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Soziales

Eine Milliarde Euro statt Herabsetzung der Strafmündigkeit

Mehr Geld für die Prävention statt einer Senkung der Strafmündigkeit hat der Dachverband der Österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen (DÖJ) am Wochenende in Salzburg gefordert. Konkret brauche es eine Milliarde Euro und die Rückkehr in die Bundesverantwortung.

Am Wochenende haben sich in Salzburg 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Kinder- und Jugendhilfeorganisationen aus ganz Österreich zu einer Tagung getroffen. Die Kinder- und Jugendhilfe in Österreich stehe an einem kritischen Punkt, waren sich die alle Expertinnen und Experten einig. Der anhaltende Mangel an Fachkräften führe zu einer schwer zu bewältigenden Herausforderung in Bezug auf die Betreuungsqualität und zur Schließung von Einrichtungen. Öffentliche Unterstützung beschränke sich mehr und mehr auf die ganz drastischen Fälle.

Präventive Jugendhilfe fehlt

In der Politik würden einfache, aber ineffektive Lösungen wie die Senkung des Strafmündigkeitsalters diskutiert. Es gebe jedoch ein eklatantes Defizit präventiver Jugendhilfe. Dieser Mangel sei vor vier Jahren durch das Ende der zentralen Steuerung der Kinder- und Jugendhilfe auf Bundesebene hin zu den Ländern verschärft worden.

Christian Posch, Präsident der Kinderrechteorganisation FICE Austria, betonte die Dringlichkeit einer Investition von einer Milliarde Euro in die Hilfe für Kinder und Jugendliche, etwa für Jugendhilfe, offene Jugendarbeit etc., anstelle einer Senkung des Strafmündigkeitsalters.

DÖJ: Zuständigkeiten der Bundesländer führe zu Stillstand

Hubert Löffler vom DÖJ wies auf die erheblichen Unterschiede in der Jugendhilfe der einzelnen Bundesländern hin. Er kritisiert die Versteinerung der Jugendhilfe. So brauche etwa jede Änderung der Standards die Zustimmung aller anderen Bundesländer, was zu einem dauerhaften Stillstand führe.

Der Obmann des DÖJ, Gerald Herowitsch-Trinkl appellierte, an die Politik, die Erfahrung der Fachkräfte bei ihren politischen Entscheidungen zu nutzen, um falsche Entscheidungen wie die in Bezug auf die „Verländerung“ der Kinder-und Jugendhilfe zu vermeiden bzw. nun wieder zu reparieren.