Marionettentheater
ORF
ORF
Kultur

Neue Leiterin im Marionettentheater

Das Salzburger Marionettentheater bekommt eine neue Leiterin. Geschäftsführerin Barbara Heuberger geht nach 21 Jahren im Haus in Pension. Ihr folgt ab 1. Oktober die Kulturmanagerin Susanne Tiefenbacher nach. Sie soll das Theater wieder in sichere Gewässer führen, nachdem es im Vorjahr wegen finanzieller Probleme vor dem Aus stand.

Tiefenbacher arbeitet seit 30 Jahren im Kunst-, Kultur- und Veranstaltungsbereich und gilt als wirtschaftlich denkende Managerin, die die Zahlen im Hintergrund immer mitdenkt. Sie engagierte sich unter anderem als Produktionsleiterin für das Literaturfest Salzburg (2008 bis 2019), das zeitgenössische Kunstfestival „Kontracom06“ im Mozartjahr 2006 und die Linzer Klangwolke im Rahmen der Kulturhauptstadt 2009. Von Herbst 2014 bis März 2020 leitete sie als Geschäftsführerin das Salzburger Winterfest, eines der größten Festivals für zeitgenössischen Zirkus im deutschsprachigen Raum. „Ich freue mich, gemeinsam mit dem Ensemble und der künstlerischen Leitung des Theaters, neue Formate entstehen zu lassen und kreative Kooperationsmodelle zu entwickeln“, erklärte Tiefenbacher am Mittwoch per Aussendung.

Theater derzeit geschlossen, Mitarbeiter in Kurzarbeit

Derzeit ist das zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählende Theater wegen der CoV-Pandemie geschlossen, die 14 Mitarbeiter befinden sich alle in Kurzarbeit. Die Auslastung des Marionettentheaters lag zuletzt bei rund 40 Prozent, die Einnahmen aus dem Kartenverkauf und den Tourneen deckten nur 70 Prozent der Kosten ab. Um die drohende Schließung abzuwenden, wurde im Vorjahr ein Konzept für eine Neuausrichtung erarbeitet. Das Theater soll bis 2022 finanziell und strukturell wieder auf sichere Beine gestellt werden. Dazu schießen Stadt und Land jährlich jeweils 150.000 Euro zu, um den Betrieb aufrecht zu halten – Stadt unterstützt Marionettentheater (salzburg.ORF.at; 6.3.2020)

Marionettentheater nicht mehr privat geführt

2019 hat ein neu gegründeter gemeinnütziger Verein zehn Prozent der Anteile der Salzburger Marionettentheater GmbH übernommen. Noch-Geschäftsführerin Heuberger hält derzeit die anderen 90 Prozent, diese werden mit ihrem Ruhestand in den Verein übergehen. Damit ist das 1913 gegründete Theater erstmals in seiner Geschichte nicht mehr privat geführt.

„Das Marionettentheater ist ein Kleinod, das seinesgleichen sucht und dessen großes Potenzial es neu zu denken, neu zu strukturieren und auch neu mit finanziellen Mitteln auszustatten gilt“, erklärte am Mittwoch der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins, Claus Spruzina. „Was wir wirklich möchten, ist es den Stellenwert des Theaters nicht nur bei den Touristen, sondern hauptsächlich bei den Salzburgern zu verankern“, sagte er zur APA. „Kaum jemand, der als Kind dort war, ist dann später noch einmal hingegangen.“ Ziel sei es, Besucher aller Alters-, Interessens- und Bildungsschichten zu gewinnen.

„Puppen haben keine nasse Aussprache“

Angesichts der Coronakrise zeigte sich Spruzina am Mittwoch überzeugt, unter den ersten Kulturbetrieben zu sein, die für die Salzburger wieder öffnen werden. „Wir haben den Vorteil, dass die Schauspieler das Publikum nicht gefährden. Puppen haben keine nasse Aussprache.“ Allerdings könnten die Puppenspieler über der Bühne den Sicherheitsabstand derzeit nicht einhalten. „Wir arbeiten hier an Lösungen.“ Angedacht seien etwa Veranstaltungen im Freien. Denkbar sei auch, Puppenspieler vor den Vorführungen testen zu lassen, oder die Stücke so zu verändern, dass genügend Abstand gewährleistet wird. „Auch die zuletzt leider nicht so tolle Auslastung verschafft uns jetzt einen gewissen Handlungsspielraum. Sie hilft, wenn jeder zweite oder dritten Platz freigelassen werden muss.“