Bienen und Hummeln erleben heuer einen zwiespältigen Frühling. Zuerst kam der trockene und warme März, nun wieder der Wettersturz mit Kälte und Neuschnee. Wegen der frühen Wärme sind heuer viele Arten auch früher ins Leben gestartet. Das könnte nun unangenehm bis gefährlich für sie werden.
ORF/Kurt Lindner
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Wirtschaft

Warme Tage und frühe Blüte stressen Bienen

Wegen der großen Frühlingswärme geraten Bienen in Stress, sagen Salzburger Imker. Derzeit stehen viele Nahrungsquellen gleichzeitig in Blüte. Das Überangebot sei für die rund 27.000 Salzburger Bienenvölker kein Segen. Sollte es bis Ende Mai wieder kalt werden, dann drohen dramatische Ausfälle bei der Ernte von Honig, heißt es.

Zum Beispiel die Bienen in der Schlossimkerei Fuschl (Flachgau) haben derzeit ein Schlaraffenland. Entsprechend groß sind schon ihre Völker, und viele Pflanzenarten stehen heuer gleichzeitig in Blüte.

Besser wäre, sie würden nacheinander blühen, sagt der Imker Thomas Renner: „Wenn der Imker nicht dahinter ist, dann haben die Bienen über den Sommer ein großes Problem. Bei einem Kälterückschlag gäbe es keine Jause mehr für die Bienen."

Zu lange Nahrungspausen schädlich

Trachtlücke heißt das in der Fachsprache. Und diese Hungerstrecken würden für Bienen immer länger, schildert Reinhard Hetzenauer vom Österreichischen Imkerbund: „Sie überleben das nur eine gewisse Zeit, weil sie im April viel Nahrung eingetragen haben. Ist diese Pause aber zu lange, dann hungern sie gegen den Sommer hin, und wir müssten sie dann sogar füttern."

Hoffen auf kommende „Waldtracht“

Dauert eine Hungerstrecke statt zwei Wochen gar drei oder vier, dann brauchen die Bienen ihren Honig zunehmend selbst als Nahrung, betont Andreas Brieger vom Salzburger Landesverband für Imkerei: „Die Waldtracht kommt nach der Blütentracht des Frühlings erst mit Ende Juni, wo es dann wieder mehr Nektar gäbe."

Heimischer Honig könnte knapp werden

Im letzten Jahr konnten 80 Prozent der rund 2.800 Salzburger Männer und Frauen, die Bienen züchten, keinen Honigertrag erzielen, ergänzt Thomas Renner. Der Imkerhof-Chef befürchtet, dass es auch heuer kein gutes Honigjahr werden dürfte: „Viele sagen, ihre Reserven sind erschöpft. Heimischer Honig aus Salzburg wird wahrscheinlich knapp werden."

Wie viel heimischen Honig es heuer geben wird, das hänge stark davon ab, wann die nächste Kältewelle in diesem Frühling kommt – und wie lange sie dauert.