Eine Frau macht mit ihrem Rad Pause unter einem Baum
ORF/Dominique Hammer
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Politik

Wirtschaftskammer gegen immer mehr Teilzeitarbeit

Bedroht die zunehmende Teilzeitarbeit den Sozialstaat? Die Salzburger Wirtschaftskammer sieht das so. Sie präsentiert dazu nun Daten und Fakten sowie Vorschläge, um mehr Beschäftigte wieder in Vollzeit zu bringen. Eine Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche müsse her.

Es sind vor allem berufstätige Frauen mit Kindern, die in Österreich für die zweithöchste Teilzeitquote in der EU sorgen. Ihr Anteil liegt bei gut 30 Prozent. Nur die Niederlande haben eine noch höhere Quote.

Die meisten wollen „Work-Life-Balance“

Dabei stehe in Österreich das Thema Kinderbetreuung nicht einmal an erster Stelle bei den Gründen für Teilzeit. Das habe die Salzburger Wirtschaftskammer bei ihren Mitgliedsbetrieben erhoben, sagt Lorenz Huber, Leiter der Abteilung Sozial- und Arbeitspolitik in der Kammer: „Bei rund 55 Prozent geht es um verstärkte Work-Life-Balance, die fehlende Kinderbetreuung kommt erst an dritter Stelle.“

„Mehr Menschen in Vollzeit bringen“

Wirtschaftskammerpräsident Peter Buchmüller ergänzt, die Teilzeit bedrohe den Sozialstaat: „Auch ein Drittel der Männer arbeitet schon in Teilzeit. Der Sozialstaat ist aber auf Vollzeit ausgerichtet. Wir müssen schauen, dass mehr Menschen in Vollzeit gehen oder die Stunden erhöhen.“

Die Teilzeit als neue Vollzeit – für die Wirtschaft ist das laut eigenen Angaben ein Schreckensszenario. Bis 2040 würden in Salzburg rund 25.000 Vollzeit-Arbeitskräfte fehlen. Zu bekommen seien diese schon heute nur noch schwer, schildert der Kammerpräsident seine Erfahrungen aus dem eigenen Betrieb: „Ich hatte eine Vollzeitkräfte ausgeschrieben und musste drei Teilzeitkräfte einstellen, um diese auszufüllen.“

Kritik an Steuerpolitik: „Leistungsträger bestraft“

Buchmüller spricht von einer ungerechten Verteilung und nimmt die Politik in die Pflicht: „Die Leistungsträger werden mit hohen Steuern bestraft. Es braucht mehr Anreize, um wieder mehr zu arbeiten.“

Die Wirtschaftskammer will auch die Altersteilzeit reduzieren – ebenso die Zuverdienstgrenzen bei Arbeitslosigkeit.
In der Wirtschaftskammer Salzburg selbst liegt die Teilzeitquote mit gut 36 Prozent übrigens über dem österreichischen Durchschnitt.