Bienen auf Wabe
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Umwelt

Warmer, langer Herbst schwächte Bienen

Der sehr lange, sehr milde Herbst hat paradoxerweise so manches Bienenvolk in Salzburg geschwächt, beobachten Imker. Denn durch die lange Bruttätigkeit im Herbst brauchen die Bienen im Frühling Zusatznahrung.

Bienen halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe. Sie leben in dieser Zeit quasi in Zeitlupe, um Energie zu sparen. Doch jetzt im März sind sogar die Bienen der Landwirtschaftlichen Fachschule Tamsweg (Lungau) in mehr als 1.000 Meter Seehöhe schon aus dieser Winterruhe erwacht – und sie sind in Fresslaune. Denn nach einem milden Winter starten sie recht früh in die Saison.

„Völker sind sehr schwach“

Durch die fleißige Bruttätigkeit im Herbst sind sie paradoxerweise schwach aufgestellt: „Wir haben jetzt im Frühjahr festgestellt, dass die Völker sehr schwach sind“, sagt Andrea Lenzhofer, Landesjugendreferentin für Bienenkunde. „Das hat den Grund, dass Winterbienen, die im Herbst sehr viel arbeiten, die sterben dann einfach auch im Frühjahr. Deswegen gilt es, die Völker möglichst zu stärken.“ Das passiert heute mit einem Biofutterteig aus Zuckerrohr.

Auf der Stockwindel – einer Kunststoffplatte am Boden eines Bienenstocks – erkennt man Pollenarten, Wachs- und Zuckerreste und leider auch schädliche Milben. Diese konnten sich in den langen Wärmeperioden gut entwickeln.

Klimawandel für Imker „ein großes Thema“

„Klimawandel ist natürlich ein ganz großes Thema und Klimawandel wird auch die ganzen Trachtpflanzen bei uns verändern hinsichtlich Vegetation“, weiß Lenzhofer. „Und da muss ich mich als Imker auskennen, was muss ich tun, was brauchen die Bienen? Einfach das ganzheitliche Verstehen ist mir sehr wichtig, dass sie das kennen und dass sie dann auch mit einem guten Wissen ausgestattet sind für die Zukunft.“

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Älterer Imker erklärt Jungimkerin Arbeit mit Bienen
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Älterer Imker erklärt Jungimkerin Arbeit mit Bienen
Lehrerin erklärt Schülern Die Hinterlassenschaften auf der Stockwindel eines Bienenstocks
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Lehrerin erklärt Schülern die Hinterlassenschaften auf der Stockwindel eines Bienenstocks

Landwirtschaftsschüler lernen von erfahrenen Imkern

Bei der Landwirtschaftlichen Fachschule im Lungau kontrollieren erfahrene Imker gemeinsam mit Schülern, wie gut die Bienen über den Winter gekommen sind. Als angehende Imkerin muss man einen Bienenstock öffnen und die Waben richtig lesen können. Dazu hat man am Anfang am besten einen erfahrenen Imker an der Seite und eine gute Portion Gelassenheit.

„Wenn du ganz ruhig bist, dann sind die Bienen eigentlich auch ruhig“, schildert Kerstin Hartl, Landwirtschaftsschülerin in Tamsweg. „Wenn du hektisch bist, dann werden sie auch hektisch und dann stechen sie vielleicht.“ Das Wissen eignen sich die Schüler auch im Trockentraining an: Die Fotobeute im Schaubienenstock – eine abfotografierte Wabe – dient als Lehrmittel.

Imkernachwuchs hilft Bienen nach dem Winter

An der Landwirtschaftlichen Fachschule Tamsweg im Salzburger Lungau wird der Imkernachwuchs geschult. Gemeinsam mit erfahrenen Imkern und Imkerinnen kontrollieren die Jugendlichen unter anderem, wie gut die Bienen über den Winter gekommen sind und wie es mit Futtervorräten aussieht.

Imkerei „fürs ganze Jahr interessant“

Für Leonhard Gruber vom Landesverband für Imkerei und Bienenzucht ist die Arbeit mit Bienen eine Schule fürs Leben – und die soll auch dem Imkernachwuchs zugutekommen: „Es ist einfach zusammenhängend fürs ganze Jahr interessant. Man sieht das Jahr anders, man fühlt anders mit, man spürt Sachen anders, viel intensiver, was sonst oft verloren ginge.“

Und dieser Gedanke trifft auf fruchtbaren Boden: „Bienen, das sind coole Tiere, die brauchen wir, die sind sehr wichtig für uns“, sagt Landwirtschaftsschüler Kilian Steer. „Und ich finde auch, dass es eine gemütliche Arbeit ist, ein bisschen zum Herunterkommen.“ Auch sein Schulkollege Matthias Schaidreiter weiß: „Es ist schon interessant, was du aus so einem Bienenstock rausholen kannst. Es gibt so viele Produkte, eigentlich. Jeder kennt nur den Honig. Du kannst Propolis verwerten, Pollen kannst du verwerten, Wachs kannst du verwerten, du kannst eigentlich alles verwerten.“

Freifach für Bienenkunde in Landwirtschaftsschule

Letztes Jahr konnte ein Schüler der Landwirtschaftlichen Fachschule Tamsweg sogar den dritten Platz bei den Staatsmeisterschaften der Jungimker holen. Generell wird die Imkereiszene jünger. In Tamsweg reagiert man mit einem zusätzlichen Freifach in Bienenkunde.