GSWB-Geschäftsführer Peter Rassaerts wird aus seinem Job abberufen.
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Wohnbau-Affäre: GSWB-Chef Rassaerts muss gehen

GSWB-Geschäftsführer Peter Rassaerts wird aus seinem Job abberufen. Das haben Mittwochnachmittag der Salzburger Bürgermeister Harald Preuner und Landeshauptmann Wilfried Haslauer (beide ÖVP) entschieden. Sie sind Eigentümervertreter der seit Wochen von einer Affäre erschütterten gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft.

„Wir haben heute vereinbart, dass der Vertrag mit Direktor Rassaerts vorzeitig und einvernehmlich aufgelöst wird“, sagte Landeshauptmann Haslauer dem ORF am Mittwochnachmittag. Der Vertrag habe eine Laufzeit bis 31.8.2025 gehabt, so der Salzburger Regierungschef: „Er ist jetzt mit 30.9.2024 beendet. Wir werden nun entscheiden, ob wir künftig einen oder zwei Geschäftsführer brauchen. Das wird dann umgehend gemacht.“

Haslauer: „Sehe Verhalten als sehr problematisch“

War Auslöser dieser Entwicklung, dass das Kontrollamt – salopp formuliert – bei Fragen zum Kunden-Service der GSWB angelogen wurde? Das fragte ORF-Redakteur Karl Kern den Landeshauptmann.

Haslauer antwortete, er sehe das in der Tat als sehr problematisch an: „Das haben wir auch rechtlich prüfen lassen. Es wird aber rechtlich nicht so intensiv bewertet, dass eine sofortige Beendigung des Dienstverhältnisses daraus resultieren könnte – oder mit sehr hohem Risiko. Es ist wichtig, dass nun Friede einkehrt, und die GSWB in Ruhe für Salzburg arbeiten kann.“

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Rassaerts geht am Mittwoch zur Aufsichtsratssitzung der GSWB

Bald außerordentliche Generalversammlung

Die Affäre dreht sich – wie ausführlich berichtet – um rund 1.500 Kundenbeschwerden, die kurz vor der Prüfung durch das städtische Kontrollamt auf Anweisung der Geschäftsleitung als „erledigt“ markiert worden sein sollen.

Zunächst hatte das Management der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft unter Peter Rassaerts diese Vorgänge bestritten. Mittlerweile sei aber klar, dass man Informationen vorenthalten wollte, heißt es bei den Kritikern.

Unternehmer soll aus Krise geführt werden

Die am Mittwoch vom Aufsichtsrat beschlossene Sitzung der GSWB-Generalversammlung soll nun binnen zwei Wochen stattfinden. Dem Vernehmen nach hatten Rassaerts schon am Mittwoch zahlreiche Aufsichtsräte das Vertrauen entzogen, hieß es nach dem Treffen. Zugleich dürften Mittwoch zahlreiche Beschlüsse gefasst worden sein, um die GSWB aus der Krise zu führen – etwa eine Analyse sämtlicher offener Kundenanliegen oder eine Neuaufstellung der Kommunikationsstrategie.

Worum genau dreht sich die Affäre?

Auslöser für die Turbulenzen war eine Prüfung des städtischen Kontrollamtes im vergangenen Dezember. Am Tag vor der Prüfung ersuchte einer der vier Prokuristen der GSWB in einer internen E-Mail, sämtliche offene Tickets im Kundenservice (bei jeder Kundenanfrage oder Beschwerde wird ein sogenanntes Ticket angelegt) ab dem 14. September 2023 entsprechend zu bearbeiten. Alle weiter zurückliegenden Tickets würden automatisch auf erledigt gesetzt. „Es findet Donnerstag ein Termin mit Mitarbeitern des Kontrollamtes im Kundencenter statt, bei dem sich das Kontrollamt über die Abläufe informieren will. In diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass auch das Ticketsystem einer genaueren Betrachtung unterzogen wird.“

Prüfer sahen sich Ticketsystem genauer an

Diese Mails gelangten aber noch vor dem Besuch des Kontrollamtes in die Hände der Prüfer. Beim Termin in der GSWB habe man dann extra nachgefragt, ob es noch ältere unerledigte Tickets gebe. "Das ist verneint worden, sagte Kontrollamtsdirektor Alexander Niedermoser am Mittwoch in den „Salzburger Nachrichten“. Es seien lediglich zwei oder drei ältere Tickets gefunden worden, die „durchgerutscht sein dürften“. Erst am nächsten Tag hat das Kontrollamt den Prokuristen mit dem Inhalt der E-Mails konfrontiert. „Dieser hat uns bestätigt, dass die Vorgehensweise in einer Geschäftsleiterbesprechung so festgelegt worden sei.“ Die offenen Tickets habe man in eine Excel-Datei verschoben und werde sie später wieder einspielen.

„Viele Tickets offen“

Die Prüfer erstatteten daraufhin der GSWB einen weiteren Besuch und erhielten nun die vollständige Aufstellung. „Das waren 1.566 offene Tickets von 1. Jänner 2021 bis 13. September 2023.“ Insgesamt seien bis Anfang Dezember 4.238 Tickets offen gewesen. Die GSWB habe festgestellt, dass 1.438 Tickets pensionierten, ausgetretenen oder verstorbenen Mitarbeitern zugeordnet waren. „Da hat es gar keine Mitarbeiter mehr gegeben, die das hätten bearbeiten können“, sagte der Kontrollamtschef.

„Trickserei“ seit Wochen Medienthema

Ende Jänner 2024 gelangte die „Trickserei“ in die lokalen Medien, wo nicht nur darüber berichtet wurde, sondern auch über einzelne Fälle von unzufriedenen Kunden. Die Sache wurde außerdem zum Politikum, und gestern, Dienstag, auch zur Chefsache: Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bürgermeister Harald Preuner (beide ÖVP) erteilten ob des zunehmenden Drucks der Opposition und wohl auch der anstehenden Gemeinderatswahl am 10. März eine schriftliche Weisung an die Geschäftsführung: „In den letzten Tagen wurde in breiter Öffentlichkeit Kritik an der Hausverwaltung der GSWB anhand von Einzelfällen laut, die der Reputation des Unternehmens erheblichen Schaden zugefügt haben. Daher haben wir mittels einer ‚Gesellschafter-Weisung‘ die Geschäftsführung angewiesen, die bestehenden Mängel so rasch als möglich zu beheben und eine umfassende Organisationsanalyse in den Bereichen Beschwerdemanagement und Hausverwaltung in die Wege zu leiten und bis Juni 2024 umzusetzen“, hieß es in einer Pressemitteilung.

Riesiger Apparat für gemeinnützigen Wohnbau

Die GSWB verwaltet laut Geschäftsbericht von 2022 rund 42.000 Verwaltungseinheiten, darunter gut 25.000 Wohnungen, 17.000 davon sind im Eigentum der GSWB. Der Umsatz im Jahr 2022 betrug 139,4 Mio Euro, es wurde ein Bilanzgewinn von 15,4 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Bauvolumen betrug 2022 gut 45 Millionen Euro. Das Unternehmen hat 185 Bedienstete, 2006 waren es noch 245. Die GSWB ist die größte gemeinnützige Wohnbauvereinigung im Land Salzburg.