Ilex mit Schnee
Kristina Sammer on Unsplash
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Garteln in Salzburg

Schradl und Mistel

Wer an die Weihnachtszeit denkt, der hat sofort den Geruch von Tannennadeln in der Nase. Es gibt aber einige Pflanzen, die mit dem Weihnachtsfest ebenfalls ganz eng verbunden sind: Der Schradl und die Mistel, stachelige Schönheit und sanfte Schmarotzerin.

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„Garteln in Salzburg“, 15.12.2022

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Der Schradl, wie die Stechpalme (botanisch Ilex) bei uns in Österreich liebevoll genannt wird, gehört da seit langer Zeit dazu. Aber erst in den letzten Jahren ist er wieder zu einem typischen Weihnachtsgrün geworden. Schon in germanischen Zeiten waren die saftig grünen Zweige ein begehrtes Kultobjekt, das im Stall zur Winterszeit die guten Feen aus dem Wald anlocken sollte.

Ilex-Zweige zu Ostern

Später waren dann die Ilex-Zweige vor allem zum Osterfest in Verwendung, daher auch der Name Stechpalme. Dann kam der Ilex über England und Amerika zu uns zurück: keine Serviette, kein Weihnachtspapier oder Geschenkband, wo nicht die Ilexblätter mit den kräftig roten Beeren zu finden sind.

Ilex
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Ilex, in Österreich auch Schradl genannt

Im Garten problemlos

Auch im Garten lässt sich die Stechpalme problemlos ziehen: Die Sorte Ilex aquifolium „Alaska“ zählt da zu den frosthärtesten und vor allem am reichsten fruchtenden Pflanzen. Allerdings nur dann, wenn in der Nähe ein „Männchen“ als Befruchter steht. „Blue Prince“ ist eine schöne Sorte, die zwar keine Beeren, aber dafür die notwendigen Blütenpollen und herrliche Blätter besitzt.

Ein interessantes Phänomen ist übrigens bei vielen Stechpalmen zu beobachten: Im unteren Teil des Strauchs sind die Blätter meist stachelig, im oberen Teil dagegen werden die Blattränder glatt, da keine Gefahr mehr durch das Abfressen von Tieren besteht.

Verwechslung mit Mahonie

Oft verwechselt wird die Stechpalme mit der Mahonie. Sie wird schon in wenigen Wochen die Blicke – oder besser die Nasen – auf sich ziehen: An milden Jänner-Tagen öffnet sie ihre gelben Blüten mit einem betörenden Duft. Eine der besten Sorten ist „Wintersun“.

Immergrüne Pflanze Mistel

Ebenfalls aus der Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken ist die Mistel. Sie kam ebenfalls über England wieder zu uns. Als immergrüne Pflanze galt sie aber schon zur Römerzeit als Symbol für Unsterblichkeit.

Drei Arten des Halbschmarotzers gibt es: die auf Laubbäumen wachsen, auf Nadelbäumen oder auf Eichen. Die Mistel lebt vom Wasser und den Mineralstoffen des Baumes, assimiliert aber selbst (daher „Halb“-Schmarotzer) und wirft alle zwei Jahre das Laub ab.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Misteln mit Neuschnee
ORF.at/Georg Hummer
Misteln mit Neuschnee
Mistelzweig
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Mistelzweig
Misteln im Baum
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„Halbschmarotzer“ Mistel im Herbstbaum

Begehrt als Zierobjekte sind vor allem Misteln mit den weißen Früchten, die auch von den Vögeln gerne gefressen werden. Da diese Früchte extrem klebrig sind, versuchen die Tierchen sie an Ästen abzustreifen, wo sie letztlich kleben bleiben und eine Wurzel bilden, die durch die Rinde in die Saftbahnen des Baumes führt.

Zarte Wangenküsse

Besonders beliebt sind die Misteln vermutlich deshalb, weil es heißt, dass unter einem Mistelzweig ungefragt geküsst werden darf. Allerdings nur, wie es in den britischen Anstandsregeln heißt: „… zarte Wagenküsse und keine Kussorgien …!“

Aber auch in der Medizin spielt die Mistel eine große Rolle: Sie wirkt Blutdruck senkend, harntreibend und tumorhemmend. In den Garten sollte man sich die Mistel nicht bewusst holen (was meist auch nicht gelingt), denn langfristig bringt sie selbst große Bäume nach Jahrzehnten zum Absterben.

Mistel und Ilex

Zwei weihnachtliche Schönheiten in „Garteln in Salzburg“