Kultur

Pianist Pollini in Mailand verstorben

Der international bekannte italienische Pianist und Dirigent Maurizio Pollini ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Er war auch viel in Österreich zu Gast, auch bei den Salzburger Festspielen. Zu seinem Repertoire gehörten die großen Klavierwerke der Klassik und viel zeitgenössische Musik.

Auch die Salzburger Festspiele trauern: „Mit Maurizio Pollini verliert die Musikwelt einen der ganz großen, einen der wesentlichsten Pianisten unserer Zeit. Seine jährlichen Auftritte zählten seit seinem Debüt 1973 zu den unvergesslichen Sternstunden der Salzburger Festspiele. Ausgestattet mit einer stupenden Technik, einem unbestechlichen Intellekt und interpretatorischem Mut, ging Maurizio Pollini weit über das für einen Pianisten seines Ranges Erwartbare hinaus“, hieß es Samstag in einer Aussendung.

Die Todesnachricht kam nun vom Opernhaus seiner Heimatstadt Mailand, dem Teatro alla Scala. Man trauere um „einen der großen Musiker unserer Zeit“, hieß es.

1960 der Durchbruch in Polen

Den Durchbruch hatte der Architektensohn schon mit 18 Jahren geschafft, als er 1960 in Warschau den begehrten Chopin-Wettbewerb gewann. Der damalige Leiter der Jury, die Klavier-Legende Arthur Rubinstein, lobte: „Dieser Junge spielt besser Klavier als jeder von uns.“ Weiteren Schliff holte er sich bei Arturo Benedetti Michelangeli, einem anderen Großmeister. Auf diesem Grundstein baute der Mailänder eine Weltkarriere auf.

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Pollini  am 29. Oktober 2017 in Hamburg bei der Verleihung des Echo-Klassik-Preises
Archivbild: dpa/Axel Heimken
Pollini am 29. Oktober 2017 in Hamburg bei der Verleihung des Echo-Klassik-Preises
Pollini  am 29. Oktober 2017 in Hamburg bei der Verleihung des Echo-Klassik-Preises
Archivbild: dpa/Axel Heimken
Pollini am 29. Oktober 2017 in Hamburg bei der Verleihung des Echo-Klassik-Preises

Neben Klassik auch Nono, Stockhausen und Boulez

Kritiker beschreiben seinen Stil als unsentimental und intensiv, perfekt und einzigartig, formklar und brillant. Klavierkonzerte, Sonaten und Balladen, von Frédéric Chopin, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven, solo oder im Orchester – dies war die eine Seite Pollinis. Über die Jahrzehnte weitete er sein Programm aber auch aufs Zeitgenössische aus: Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen oder Pierre Boulez.

Er suchte den Kontakt mit der Arbeiterkultur

Pollini spielte auch in Sportzentren und Fabrikhallen. 1976 wurde er in einer Kritiker-Umfrage gar zum „besten Pianisten der Welt“ gekürt. An der Scala, seiner Heimatbühne, trat er im Lauf der Jahrzehnte nicht weniger als 168 Mal auf. Das letzte Konzert gab er dort im Februar vergangenen Jahres. Wer ein Beethoven-Quartett zu schätzen wisse, der sei ja wohl auch in der Lage, zeitgenössischer Musik zu folgen – nach dieser Devise stellte Pollini viele seiner Konzertabende zusammen.