COV-Krise

Nun insgesamt 15 Infizierte nach Rotary-Treffen

Nach einer Veranstaltung eines Rotary Clubs in der Stadt Salzburg am Montag vergangener Woche ist die Zahl der mit CoV infizierten Registrierten in Salzburg auf 15 gestiegen. Zuletzt wurde ein Pensionist positiv getestet, der ebenfalls an dem Vortrag im Peterskeller teilgenommen hatte.

Der Mann war bereits als Kontaktperson abgesondert. Mittlerweile konnten die Behörden nach eigenen Angaben auch den sogenannten Indexfall identifizieren, den eigentlichen Auslöser der neuen Welle.

Alle Regierungsmitglieder negativ getestet

Seit Montagabend liegen die Testergebnisse für alle sieben Mitglieder der Landesregierung vor. Kein Test sei positiv ausgefallen. Auch mehr als 80 Mitarbeiter in den Regierungsbüros und in der Landesamtsdirektion wurden bisher negativ getestet, teilte das Land in einer Aussendung mit.

Die Tests wurden nötig, nachdem ein Mitarbeiter eines Regierungsbüros und ein Spitzenbeamter des Amtes der Salzburger Landesregierung nach einem Rotary-Club-Treffen am 15. Juni positiv auf das Corona-Virus getestet worden waren. Der neue Cluster umfasst mittlerweile 15 bestätigte Infektionen, rund 200 Kontaktpersonen wurden deshalb bereits getestet. Bei der Auswertung der Probe eines Landesbediensteten gab es ein technisches Problem. In diesem Falle wird die Auswertung wiederholt.

Superspreader mit aggressivem Virenstamm?

Die Leiterin der Landessanitätsdirektion Petra Juhasz rechnete Montag mit noch weiteren Infektionen, zeigte sich aber in einem Videopressegespräch optimistisch, den neuen Covid-Cluster „einfangen“ zu können: „Wir haben die Situation gut unter Kontrolle, weil alle relevanten Kontaktpersonen mittlerweile isoliert worden sind“. Alle der neuen Fälle seien bisher auf den Index-Fall zurückzuführen, also jene Person, die die Infektionswelle am Montag ausgelöst hat.

Bei diesem Mann dürfte es sich um einen sogenannten Superspreader handeln. Das sind Leute, die mit hoher Geschwindigkeit eine große Zahl anderer Personen anstecken können. „Wenige Infizierte sind für einen Großteil der Folgefälle die Auslöser“, sagt Juhasz. Für einen hochinfektiösen Virusstamm spricht zudem, dass auch Personen der Kontaktkategorie 2 („mittelbar gefährdet“) erkrankt sind – also, jene, die keinen längeren direkten Kontakt mit Infizierten hatten, sich aber im gleichen Raum aufhielten.

„Indexfall hat sich anderswo angesteckt“

Wo sich der Indexfall selbst angesteckt hat, war Montag noch nicht bekannt: „Wir haben in einem ersten Schritt versucht, die Infektionskette zu unterbinden. Nun sind wir auf der Suche nach der Quelle. Dazu müssen wir aber 14 Tage zurückgehen.“ Weil die Inkubationszeit beim Coronavirus mindestens 48 Stunden beträgt, gilt es als gesichert, dass der Mann sich selbst nicht bei der Veranstaltung, sondern woanders angesteckt hat. „Er fühlte sich am Montagabend noch völlig gesund, zeigte am Dienstag aber erste Symptome“, berichtet Juhasz.

Weil 16 der offenbar 26 Teilnehmer des Vortrags nach Ende der Rotary-Club-Veranstaltung noch in ein anderes Altstadtlokal gewechselt sind, wurden auch dort alle möglichen Kontaktpersonen auf Infektionen geprüft. Als Folge befinden sich derzeit mehrere Dutzend Personen in Absonderung. Zuletzt hatten die Behörden ihre Testkapazitäten stark erhöht und rund 200 Tests täglich durchgeführt: „Das betrifft aber auch Verdachtsfälle außerhalb des Clusters.“

Mehrere Landesteile betroffen

Die bisherigen Erkrankungsfälle des Covid-Clusters „A“ verteilen sich aufgrund der Wohnsitze der Betroffenen auf die Stadt Salzburg (sieben Fälle), den Flachgau (drei Fälle), den Tennengau (vier Fälle) und den Pongau (einen Fall). „Der Fall zeigt deutlich, dass das Virus präsent ist und wir nach wie vor aufpassen müssen“, sagte Juhasz. Sie appellierte an die Menschen, weiter Abstand zu halten, auf die Hände-Hygiene zu achten und Masken zu tragen, wenn der Sicherheitsabstand nicht gewährleistet werden kann. Die Gesamtzahl der aktiv infizierten Personen liegt in Salzburg derzeit bei 20.

SPÖ kritisiert Landesregierung hart

Heftige Kritik an der schwarz-grün-pinken Landesregierung in Salzburg ist Montag von SPÖ-Personalvertretern der Landesbediensteten gekommen. Obwohl Insidern seit Mittwoch CoV-Infektionen in Amtsgebäuden bekannt waren, seien weder die Bediensteten noch deren Personalvertretung informiert worden – mehr dazu in salzburg.ORF.at (22.6.2020)

CoV-Cluster: Weiterer Lokalbesuch von Rotariern?

Am Montag ist ein weiterer Coronafall aus dem Cluster rund um das Rotary-Treffen in der vergangenen Woche bekannt geworden. Damit gibt es derzeit 15 positiv getestete Personen, die auf dem Rotary Treffen waren. Darunter Spitzenbeamte und führende Mediziner.

