Die Raiffeisenbank Flachgau-Mitte ist offenbar Opfer einer großen Veruntreuung bei Immobilienkrediten geworden. Bei 20 Millionen Euro an Krediten bestehe der Verdacht, dass Treuhänder das Geld nicht widmungsgemäß verwendet haben sollen. Das betonte der Raiffeisenverband Salzburg (RVS) am Mittwoch.
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Raiffeisenbank wohl Opfer von Millionenveruntreuung

Die Raiffeisenbank Flachgau-Mitte ist offenbar Opfer einer großen Veruntreuung bei Immobilienkrediten geworden. Bei 20 Millionen Euro an Krediten bestehe der Verdacht, dass Treuhänder das Geld nicht widmungsgemäß verwendet haben sollen. Das betonte der Raiffeisenverband Salzburg (RVS) am Mittwoch.

Konkret seien diese 20 Millionen Euro an Krediten im Lauf der letzten zwei bis drei Jahre an drei Bauträger für Projekte in Wien und Umgebung vergeben worden, hieß es auf ORF-Anfrage beim Raiffeisenverband Salzburg. Dabei soll es bei involvierten Treuhändern, die ebenfalls im Großraum Wien tätig sind, zu Malversationen gekommen sein. Dafür gebe es „klare Indizien“, so Raiffeisen. Die ausbezahlten Kredite seien nicht widmungskonform verwendet und die grundbücherlichen Besicherungen nicht ordnungsgemäß durchgeführt worden.

In der betroffenen Raiffeisenbank Flachgau-Mitte sind die Raikas Eugendorf, Hallwang, Bergheim und Plainfeld zusammengeschlossen, die Zentrale ist in Eugendorf. Für die Kunden der Bank gebe es durch den Fall aber keinen Schaden, betonte der Raiffeisenverband.

„Substanzieller Teil“ der 20 Millionen Euro betroffen

Eine Anzeige bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft sei noch nicht erfolgt, hieß es auf ORF-Anfrage. Davor wolle die Bank noch den Fall intern aufarbeiten. Damit sei der Präsident der Salzburger Rechtsanwaltskammer, Rechtsanwalt Wolfgang Kleibel, beauftragt worden. Er soll jetzt unter anderem herausfinden, wie hoch die tatsächliche Schadenssumme ist. Der Raiffeisenverband geht aktuell davon aus, dass ein „substanzieller Teil“ der 20 Millionen Euro an Krediten veruntreut worden sein könnte. Sobald Details geklärt sind, werde eine Anzeige zur Strafverfolgung erstattet.

Problematisch sei, dass es keine Besicherung für Teile dieser Kredite gebe, erläuterte Anna Doblhofer-Bachleitner, Mitglied der Geschäftsleitung des Raiffeisenverbands Salzburg, auf APA-Anfrage. Es habe nicht so funktioniert, wie es vereinbart gewesen sei. Die Unterlagen und Vorkommnisse seien relativ umfassend.

Rechtsanwaltskammer Wien eingeschaltet

Da es sich um eine mutmaßliche Verletzung der Treuhänderschaft handle, sei auch die zuständige Rechtsanwaltskammer Wien bereits mit dem Fall befasst worden, so der Salzburger Raiffeisenverband: „Die umfassende Prüfung der Vorgänge ist noch nicht abgeschlossen, deshalb können weitere Details derzeit nicht dargestellt werden.“

Die Zentrale des Raiffeisenverbandes (Raiffeisenbank) Salzburg an der Schwarzstraße von außen bei Nacht
ORF/Georg Hummer
Der Raiffeisenverband Salzburg betont, dass er die Raiffeisenbank Flachgau-Mitte unterstützen werde, wenn sie Probleme beim gesetzlich vorgeschriebenen Eigenkapital bekommen sollte

Raiffeisenverband stützt Bank bei Eigenkapital

Weder für Privat- noch Geschäftskunden oder Mitarbeiter sei ein Schaden entstanden, betonte Raiffeisen. Das Wichtigste sei jetzt, dass die Bank die Sicherheit erhalte, dass die Verpflichtungen erfüllt werden. Sollte die Raiffeisenbank Flachgau-Mitte durch einen Ausfall des 20-Millionen-Kredits Probleme bei der gesetzlich vorgeschriebenen Eigenkapitalausstattung bekommen, werde der Raiffeisenverband rasch einspringen, erklärte Raiffeisen-Salzburg-Generaldirektor Heinz Konrad in einer Aussendung: „Wir haben den Beschluss gefasst, jederzeit der Raiffeisenbank Flachgau-Mitte unter die Arme zu greifen, wenn der Schaden, der gerade aufgearbeitet wird, für die Bank alleine zu groß sein sollte.“

Der Raiffeisenverband stehe hier mit seiner gesamten wirtschaftlichen Kraft zur Verfügung, konstatierte Konrad: „Wir werden sicherstellen, dass alle Verpflichtungen gegenüber allen Geschäfts- und Privatkunden erfüllt werden. Das Tagesgeschäft in den vier Bankstellen Bergheim, Eugendorf, Hallwang und Plainfeld geht mit den rund 40 Beschäftigten in gewohnter Weise weiter.“ Es gebe für diese institutionelle Lösung innerhalb von Raiffeisen Salzburg verschiedene Wege. Diese würden nun von den Gremien des RVS geprüft und nach der Entscheidung zeitnah umgesetzt. In der Raiffeisen-Bankengruppe-Salzburg sind ja der Raiffeisenverband und die 33 selbstständigen Raiffeisenbanken des Bundeslandes zusammengefasst.