Eine pakistanische Frau weint an Katherina Sapnas Schulter.
Missio Österreich
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Politik

Pakistanische Aktivistin zu Besuch in Salzburg

Eine pakistanische Menschenrechtsaktivistin hat in Salzburg auf Einladung der Hilfsorganisation „missio“ über ihren humanitären Einsatz berichtet. Besonders für Frauen und Mädchen, die der christlichen Minderheit angehören, ist die Lage in Pakistan verheerend, erzählte Katherina Sapna bei ihrem Vortrag.

Zwangskonversionen, Zwangsverheiratungen, sexualisierte Gewalt und Diskriminierung – damit sind viele junge Christinnen und Angehörige anderer Minderheitenreligionen in Pakistan konfrontiert. Seit mittlerweile 20 Jahren setzt sich Katherine Sapna für die benachteiligten Frauen ein: „Es wird jeden Tag schlimmer, vor einiger Zeit haben viele Menschenrechtsorganisationen und auch Bürger gegen diese Gewalt demonstriert, aber es hat sich nichts verändert.“

Tausende Mädchen entführt und zwangsverheiratet

Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass jährlich rund 1.000 Mädchen und Frauen entführt und mit älteren muslimischen Männern verheiratet werden. Gemeinsam mit einem Team von Anwälten unterstützt Katherine Sapna die Frauen.

Seit 2015 konnte sie 1.000 Mädchen in den Einrichtungen ihrer Hilfsorganisation Schutz und Unterbringung bieten und hunderten Frauen Rechtsbeistand vor Gericht leisten. „Wir helfen den Opfern und retten sie aus ihren schlechten Situationen. Wenn sie eingesperrt, zwangskonvertiert und zwangsverheiratet werden, erhalten sie keine medizinische Hilfe. Wir holen sie raus, bieten zwangskonvertierten Mädchen medizinische und psychologische Hilfe in Krankenhäusern an, um ihre Traumata zu heilen“, sagt Sapna im ORF-Interview.

Christliche Minderheit wird verfolgt

Sapna setzt sich auch für Menschen ein, denen zu Unrecht Straftaten vorgeworfen werden. Das geschehe besonders oft nach dem Blasphemiegesetz, dass im mehrheitlich muslimischen Pakistan politisch instrumentalisiert wird. Im Sommer des vorigen Jahres haben mehrere hundert Muslime ein christliches Viertel im Osten Pakistans angegriffen und dabei Kirchen, Häuser und einen Friedhof zerstört. Unliebsame Personen religiöser Minderheiten werden der Blasphemie bezichtigt und landen im Gefängnis.

„Mein Vater war auch fälschlicherweise angeklagt und im Gefängnis. Ich komme aus einer armen Familie, nur mein Vater hat verdient und wir waren sechs Kinder in Ausbildung. (…) Wir konnten keinen guten Anwalt für meinen Vater finden, es war sehr schwierig für uns, er wurde für lange Zeit eingesperrt. Nach eineinhalb Jahren ist er im Gefängnis an einem Herzinfarkt gestorben, seitdem habe ich beschlossen, für diejenigen zu arbeiten, die keine Anwälte haben und die so kämpfen wie ich“, sagt Sapna.

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Ein christliches Gebetshaus wird verwüstet.
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Die Kirche eines christlichen Viertels im Osten Pakistans wird verwüstet
Ein christliches Gebetshaus wird verwüstet und die Möbelstücke auf der Straße angezündet.
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Die Einrichtung der christlichen Kirche wird auf der Straße verbrannt
Eine junge Frau stillt ein Baby.
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Mädchen und junge Frauen, die religiösen Minderheiten angehören, sind in Pakistan besonders benachteiligt
Katherina Sapna im Interview mit dem ORF Salzburg.
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Katherine Sapna ist selbst Christin. Sie setzt sich seit Jahren für benachteiligte Frauen in Pakistan ein
Straßenszene in Pakistan.
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Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass in Pakistan jährlich rund tausend christliche Mädchen zwangsverheiratet werden

Vorträge sollen sensibilisieren

Zurzeit ist Katherine Sapna in Österreich unterwegs und hält Vorträge über ihre Entwicklungsarbeit. Sie möchte den Westen für die schwierige Situation in Pakistan sensibilisieren: „Jetzt weiß ich, dass die Leute in Europa, die in freien Ländern leben – ich kann nicht sagen, dass sie sich um nichts kümmern – aber sie sind sich der Probleme auf der Welt oft nicht bewusst. Etwa wie die christliche Minderheit in Pakistan verfolgt wird.“

Pakistanerin berichtet über Diskriminierung von Christinnen

Zu den zahlreichen Krisenherden auf der Welt zählt auch Pakistan. Eine pakistanische Menschenrechtsaktivistin war auf Einladung der christlichen Hilfsorganisation „missio“ vergangene Woche in Salzburg und hat über ihren Einsatz für Frauen der christlichen Minderheit berichtet.