Berchtesgaden in Bayern
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Chronik

Lockdown im Berchtesgadener Land in Kraft

Um 14.00 Uhr ist Dienstag der eingeschränkte Lockdown im benachbarten Landkreis Berchtesgadener Land (Bayern) offiziell in Kraft getreten. Weder der Transitverkehr von Salzburgern und Tirolern, noch die Einkaufswege der Bayern seien betroffen, heißt es aus Berchtesgaden.

Das Landratsamt in Bad Reichenhall veröffentlichte Dienstagmittag eine entsprechende Allgemeinverfügung und setzte diese um 14.00 Uhr offiziell in Kraft. In dem Landkreis werde das öffentliche Leben wegen stark steigender Infektionszahlen für 14 Tage eingeschränkt, argmentieren bayerische Politiker. Der neue Lockdown war schon Montag in München und Berchtesgaden angekündigt worden.

Zahlen leicht gesunken
Im bayerischen Kreis Berchtesgadener Land ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche am Dienstag leicht auf 236,01 gesunken, meldet die APA. Am Montag hatte der Wert laut Landratsamt noch bei 272,8 gelegen – und damit deutschlandweit an der Spitze. Seit Montag wurden demnach 40 weitere CoV-Fälle bestätigt, am Vortag waren es noch 57 gewesen.

Einkaufen weiter möglich

Außer etlichen Fahrschülern aus Salzburg, die nun nicht zum Unterricht nach Bayern pendeln können, sei weder der Transitverkehr noch die Erledigung etwa von Einkäufen betroffen. Beides sei auch in den kommenden zwei Wochen möglich, heißt es aus dem Landratsamt in Bad Reichenhall.

Deutsches Eck weiter offen

Bis zu 9.000 Fahrzeuge nutzen täglich das kleine deutsche Eck zwischen Salzburg, Bad Reichenhall, Schneizlreuth (beide Bayern) und Unken (Pinzgau). Es st die direkte und kürzteste Verbindung zwischen der Landeshauptstadt und dem Pinzgau. Diese Hauptverkehrsroute bleibt auch weiterhin offen. Der Berchtesgadener Landrat Bernhard Kern (CSU) sieht die Lage so: „Man kann weiter bei uns durchfahren. Für Tageseinkäufe sind die Geschäfte im Berchtesgadener Land weiter geöffnet. Das Flanieren und Großeinkäufe sind allerdings für die nächsten 14 Tage untersagt und nicht gewollt.“

Einschränkungen bis 9. November

Auch wenn die Spitäler in Bayern derzeit leer seien, mache der aktuelle Sieben-Tages-Wert von mehr als 220 Infektionen pro 100.000 Menschen die Einschränkungen im Landkreis notwendig, sagt Landrat Kern. „In den nächsten 14 Tagen wollen wir die Infektionszahlen deutlich nach unten bringen, dann können wir am 9. November den Schulbetrieb wieder aufnehmen und wieder etwas Normalität im Berchtesgadener Land schaffen.“ In Salzburg liegt der Sieben-Tages-Wert vergleichsweise aktuell bei 177 Infektionen pro 100.000 Einwohner.

2.500 Gäste reisten ab

Die strikten Ausgangsbeschränkungen im Landkreis Berchtesgaden zwangen am Dienstag Hunderte Feriengäste zur Abreise. Die Berchtesgadener Land Tourismus schätzte die Zahl der Gäste, die im Landkreis die Herbstferien verbringen wollten, auf knapp 2.500. Der Sommer sei zwar für manche Beherbergungsbetriebe sogar besser gelaufen als das Vorjahr, sagte eine Sprecherin am Dienstag. „Aber teilweise sind noch nicht mal die Schäden aus dem Frühjahr kompensiert.“ Für die nächsten Wochen gebe es nicht viele Stornierungen, denn der Großteil der Gäste hätte sich laut Touristikern mit langfristigen Buchungen zurückgehalten.

Bayern-Lockdown: Folgen für Salzburg

Die wegen steigender CoV-Zahlen am Dienstag in Kraft getretene Lockdown im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land könne sehr negative Folgen für Salzburgs Wirtschaft haben. Das betonen Geschäftsleute und Handelskonzerne in Österreich. Noch schlimmer wäre eine volle Grenzschließung, heißt es.

Harte Einschränkungen für Einheimische

Im Landkreis Berchtesgaden sind ab sofort alle Schulen und Kindergärten geschlossen. Gleiches gilt für Gastronomie, Hotels, Sport- und Kultureinrichtungen. Alle Kontakte sollen auf ein absolutes Mindestmaß beschränkt werden. Haus und Wohnung dürfen nur noch aus triftigen Gründen wie Arbeit und Einkaufen verlassen werden.

Die Grenzübergänge zu den angrenzenden Salzburger Bezirken bleiben offen – auch in den Tennengau, der derzeit die höchsten Infektionsraten in Österreich aufweist. Die Geschäfte im Berchtesgadener Land halten weiter geöffnet. Allerdings appelliert die Politik an Österreicher und Bayern, sich im beidseitigen Einkaufsverkehr einzuschränken.

Amtliche Wortwahl: „Diffuses Ausbruchsgeschehen“

Nach Angaben des Landratsamts gibt es in dem gesamten Landkreis an der Grenze zu Salzburg ein „diffuses Ausbruchsgeschehen“ ohne klare Infektionsquellen. Die Zahl der Neuansteckungen ist im Vergleich hoch. Sie lag mit Stand Dienstag bei 236 neuen Fällen pro 100.000 Einwohnern und Woche – und damit weit über dem in Deutschland vereinbarten Wert von 50, ab dem Gegenmaßnahmen verstärkt werden. Seit Montag stieg die Zahl der Fälle um 40. Im Bezirk Hallein verzeichnete das Dashboard der AGES am Dienstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 513,5 pro 100.000 Einwohner.

CSU-Landrat auf Linie des Ministerpräsidenten

Der Berchtesgadener Landrat Bernhard Kern (CSU) bezeichnete die strikten Maßnahmen als unvermeidlich, ähnlich wie am Montag der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (ebenfalls CSU). Die Zahl der Corona-Patienten im örtlichen Krankenhaus in Bad Reichenhall steige, sagte Kern am Dienstag dem Bayerischen Rundfunk (BR). Das mache ihn „betroffen“ und sei ein Grund für die Verschärfungen. Engpässe gebe es aber noch nicht. Es gelte, die Gesundheit der Bürger in den Vordergrund zu stellen.

Die Stiftung Patientenschutz sieht die Maßnahmen in dem Landkreis als „Vorlage für mögliche weitere regionale Lockdowns“ in Bayern und weitern Teilen Deutschlands. Deshalb müsse sichergestellt werden, dass für die dortigen 4.000 Pflegebedürftigen ausreichend Schnelltests vorhanden sind. „Das gilt sowohl für ambulante als auch stationär versorgte Menschen“, sagt Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Ein Schutz ohne Isolation sei sonst nicht möglich. Alle Pflegebedürftigen, Angehörigen und Altenpflegekräfte müssten jeden Tag einen Schnelltest erhalten.

Salzburgs Wirtschaft bangt um Kunden aus Bayern

Die wegen steigender CoV-Zahlen am Dienstag in Kraft getretene Lockdown im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land könnte sehr negative Folgen für Salzburgs Wirtschaft haben. Das betonen Geschäftsleute und Handelskonzerne in Österreich. Noch schlimmer wäre eine volle Grenzschließung, heißt es – mehr dazu in salzburg.ORF.at (20.10.2020)