Die neue Welle wurde übrigens genau an jenem Tag vom Land Salzburg öffentlich gemacht, an dem der Einsatzstab seine Tätigkeit eingestellt hatte. „Ein Cluster wie jetzt ist aber kein Grund, den Stab zu reaktivieren. Alles ist gut nachvollziehbar – auch wenn es für die Gesundheitsbehörden eine extrem fordernde Arbeit ist“, sagte Sanitätsdirektorin Juhasz.

Ein zweiter leitender Arzt der Landeskliniken wurde am Sonntag als infiziert gemeldet, zudem ein Gemeindevertreter aus Schwarzach (Pongau). Einige Teilnehmer des Rotary-Treffens wurden bisher auch negativ getestet, befinden sich aber in Quarantäne – etwa ein führender Beamter der Salzburger Polizei.

Clubmitglieder sollen in zweites Lokal gegangen sein

Dem Vernehmen nach sollen Teilnehmer des Rotary-Club-Abends im Stiftskulinarium St. Peter später noch in einem weiteren, kleinen Lokal in der Altstadt gewesen sein. Der Präsident des Rotary-Clubs Salzburg-Nord, Hermann Dietz, sagte Sonntagabend gegenüber dem ORF dazu: „Ich kann nicht beurteilen, was andere Mitglieder hinterher noch gemacht haben. Wir waren zwei Stunden zusammen. Ich kann nur als Präsident offiziell sagen: Die Veranstaltung war um 21.00 Uhr beendet, und ich bin nirgendwo mehr hingegangen – außer nach Hause.“

Michael Haydn Zimer im Peterskeller („St. Peter Stiftskulinarium“) im Kloster St. Peter in der Salzburger Altstadt
ORF
Nach dem Treffen in dem Raum im Stiftskulinarium St. Peter sollen einige Rotary-Club-Mitglieder noch in ein zweites Altstadtlokal gegangen sein

Situation für Clubpräsidenten „eine Katastrophe“

Die aktuelle Situation sei „eine große Katastrophe“, sagte Clubpräsident Dietz. „Wir haben uns zwar auf alle Richtlinien eingestellt, die uns zur Hand gegeben wurden. Aber trotzdem ist es zu zahlreichen Erkrankungen gekommen – wo sich alle Freunde gefreut haben, sich doch einmal wieder treffen zu dürfen. Leider hat uns der Meister Covid da einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Der pensionierte Steuerberater Dietz, 70 Jahre alt, infizierte sich bei dem Abend ebenso wie mehr als die Hälfte der Teilnehmer: „Gott sei Dank ist der Krankheitsverlauf bisher sehr milde, auch bei unseren 80-Jährigen – obwohl 14 von den 26, die teilgenommen haben, positiv getestet wurden. Bei denen, die negativ getestet wurden, rechnen wir damit, dass vielleicht noch der eine oder andere dazukommt.“

Infektionen ein „Signal“: „Wir müssen vorsichtiger sein“

Das Beisammensein der Clubmitglieder habe zwei Stunden gedauert, sagte der Präsident. Es sei gemeinsam gegessen worden, dann habe es einen Vortrag gegeben und es sei diskutiert worden. Keiner habe mit diesen Folgen gerechnet – auch die Mediziner in der Runde nicht, so Dietz.

„Ich mache mir nicht nur über uns Rotarier Sorgen, was wir damit ausgelöst haben, sondern auch darüber, wie frei heute umgegangen wird“, sagte der Clubpräsident. „Es herrscht eigentlich eine Stimmung, als hätten wir das besiegt. Vielleicht ist das, was passiert ist, auch ein Signal, das uns klar sagt: Wir müssen weiterhin deutlich vorsichtiger sein. Die Anregung, die ich habe: Seid vorsichtig – alle!“

Suche nach Kontakten „komplexes Schneeballsystem“

Die Gesundheitsbehörden versuchen weiter herauszufinden, wo sich der „Indexfall“ – also jener Teilnehmer des Treffens, der alle anderen angesteckt haben dürfte – selbst infiziert hat. Deshalb werden etliche Menschen aus seinem Umfeld getestet.

Auch die Suche nach den Kontaktpersonen der teilnehmenden Rotarier ist aufwendig: Es handle sich um ein „komplexes Schneeballsystem“, hieß es am Montag aus dem Magistrat Salzburg. Nun sind auch die Bezirkshauptmannschaften in die Suche nach Kontaktpersonen der infizierten Teilnehmer des Rotary-Club-Treffens involviert, da ja auch der Gemeindevertreter aus Schwarzach positiv getestet wurde. Außerdem hatten die infizierten Rotarier Kontakt zu vielen Personen im gesamten Bundesland.

Die Behörden betonen auch, dass differenziert werden müsse zwischen engen Kontaktpersonen, die sich in Quarantäne begeben müssen, und jenen Personen, mit denen die positiv getesteten Clubmitglieder nur kurz Kontakt hatten. Aber auch Letztere müssen verständigt werden und in der nächsten Zeit ihren Gesundheitszustand genau beobachten.

Auch Bundesministerin musste getestet werden

Getestet werden musste am Wochenende auch Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Sie war am Freitag bei ihrem Parteikollegen Landeshauptmann Wilfried Haslauer zu Gast. Der Test bei der Ministerin fiel negativ aus. Ebenso negativ getestet wurden bereits am Samstag Landeshauptmann Haslauer, Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl und Landesrätin Maria Hutter (alle ÖVP). Von den weiteren Landesregierungsmitgliedern und deren Büromitarbeitern werden am Montag Abstriche genommen. Bis Ergebnisse vorliegen, wurden alle Termine der Landesregierung abgesagt.