsumausgaben

Da der Europark nie ein touristischer Standort gewesen sei, sei man zuletzt von Corona nicht so stark beeinflusst gewesen, erklärte Wild. Würden aber die Kunden aus Bayern längerfristig ausfallen, wäre das ein schwerer Schlag. Dem Weihnachtsgeschäft blickte Wild heute dennoch mit viel Optimismus entgegen. „Die Konsumausgaben werden heuer signifikant höher sein als im vergangen Jahr“, prognostizierte er. „Die Leute verreisen dieses Jahr nicht und sind zu Hause.“ Nachsatz: „Die große Unbekannte ist, wie viel Umsatz davon in den Online-Handel gehen wird.“

Was genau läuft bei den Bayern?

Um 14.00 Uhr ist der eingeschränkte Lockdown im benachbarten Landkreis Berchtesgadener Land (Bayern) am Dienstag offiziell in Kraft getreten. Weder der Transitverkehr von Salzburgern und Tirolern, noch die Einkaufswege der Bayern seien betroffen, heißt es aus Berchtesgaden – mehr dazu in salzburg.ORF.at (20.10.2020)

Krise: Land Salzburg rechnet mit hohen Schulden

Die Wirtschaftskrise wegen der Cov-Maßnahmen hinterlässt tiefe Spuren im Salzburger Landesbudget für 2021. Der neue Voranschlag sieht eine Neuverschuldung von 390 Mio. Euro vor. Einnahmen von 2,9 Mrd. stehen Ausgaben von 3,3 Mrd. Euro gegenüber. Das teilte die Landesregierung am Dienstag nach einer Budgetklausur mit – mehr dazu in salzburg.ORF.at (20.10.2020)