Sendungshinweis:
„Über D‘ Alma“, am 25.6.2023 von 6.00 bis 8.00 Uhr
Der Schnee ist endgültig weg auf der Reicheralm in Dienten am Hochkönig auf 1.580 Metern Seehöhe. Zeit für den Reicherbauer aus Taxenbach, Bernhard Kendlbacher, den Zaun zu richten. "Da sind wir fast zwei Wochen lang beschäftigt. Es kommt aufs Wetter an. Wenn es noch schneit heroben, dann muss ich auch nicht unbedingt „zäunen", aber ohne Zaun brauch ich die Tiere gar nicht heraufbringen“, erzählt Bernhard Kendlbacher.
Tierische Gäste aus nah und fern
74 Hektar Almfläche stehen den 130 Kühen auf der Reicheralm zur Verfügung. 50 Stück gehören dem Almbauern selbst, 80 weitere "kommen aus Linz (OÖ), aus dem Flachgau, Oberndorf, Anthering und noch welche aus dem Pinzgau und dem Pongau. Und jetzt haben wir da ja eine gute Plattform, quasi ein „Booking.com" für Tiere, wo man reinschreiben kann, dass man noch Platz hätte für mehr Kühe und dann meldet sich schon jemand. Es ist wichtig, dass die Kühe auf der Alm sind und das Futter nicht alt wird. Die eigenen Kühe sind aber schon geländetauglicher, am Ende des Almsommers sind sie aber alle angepasst.“
Die Tiere spielen die Hauptrolle
Der Almsommer dauert auf der Reicheralm von Ende Mai bis Ruperti. Gäste sind jederzeit willkommen, werden auch verpflegt, an erster Stelle stehen aber bei den Kendlbachers die Tiere. „Aber aus dem Brunntrog kann sich jeder jederzeit bedienen“, versichert Bernhard Kendlbacher und seine Frau Tanja ergänzt: „In den Ferien bin ich auch heroben, da gibt’s das Übliche: Brettljause oder wenn jemand was Warmes will, gibt’s auch selbstgemachte Würstel, alles von uns selbst gemacht oder von umliegenden Bauern.“
Almweideprojekt
Die Reicheralm ist eine Almweide-Projektalm. Das heißt, die Almbauern passen sich an gewisse Klimabedingungen an, einerseits an die Erwärmung, auch in den höheren Lagen wird es wärmer, andererseits verschieben sich die Jahreszeiten. Das führt dazu, dass auf den Salzburger Almen mehr Futter wächst, als das noch vor 50 Jahren der Fall war.
Magisches Dreieck der Almwirtschaft
Petra Fürstauer-Reiter ist Almwirtschaftsberaterin der Landwirtschaftskammer Salzburg. Sie berät die Almbauern und erklärt, wenn Futter nicht abgeweidet, also gefressen wird, dann wird die Alm unweigerlich verbuschen.
Das will man mit dem „Magischen Dreieck der Almwirtschaft“ vermeiden: einmal mit dem frühzeitigen Auftrieb, zwei Wochen früher als üblich. Dann werden die Tiere in Koppeln gehalten, Weidemanagement nennt man das und die dritte Ecke des Dreiecks: die ausreichende Tieranzahl. Nur so kann die Almfläche ausreichend abgeerntet werden.
Ampfer als Problempflanze
Der Ampfer ist zum Beispiel eine Problempflanze. Die junge Pflanze wird gerne gefressen von den Kühen, die großen Pflanzen nicht mehr. Der Ampfer deckt dann alles zu, darunter kann nichts mehr wachsen. Wenn die Kühe jetzt geleitet werden, genau dorthin, wo man sie braucht, dann hat der Mensch das im Griff.
Wilde Begegnung
Eine „wilde Begegnung“ haben Bernhard Kendlbacher und sein Senner Moritz Hartmann heuer schon gehabt. Vermutlich ist ein Wolf durchgezogen und hat die Tiere verschreckt. Auch der Hund war unruhig. Das Raubtier hat kein Tier verletzt, aber eine Kuh ist abgestürzt und zu Tode gekommen.
Am Thema Wolf kommen die Almbauern heuer nicht vorbei, ist auch der Obmann der Almwirtschaft Salzburg, Silvester Gfrerer, überzeugt. Er fordert vehement die Umsetzung der neuen Verordnung, also Problemwölfe schneller zum Abschuss freizugeben, siehe auch salzburg.ORF.at.
Großes Thema – der Wolf
Die Sorgen seien groß und auch die Angst bei den Bauern. „Das klare Ziel ist es den Wolf so zu bejagen, wie wir das bei Rotwild oder Rehen machen. Von Ausrotten redet niemand. Es braucht auch Freizonen, dass der Wolf wieder scheu wird, dass er sich vor dem Menschen fürchtet, damit er in andere Gebiete weiterzieht, wo er seine Ruhe hat, aber nicht mitten in Weidegebieten und touristisch genutzten Gebieten.“, ergänzt Gfrerer.
Nebenbei lädt der Obmann der Almwirtschaft zur Landesalmwanderung am Sonntag, dem 2. Juli auf die Reicheralm ein.
Der Weg zur Reicheralm
Drei Kilometer nach Dienten in Fahrtrichtung Lend zweigt rechts der Güterweg Dacheben ab und führt hinauf zum ersten Ausgangspunkt nahe des Hirschegghofs. Hier ist schon der gut beschilderte Weg durch das Kar, mit Ausblick auf das weitausladende Hüttendach der Reicheralm zu sehen.
Wer einen gemütlicheren Anstieg wählen möchte, stellt sein Fahrzeug oberhalb des Scheibleggbauern ab und wandert entlang des Klausbichl-Forstweges zur Reicheralm. Beide Wege erfordern eine Gehzeit von 1 ¾ Stunden. Bequemer gehts mit der Gabühelbahn direkt vom Ortszentrum von Dienten hinauf, mit anschließender gemütlichen Wanderung ohne große Anstiege. Gehzeit ca. 1 Stunde.
Nahe Ausflugsziele in der Umgebung
Von der Reicheralm erreicht man nach einstündigem Aufstieg über die Marbachhöhe den Gipfel des Klingspitz (1.988 m). Außerdem gibt es Verbindungswege zum Hochalmkaser, der Lettenalm und zum weiter entfernten Hohen Hundstein.
Kontakt:
Tanja und Bernhard Kendlbacher
Taxenbach, Berg 7
+43 664 9243481