Gerald Forcher vor roter „SPÖ“-Wand
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Politik

Forcher neuer Geschäftsführer der Salzburger SPÖ

Gerald Forcher wird neuer Landesgeschäftsführer der Salzburger SPÖ. Das gab die Partei am Montagvormittag bekannt. Er war erst im März als Chef der Privatangestellten-Gewerkschaft zurückgetreten und hatte sein rotes Landtagsmandat zurückgelegt – nach einem heftigen Streit im ÖGB, wie es damals hieß.

Wie der designierte Vorsitzende der Salzburger SPÖ, David Egger, am Montag bei einem Pressegespräch sagte, habe Forcher in einem Assessment-Center unter den fünf geladenen Bewerbern am besten abgeschnitten und das Anforderungsprofil klar erfüllt. „Ich habe eine Person gesucht, die drei Sachen mitbringt: berufliche Qualifikation, eine klare sozialdemokratische Wertehaltung und die Bereitschaft, sich mit Leidenschaft und Engagement einzusetzen“ so Egger.

Rückzug von allen Ämtern noch im März

Der neue Parteimanager ist 42 Jahre alt und war selbst lange als möglicher Nachfolger von Landesparteichef Walter Steidl gehandelt worden – bis er im März 2020 noch vor der Kür Eggers über eine heftige Auseinandersetzung stolperte. Er soll bei einer Arbeitstagung der Gewerkschaft im Burgenland einem Mitarbeiter ein Tablet an den Kopf gestoßen haben. Forcher räumte den Vorfall ein, sprach aber lediglich von einem „Stupser“ mit dem Gerät an die Stirn.

„Ja, es hat eine Meinungsverschiedenheit gegeben und ich habe die Konsequenzen gezogen“, sagte Forcher dazu am Montag. Damit sei die Sache für ihn aber behoben gewesen. Rückendeckung erhielt er auch vom neuen Landeschef: „Er hat sich eine Chance verdient.“

David Egger und Gerald Forcher vor roter „SPÖ“-Wand
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Neo-SPÖ-Chef David Egger (links) bei der Vorstellung von Gerald Forcher als SPÖ-Landesgeschäftsführer

„Offen“ für neuerliche politische Kandidatur

Als SPÖ-Landesgeschäftsführer hat Forcher derzeit kein gewähltes Amt inne. Am Montag schloss er aber nicht aus, bei einer künftigen Wahl als Kandidat anzutreten: "Grundsätzlich bin ich für alles offen. Aber das ist nicht in meinem Entscheidungskreis. Das wird der Landesparteivorsitzende festlegen, wer die Kandidatinnen und Kandidaten sind.

Eder: „Neutrales Auswahlverfahren“

Der Salzburger ÖGB-Chef und Arbeiterkammerpräsident Peter Eder meldete sich kurz nach der Kür Forchers durch den roten Parteivorstand lobend zu Wort. Der neue Mann in dieser Funktion sei ein „politischer Vollprofi und aufgrund seiner Erfahrung und Expertise die richtige Entscheidung als Landesgeschäftsführer“.

Mit dem neuen SPÖ-Landesparteichef Egger und Forcher hätten die Salzburger Arbeitnehmer nun verlässliche Partner in der Landespolitik, so Eder: „Ich kenne Gerald Forcher schon lange. Seine Erfahrung in der Politik, im Management und in der Öffentlichkeitsarbeit bringen das notwendige Rüstzeug für diese Position. Das waren auch entscheidende Faktoren, weshalb er sich im neutralen Auswahl-Bewerbungsverfahren durchgesetzt hat.“

Gerald Forcher neuer SPÖ-Landesgeschäftsführer

Weiter reine Männerführung

„Es freut mich, dass er trotz seines Rückzugs aus der Politik im März der Salzburger SPÖ nun als ihr oberster Angestellter dient und so sein Knowhow erhalten bleibt“, beurteilte Michael Wanner die Lage, der rote Klubchef im Landtag und SPÖ-Bezirksvorsitzende in der Stadt Salzburg.

Dass die Salzburger Sozialdemokraten nun weiterhin an der Spitze ein reines Männerteam haben, das stört auch die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Karin Dollinger wenig. Sie hätte sich zwar eine „starke Landesgeschäftsführerin" gewünscht, aber auch Forcher sei eine „hervorragende Wahl“. Er habe schon als Politiker und Gewerkschafter gezeigt, „dass er ein hochbegabtes Arbeitstier ist und sein Herz tiefst verwurzelt in der Sozialdemokratie. Ich bin davon überzeugt, dass er seine Arbeit als Landesgeschäftsführer ähnlich anlegen wird.“

Auch vom Salzburger SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger und Stadträtin Anja Hagenauer sind via Aussendungen nun Loblieder auf den neuen Manager der Landespartei zu lesen. Weiters ist auch Hansjörg Obinger begeistert, Bischofshofener Bürgermeister und SPÖ-Bezirksparteichef des Pongaues: "Gerald Forcher darf sich auf eine Arbeitsumgebung freuen, in der wirkliche alle … alles für unsere Bewegung geben. Gleichzeitig wird er mit seinem gewerkschaftlichen Hintergrund auch für neue Perspektiven sorgen.“

NEOS von Personalentscheidung „irritiert“

„Irritiert“ von der Entscheidung der Sozialdemokraten für Forcher zeigte sich hingegen der Salzburger NEOS-Landesgeschäftsführer Michael Pilz in einer Aussendung: „Im SPÖ-Landtagsklub war kein Platz mehr für ihn, in der Landespartei aber schon. Es scheint hier so, also ob die SPÖ ein sehr widersprüchliches Verhältnis zum Thema Gewalt hat.“

Die Bestellung von Forcher zeige auch, „dass David Egger nicht die erste Wahl für den SPÖ-Vorsitz ist“, so Pilz weiter. „Die alteingesessene Gewerkschaft schafft nach wie vor in der SPÖ an.“

Was geschah im vergangenen März?

Lange wurde der frühere Gewerkschaftsmanager Gerald Forcher als möglicher Salzburger Landesparteichef der SPÖ gehandelt. Ehe er im März 2020 sein Landtagsmandat zurücklegte und – vorübergehend, wie man nun weiß – von der politischen Bühne verschwand. Es soll damals ÖGB-intern eine heftige Auseinandersetzung gegeben haben – mehr dazu in salzburg.ORF.at (11.3.2020)