Allein im Juli gab es beim Heinrich-Schwaiger-Haus bei Kaprun (Pinzgau) auf der Westflanke des Großen Wiesbachhorns (3.564 Meter) jede Woche einen Tag mit Neuschnee, sagt Hüttenwirtin Carol Freisleben. Sie hatte heuer auf eine stabilere und auch in großen Seehöhen insgesamt wärmere Saison gehofft.
Kritik an „unverlässlichen Wetterberichten“
Das Schwaiger-Haus steht auf 2.801 Meter Seehöhe, die dritthöchste Hütte Salzburgs nach dem Zittelhaus auf dem Sonnblick und dem Matrashaus auf dem Hochkönig. Hier arbeitet die junge Frau aus der Oberpfalz in Bayern voraussichtlich noch bis Anfang Oktober, ehe wieder die Wintersperre kommt: „Da heroben haben wir heuer mehrfach auch sommerlichen Eisregen gehabt. Wenn dann zwei bis drei Zentimeter Eisschicht auf den Wegen sind, dann ist es einfach zu gefährlich. Wenn du auf einem Stein nur ein einziges Mal abrutschst, dann liegst du ganz unten beim Stausee Mooserboden.“
Wirtin Freisleben ist mit Qualität und Treffsicherheit von Wetterberichten in Massenmedien unzufrieden. Es habe heuer sehr oft falsche Prognosen gegeben. Zum Beispiel Schlechtwetter, und dann sei es im echten Leben perfekt gewesen. Und umgekehrt. Bergsteiger seien bei Sturm auf der Hütte gesessen, obwohl prächtige Tage angesagt waren. Andere seien zu Hause geblieben, obwohl Übernachtungsplätze gebucht waren, und das Wetter gepasst hätte: „Das frustriert uns schon sehr.“
Schnee, dann wieder Hitze: „Viele packen das nicht“
Ähnliches berichtet auch Andreas Haugsberger vom Zittelhaus auf dem Rauriser Sonnblick, 3.105 Meter. Er stammt aus Schärding am Inn in Oberösterreich. Auch der Sonnblickwirt hatte heuer viel Sommerschnee, und selbst an schönen Tagen werde es immer schwieriger mit Besuchern: „Im Juni war es dann wieder so heiß. Da gehen sie dann von Haus aus nicht herauf. Viele schaffen das nicht. Da sind wir zu weit heroben. Es wird immer schwieriger von Jahr zu Jahr. Ich bin jetzt den zehnten Sommer auf dem Sonnblick. Und der Trend ist eindeutig.“
Niedriger gelegene Betriebe mit Umsatzplus
Anders und viel günstiger für Wirtsleute scheint die Lage weiter unten zu sein. Da reichen schon ein paar hundert Höhenmeter. Auf dem gut 2.400 Meter hohen Gamskarkogel bei Bad Gastein – einem prachtvollen Aussichtsberg mit einer der ältesten Schutzhütten der Ostalpen – arbeitet Hüttenwirt Gottfried Härtel, ein gebürtiger Grazer: „Es läuft gut. Bei uns wird es jedes Jahr besser und mehr. Beim Wandern in mittleren Höhen gibt es einen Boom.“
Der optimistische Wirt Härtel auf dem Gamskarkogel in Gastein verweist neben der günstigeren Seehöhe auch auf seine gute Medienarbeit für die Hütte. Er sei immer wieder mit Berichten in Zeitungen vertreten.
Gute Bilanz auch auf der Hagener Hütte
Ähnlich hoch und topografisch günstig steht viel weiter südlich auf der Landesgrenze zu Kärnten in den Hohen Tauern die Hagener Hütte. Dieses gut ausgebaute Domizil des Deutschen Alpenvereins erschließt den Hauptkamm zwischen Bad Gastein (Pongau) und Mallnitz (Bezirk Spittal an der Drau) für das Wandervolk aus vieler Herren und Frauen Länder. Hier betrachtet der langjährige Wirt Johann Aschbacher die heurige Saison auch eher mit lachendem Auge: „Wir haben immer mehr Tagesgäste von Gastein herauf, darunter viele Einheimische. Aber auch schwedische Wanderer, die in Gastein regelmäßig ihren Urlaub verbringen.“
Kommt noch stabiler Herbst?
Für die Pächter der viel höher gelegenen Hütten an der 3.000-Meter-Grenze gibt es nun – nach den eher mageren Wochen und Monaten – noch die Hoffnung auf einen stabilen Herbst mit vielen Bergsteigern. Spätestens Anfang Oktober müssen die extremer gelegenen Standorte dann schon wieder für den Winter abgesichert, dichtgemacht und zugesperrt werden.
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Link:
- Doch noch Saisonstart für Salzburgs dritthöchste Hütte (salzburg.ORF.at; 26.6.2019)