Blick vom Mönchsberg zum Untersberg
ORF.at/Georg Hummer
ORF.at/Georg Hummer
„9 Plätze – 9 Schätze“

Der Untersberg: Von Sagen, Bergsteigern und Rauchfangkehrern

Der freistehende Gebirgsblock bei Grödig im Salzburger Flachgau fasziniert von allen Seiten: von oben, von unten, von innen. Er ist ein natürliches Wahrzeichen, das seinesgleichen sucht. Und er verbirgt Geheimnisse, die der Mensch wohl nie ergründen wird.

Wir können den Untersberg erwandern oder – gemütlicher – mit der Seilbahn hinauffahren und das unvergleichliche Panorama genießen. „Alles, was ich auch von schönen Gegenden gesehen habe, ist – nach meinem Gefühle – nur sehr wenig gegen Salzburgs himmlische Naturschönheiten.“ Da hat Wolfgang Amadeus Mozart wohl auch den Untersberg gemeint.

Untersberg – Seilbahn
TVB Grödig

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 2.10.2020

Seilbahntouristen, Hüttenwanderer und Kletterer aus Salzburg, Bayern und der ganzen Welt treffen sich sommers wie winters auf 1.800 Meter Seehöhe. Sie kommen zu Fuß über den anspruchsvollen Dopplersteig herauf, von Glanegg über den Reitsteig, in Wander- oder Skischuhen. Die meisten kommen aber mit der 2020 runderneuerten Untersberg-Seilbahn auf den Gipfel.

Durchlöchert wie ein Käse

Der Untersberg ist ein Grenzberg, der Salzburg mit Bayern verbindet. Im wahrsten Sinne des Wortes stechen die Hauptgipfel, der Berchtesgadener Hochthron (1.972 m) und der Salzburger Hochthron (1.853 m), heraus. Innerhalb des Untersbergs befinden sich zahlreiche Höhlen, er ist durchlöchert wie ein Emmentaler.

Riesending-Schachthöhle

Internationale Berühmtheit erlangte die Riesending-Schachthöhle. Sie ist mit mindestens 20,3 Kilometern die längste und mit mehr als 1.149 Metern die tiefste Höhle Deutschlands. Bekannt geworden ist sie aufgrund einer tagelangen Rettungsaktion, bei der ein deutscher Höhlenforscher aus 950 Meter Tiefe geborgen werden konnte – ein besonderes Kapitel alpiner Rettungsgeschichte.

Der Untersberg

Untersberger Marmor

Der hauptsächlich aus Kalkstein bestehende Untersberg ist aber auch für seinen Marmor bekannt, der schon in der Römerzeit abgebaut wurde. Auch heute noch ist ein Steinbruch in Grödig aktiv. Die Farbe des Steines variiert von hellbeige bis rötlich. Von der Fassade des Salzburger Doms bis hin zur Walhalla bei Regensburg war und ist der Kalkstein beliebt bei Architekten und Steinbildhauern.

Der Untersberg
TVB Grödig

Sagenhaft und mystisch

Die Höhlen im Untersberg haben uns auch unzählige Sagen und mystische Geschichten rund um den Berg beschert. Der Legende nach soll Kaiser Karl im Untersberg hausen und über kleine Bergbewohner herrschen, die „Untersberger Mandln“.

Er sitzt an einem steinernen Tisch, und wenn sich sein Bart dreimal rund um den Tisch wickelt, wird die Welt untergehen. Aber auch von dieser Sage gibt es viele verschiedene Versionen. Außerdem besitzt der Untersberg eine mystische Aura für Schamanen und Druiden. Der Dalai Lama bezeichnete ihn einst bei seinem Besuch in Salzburg als „Herz-Chakra Europas“.

Untersberg Gipfelkreuz
TVB Grödig

Märchenhaft ist auf alle Fälle die Aussicht, die man von oben genießen kann. Der Panoramablick reicht von der Stadt Salzburg in die Berchtesgadener Alpen. Bei schöner, klarer Luft sieht man sogar den Olympiaturm in München und die Bischofsmütze im Salzburger Pongau.

Der Berg als Arbeitsplatz

Der Untersberg ist auch Arbeitsplatz – nicht nur für Hüttenwirte, die den hungrigen Gästen heimische Schmankerl servieren. Hier kommt sommers wie winters Johannes Schmitzberger herauf.

Rauchfangkehrer am Untersberg
TVB Grödig

Der Rauchfangkehrer aus Berufung kehrt seit fast 40 Jahren in den acht Hütten auf dem Untersberg den Ruß aus den Rauchfängen. Es wird dort oben ausschließlich mit Holz geheizt, deshalb ist es besonders wichtig, dass der Kamin gut zieht. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es in Salzburg Rauchfangkehrer. Die Erzbischöfe importierten diesen Beruf aus Italien.

Wegschild am Untersberg
TVB Grödig

Wenn der Ofen richtig heiß ist, können die Bergsteiger, Wanderer, Seilbahntouristen und Kletterer eine saftige Portion Kaiserschmarrn oder eine Kaspressknödelsuppe mit viel Schnittlauch genießen.

Ob bei den Hüttenwirten im Stöhrhaus, unterhalb des Berchtesgadener Hochthrons, in der ToniLenz-Hütte bei der Schellenberger Eishöhle, im Zeppezauerhaus unterhalb des Salzburger Hochthrons oder auf der Hochalm, oberhalb der Bergstation der Untersbergseilbahn – auch Hüttenwirt ist ein Beruf am Untersberg.

Der Untersberg am südwestlichsten Rand des Salzburger Beckens, nur 7,5 Kilometer Luftlinie von der Stadt Salzburg entfernt, ist ein Berg mit steilen und schroffen Hängen, mit Felsen und Anstiegen, mit Höhlen und Löchern – eine „himmlische Naturschönheit“. Ihn zu besteigen verlangt aber immer Respekt und auch bergsteigerisches Können. Auch wer sich von der Gondel zum Gipfelsieg verhelfen lässt, sollte sich bei jedem Schritt bewusst sein, dass er sich im Hochgebirge bewegt.